Kommentar zum WDR-RundfunkratErschreckende Liebesbekundungen für Tom Buhrow

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Tom Buhrow

Tom Buhrow

Köln – Es ist vielleicht an der Zeit, einen Preis für das Mitglied des Rundfunkrats einzuführen, das WDR-Intendant Tom Buhrow am inbrünstigsten lobt. Kandidaten für eine solche Auszeichnung hätte es in der Sitzung des Gremiums am Dienstag viele gegeben. Da wurde Buhrow etwa für seine Umgang mit den Vorwürfen sexueller Belästigung beglückwünscht. „Sie brauchen kein Lob, aber Ihre Besonnenheit ermutigt mich, Ihnen zu vertrauen“, hieß es an anderer Stelle. Von großem Vertrauen war die Rede, es sei außerordentlich erfreulich, wie rasch alle Vorgänge aufgeklärt würden, der Beitrag zum Thema in der Aktuellen Stunde sei außerordentlich gelungen gewesen.

Lob ist kein Verbrechen, in diesem Fall aber bedenklich

Die Liste ließe sich fortführen. Nun ist Lob ja kein Verbrechen, und wenn die Mitglieder des Rundfunkrats das so einschätzen, kann ihnen niemand verbieten, ihre Meinung zu äußern. Erschreckend sind diese Liebesbekundungen dennoch. Zum einen, weil der Rundfunkrat ein Aufsichtsgremium ist. Er ist nicht Teil des WDR, er soll ihn überwachen. Wenn aber alle ständig von „Wir“ reden, wenn es um den Sender geht, dann kann da irgendetwas nicht stimmen. Wer sich so stark mit dem WDR identifiziert, verliert die kritische Distanz.

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Zum anderen ist es bedenklich, weil die von unzähligen Mitarbeitern geschilderte Stimmung im Haus dieser Lobhudelei des Gremiums diametral entgegengesetzt ist. Bedenken werden von vielen Seiten und aus unterschiedlichen Bereichen geäußert. Der Rundfunkrat muss sich diesen Einschätzungen der Mitarbeiter nicht anschließen, aber er muss sie ernst nehmen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Dass das am Dienstag – bis auf wenige Ausnahmen – nicht geschehen ist, zeigt einmal mehr, dass viele Rundfunkratsmitglieder immer noch nicht verstanden haben, dass die Aufgabe eines Kontrollgremiums ist, zu kontrollieren und nicht, Tom Buhrow zu gefallen.

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