Bewegende GeschichtenNS-DOK zeigt Kriegsschicksale der Kölner

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NS DOK Groß

  • Vor 80 Jahren begann mit dem Überfall Deutschlands auf Polen der Zweite Weltkrieg.
  • Das NS-Dokumentationszentrum widmet sich aktuell den Kriegserfahrungen der Kölnerinnen und Kölner.
  • Ein jüdischer Junge, der emigrieren musste, ein katholischer Widerstandskämpfer – es sind Geschichten, die bewegen.

Köln – Am frühen Morgen des 1. September 1939 überfällt die deutsche Wehrmacht den Nachbarn Polen. Nicht weniger als 60 Divisionen überschritten die Grenze, fast 1,5 Millionen Mann. Es ist der erste vollständig politisch-ideologisch motivierte Krieg, den die Welt erlebt. Die Polen seien, erklärte Hitler seinem Propagandaminister Goebbels, „mehr Tiere als Menschen“.  Dies ist der Beginn einer Katastrophe von apokalyptischen Dimensionen und unvorstellbaren Leides für unzählige Menschen – auch in Köln.

Das NS-Dokumentationszentrum widmet sich in der Sonderschau „Kölner und Kölnerinnen an Front und Heimatfront“ vom 2. September bis 3. November den Kriegserfahrungen der Kölnerinnen und Kölner. Die Geschichten bewegen uns noch heute: Ein jüdischer Junge, der nach Palästina emigrieren muss. Brüder, die an die Front kommandiert werden. Ein katholischer Widerstandskämpfer. 

NS DOK Seiwert

Das Ehepaar Seiwert zieht 1935 mit seinen vier Kindern nach Köln. Der Vater ist Altphilologe und Lehrer am Staatlichen Dreikönigsgymnasium. Der Sohn Ludwig wird 1940 in Lettland stationiert. Sein Bruder Rolf hofft, nach dem Wehrdienst in Köln Physik studieren zu können.

Noch nach Kriegsbeginn wird er sofort an die Westfront kommandiert – auf dem Foto oben ist er Anfang der 1940er Jahre in Frankreich zu sehen.  Er stirbt später auf dem Rücktransport aus russischer Gefangenschaft. Ludwig fällt 1945 in der Schlacht um Königsberg.

NS DOK Groß

Sieben Kinder hat Nikolaus Groß (oben mit Sohn Alexander). Für den gläubigen Katholiken ist die NS-Ideologie und Religion unvereinbar. Er engagiert sich im Widerstand, wird im Januar 1945 hingerichtet.

NS DOK  Schönenborn

Am 15. März 1920 wird Leopold Schönenberg (das Foto oben zeigt seine Klasse der Oberrealschule Köln-Hansaring, 1930)  in Köln als Sohn eines Arztes geboren. „6 1/4 Pfund schwer. Wohlgebildet“, notiert der Vater in sein Tagebuch. 1937 schickt die jüdische Familie den einzigen Sohn nach Palästina, die Eltern bleiben in Köln, sie wollen die Heimat nicht verlassen. Sie werden deportiert, Vater Max stirbt im Ghetto Theresienstadt, Mutter Erna wird 1944 in Auschwitz ermordet.

NS DOK Lammerich

Die Großhandelsfirma für Modewaren und Hutfabrikation in der Zeppelinstraße 7 in Köln, die Hans Lammerich mit einem Freund gegründet hat, läuft gut. Die Familie lebt in einem vornehmen Haus in Lindenthal. Das Bild oben zeigt sie um 1942 mit Nachzügler Georg.

Die Schwestern Trudel und Josi werden 1944 bei einem Bombenangriff verschüttet und sterben. 1944 stirbt Werner an der Ostfront. Sein Bruder Hans kehrt zurück, bleibt aber lebenslang vom Krieg gezeichnet.

NS DOK Brügelmann

Jan Brügelmann, Jahrgang 1921 (auf dem Foto oben in HJ-Uniform im Garten des Elternhauses, 1934) soll als ein Stammhalter der alteingesessenen Kölner Familie Brügelmann später das seit vier Generationen erfolgreiche Familienunternehmen mit übernehmen. Während sein Vater in die NSDAP eintritt, lehnt die Mutter das Regime ab.

Nach einer Ausbildung geht Jan nach Frankreich und England, zurück in Deutschland wird er Soldat. Er überlebt und setzt sich nach dem Krieg sehr für Köln ein. Von 1979 bis 1984 ist er Bürgermeister der Stadt.

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