Am Deutzer HafenTheater der Keller hat endlich richtigen Ort gefunden

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Theater der Keller-Intendant Heinz Simon Keller (l.) und Alexander Ernst, künstlerischer Leiter der Tanzfaktur, am neuen Ort

Theater der Keller-Intendant Heinz Simon Keller (l.) und Alexander Ernst, künstlerischer Leiter der Tanzfaktur, am neuen Ort

  • Der traditionsreichen Kölner Bühne „der Keller“ war lange auf der Suche nach dem richtigen Ort.
  • Nun hat sie ihn gefunden – vorerst. Am Deutzer Hafen kann sie eine neue Spielstätte der Tanzfaktur nutzen.
  • Der Raum ist etwas Besonders – genau wie das neue Programm im Theater.

Köln – „Die Zukunft“, so lautet das Motto der kommenden Spielzeit im Theater der Keller, „ist ein Vogel in unserer Hand.“ Der traditionsreichen Kölner Bühne bleibt auch gar nichts anderes übrig, als ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.

Noch 53 Tage, betonte Intendant Heinz Simon Keller jetzt auf einer Pressekonferenz, dann muss das Theater aus dem Haus in der Kleingedankstraße ausziehen, das es seit 1975 bespielt hat. Zwar hat man bereits neueD Räume in der Südstadt gefunden, am Kartäuserwall 18. Doch die können frühestens zur übernächsten Saison bezogen werden – und noch versuchen die Bewohner eines dort ansässigen Selbsthilfeprojekts, denen zuvor von der Immobilienfirma LEG gekündigt worden war, die Anmietung durch das Theater zu verhindern.

Viel Zukunft

Zum Glück hat sich nun eine Interimsspielstätte am Deutzer Hafen gefunden, zudem eine, in der sehr viel mehr Zukunft stecken könnte, als die noch leere Werkshalle im Hinterhof an der Siegburger Straße 233 W verspricht. Denn an dieser Adresse ist seit 2012 die Tanzfaktur als Produktions- und Veranstaltungsort in einer ehemaligen Möbel- und Fensterfaktur aktiv.

Als die 600 Quadratmeter große Halle gegenüber dem Foyer frei wurde, hat deren Geschäftsführer Slava Gepner zugeschlagen: „Wenn gespart werden muss, wird der Tanz immer meist als erstes gestrichen“, sagte Gepner, „da freue ich mich, dass wir jetzt ein Theater einladen können.“

Man habe diesen Ort ohne einen Cent aus dem Nichts geschaffen, nicht zuletzt, weil es ausgerechnet in Köln, wo die meisten Tänzer und Choreografen Nordrhein-Westfalens leben, kein Tanzhaus gibt. Nun habe man die Möglichkeit, auch große, internationale Produktionen einzuladen: Die Vision eines Produktionshauses für Köln steht im Raum. Zuerst soll es jetzt aber mal eine glückliche Ehe zwischen dem fünf Jahre alten „Raum für Bewegung“ und dem 65-jährigen Freien Theater werden.

„Fight Club“ feiert Premiere

Von der Zusammenarbeit unter einem Dach – auch die Büros des Theater der Keller ziehen an die Siegburger Straße – versprechen sich Keller und Tanzfaktur auf jeden Fall Synergieeffekte, ein erstes Stück für Schauspieler und Tänzer, eine Adaption von Chuck Palahniuks Roman „Fight Club“, wird kommenden Januar Premiere feiern.

Zwar steht die Betriebsgenehmigung für die Halle aus, aber alles bewege sich im zeitlichen Rahmen. Ulrich Wackerhagen – der Vorsitzende des „Keller“-Trägervereins hat für sein Kulturengagement gerade das Bundesverdienstkreuz erhalten – verspricht, sich persönlich beim Baudezernenten der Stadt einzusetzen.

Demnächst in der Tanzfaktur

Premieren Theater der Keller

„Gilgi / Keun – Eine von uns“, Regie: Heinz Simon Keller, ab 26.9.

„Nichts – Was im Leben wichtig ist“, Regie: Fabian Rosonsky, ab 10.10.

„Die Mars-8-Chroniken“, Regie: Ulrike Janssen, ab 31.10. (im Orangerie-Theater)

„All das Schöne“, Regie: Matthias Köhler, ab 12.12.

„Fight Club“, Regie: Heinz Simon Keller, ab Januar 2020

„Der Zauberer von Oz – Ihr habt uns eine Zukunft versprochen“, Regie: Tom Müller, ab März 2020

Programm Tanzfaktur (Auszüge)

Sommerakademie, 11.- 27. 7.

Cheers for Fears-Festival, 20., 21. 9.

(Rh)einfach-Festival, 3.-6. 10.

„Witches“, Choreografie: Ursina Tossi, 18.-20. 10.

„Atara“, Choreografie: Reut Shemesh, 31.10- 2.11.

„Hold On“, Choreografie: Céline Bellut, 8.-10-11.

„Dreams in a Cloudy Space“, Choreografie Antje Velsinger, 22.-24.11.

„Can Touch This“, performing group, 29., 30.1.

Eröffnet wird die neue Spielstätte aber bereits am 11. Juli mit Amos Ben-Tals Choreografie „60“, im Rahmen der Sommerakademie der Tanzfaktur. Vom Herbst an werde man dann gemeinsam, so Alexander Ernst, der künstlerische Leiter der Tanzfaktur, ein unglaubliches Programm bieten können, es werde sehr trubelig werden, zumal wenn es Doppelvorstellungen in der Kammerbühne und der neuen Werkshalle gibt.

Letztere wird zunächst 120 Zuschauern auf einer Tribüne Platz bieten, nach einem Umbau voraussichtlich im Frühjahr 2020 sollen es dann 200 Sitzplätze sein. Zuerst wird wohl vor allem das Theater der Keller die Werkshalle bespielen, sechs Neuinszenierungen sind geplant, sechs Stücke (unter anderem „Tschick“, das bereits in der 185. Vorstellung läuft) sollen aus dem Repertoire übernommen werden – auch das keine einfache Aufgabe, wenn man die höchst unterschiedlichen Dimensionen der kleinen Guckkastenbühne in der Südstadt und der weiten Halle am Deutzer Hafen bedenkt.

„Bald“, sagte Heinz Simon Keller, „können sie unseren Schauspielern auch beim Laufen zugucken.“

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