„Tatort“-KritikAn den Haaren herbeigezogener Doppelgänger-Plot

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Tatort_aus_Münster

Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl, r.) und Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) an der JVA Münster in einer Szene der „Tatort“_Folge „Spieglein, Spieglein“

Der Fall

Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) müssen einen mysteriösen Fall klären. Ein Serienmörder tötet Menschen, die Mitgliedern des Ermittler-Teams ähnlich sehen. Zuerst trifft es ein Frau, die Staatsanwältin Klemm (Mechthild Grossmann) wie aus dem Gesicht geschnitten ist, dann eine Doppelgängerin von Boernes Assistentin Haller (Christine Urspruch), später wird ein Kollege von Thiels Vater erschossen.

Die Auflösung

Dass sich jemand an Kommissar Thiel rächen wollte, war schnell klar. Zunächst verdächtige er einen ehemaligen Häftling, den er ins Gefängnis gebracht hatte.

Doch es war Sascha Kröger (Arnd Klawitter), der sich den Plan ausgedacht hatte. Der Sexualstraftäter hatte auch gleich das perfekte Alibi. Er saß nämlich noch im Gefängnis.

Er hatte die unscheinbare Verwaltungsangestellte Birgit Brückner (Kathrin Angerer) dazu gebracht, für ihn die Morde zu begehen. Sie erhoffte sich ein gemeinsames Leben mit Kröger nach dessen Entlassung.

Das Doppelgänger-Motiv

Ein Serienmörder, dessen Muster es ist, Menschen zu töten, die Mitgliedern des Teams rund um Kommissar Thiel ähnlich sehen? Auf die Idee muss man erstmal kommen. Als satirische Überspitzung des beliebten „Serienmörder handelt nach strengem Muster“-Motivs ist die Idee sogar ganz reizvoll.

Doch Drehbuchautor Benjamin Hessler beschränkt sich darauf, aus dem Stoff einen Münster-typischen Fall zu machen. Spannend wird es also nicht, es geht vor allem darum, den Figuren eine Plattform für den berühmt-berüchtigten Schlagabtausch zu bieten. Dieses Mal gibt es den dank der Doppelgänger Thiel und Boerne gleich in doppelter Ausführung. Das hätte es nun wirklich nicht gebraucht.

Fazit

Bei den „Tatort“-Folgen mit Thiel und Boerne kann man ein interessantes Phänomen beobachten: Schreien sonst immer alle „Tatort“-Puristen entsetzt auf, wenn es Abweichungen von klassischen Krimis gibt, lassen sie diesen beiden so ziemlich alles durchgehen.

Und übersehen dabei, dass sich das Team schon seit längerem vor einer dringend nötigen Erneuerung drückt. Und so werden die Meinungen auch nach diesem Film wieder auseinandergehen. Den Fans hat es sicher gefallen, alle anderen haben sich vermutlich schwer getan mit dieser Doppelgänger-Geschichte.

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