Kommentar zu Golden GlobesWas wenn sich kein Star seinen Preis abholt?

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Preis unter Ausschluss der Öffentlichkeit: die Golden Globes 

Los Angeles – Nun haben die Golden Globes also doch noch irgendwie stattgefunden, ohne Stars, ohne Fernsehbeteiligung, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, bekannt gegeben nur über ein Twitter-Konto, das auf seine ganz spezielle Weise peinlich war: So wurde der Gewinn von Spielbergs  „West Side Story“ als „Best Musical or Comedy“ mit dem einleitenden Satz verkündet: „Wenn Lachen die beste Medizin ist.“. Das Musical nach „Romeo und Julia“ endet bekanntlich höchst tragisch mit drei Toten.

Hollywood hat die Golden Globes vergangenes Jahr zum Abschuss freigegeben: Zu wenig divers, zu halbseiden, zu offensichtlich korrupt. Allerdings haben die Studios jahrzehntelang die allzu leichte Beeinflussbarkeit der Mitglieder der „Hollywood Foreign Press Association“ (HFPA) nach Strich und Faden ausgenutzt: Bezahlte Trips zu Dreharbeiten und  Abendessen mit Stars gegen Nominierungen und Preise, so etwas nennt man wohl eine Win-Win-Situation. Die funktioniert freilich nur, so lange nicht sämtliche Medien darüber berichten.

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Auch der  Sender NBC, der die Preisgala jahrelang übertrug, hatte die Gelegenheit wahrgenommen, die Globes aus seinem Programm zu nehmen. Award Shows verzeichnen schon seit langem rückläufige Zuschauerzahlen, das gilt auch für die altehrwürdigen Academy Awards:  Bestenfalls guckt man sich am nächsten Morgen die Höhepunkte auf Youtube an.

Gerade weil niemand die Golden Globes wirklich ernst nahm, weil die Stars hier eng beieinander saßen und fröhlich dem Alkohol zusprachen, gehörte die Gala aber zu den amüsantesten Veranstaltungen  ihrer Art. Insofern wäre es fast schade um sie.

Die HFPA wird an ihrem einzigen Seinsgrund festhalten, so lange es geht. Tatsächlich könnte aber bereits nächstes Jahr Schluss sein: Die spannenden Frage ist nämlich längst nicht mehr, wer einen Golden Globe verliehen bekommt? Sondern wer sich seinen oder ihren Preis abholen wird.

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