Neustart der BerlinaleAlles Lüge, hoffentlich

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Sigourney Weaver im Berlinale-Eröffnungsfilm

Köln – Unter dem Berlinale-Direktor Dieter Kosslick gab es einige unumstößliche Gewissheiten: Kosslick trug roten Schal zum roten Teppich, die Kritiker meckerten, die zahlende Kundschaft stand trotzdem gerne an, und den Eröffnungsfilm konnte man sich schenken, weil er vor allem ausgewählt wurde, um zum Auftakt mit Stars zu renommieren. Von Carlo Chatrian, Kosslicks Nachfolger als künstlerischer Berlinale-Leiter, darf man ohne Anmaßung erwarten, dass er wenigstens zur Hälfte mit diesen Gewissheiten bricht.

Aus der Berlinale wird jetzt wohl ein Stelldichein des Autorenfilms

Machen wir die Probe auf den Eröffnungsfilm, können einem Zweifel kommen: Philippe Falardeaus „My Salinger Year“ handelt von einer „ambitionierten jungen Schriftstellerin“, so die Berlinale, die als Assistentin einer von Sigourney Weaver gespielten Literaturagentin die Fanpost an den überaus scheuen „Kultautor“ (wieder Berlinale) J.D. Salinger beantworten soll. Das klingt, mit Verlaub, nach genau dem gefällig-biederen Programm, das einen unter Kosslick zur Verzweiflung trieb.

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Gerne lassen wir uns Lügen strafen. Zumal der gestern vorgestellte Berlinale-Wettbewerb in eine andere Richtung zu weisen scheint. Der liest sich, als wolle Chatrian die Berlinale zum Stelldichein für gehobenes Autorenkino machen. Stars dürfen dabei gerne mitwirken (und in Berlin den roten Teppich füllen), aber bitte nur, wenn sie sich in den Dienst der Filmkunst stellen. Am wenigsten vermissen würde man die Füllerfilme, die mutmaßlich als Gefälligkeiten oder unter Torschlusspanik in die Auswahl rutschten. Auf dem Papier sucht man sie vergebens.

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