Putin-Freund vor RauswurfUltimatum für Dirigent Gergijew in München läuft ab

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Gergiev

September 2016: Waleri Gergijew im Kreml bei Wladimir Putin 

München – An diesem Montag läuft das Ultimatum gegen den Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker, Waleri Gergijew, ab. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat den russischen Dirigenten am Freitag aufgefordert, sich von seinem Freund Wladimir Putin und dessen Einmarsch in die Ukraine zu distanzieren. Er drohte andernfalls mit Rauswurf und setzte eine Frist von drei Tagen.

Der 68 Jahre alte Gergijew ist seit 2015 Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, eines städtischen Orchesters. Die Freundschaft mit dem russischen Machthaber Putin bringt ihn immer wieder in die Kritik. Im Jahr 2014 unterschrieb er einen Künstler-Appell zur Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland und bekannte sich damit offiziell zur Politik Putins.

Münchens OB Reiter stellt Gergijew Ultimatum

„Ich habe gegenüber Waleri Gergijew meine Haltung klargemacht und ihn aufgefordert, sich ebenfalls eindeutig und unmissverständlich von dem brutalen Angriffskrieg zu distanzieren, den Putin gegen die Ukraine und nun insbesondere auch gegen unsere Partnerstadt Kiew führt“, sagte Reiter laut Mitteilung vom Freitag in München. „Sollte sich Waleri Gergijew hier bis Montag nicht klar positioniert haben, kann er nicht länger Chefdirigent unserer Philharmoniker bleiben.“

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Auch andere Kulturinstitutionen wie die Mailänder Scala oder das Festspielhaus Baden-Baden forderten Gergijew auf, sich von Putin loszusagen.

Münchner Künstleragentur trennt sich von Gergijew

Die Münchner Künstleragentur des russischen Dirigenten und Putin-Freund Waleri Gergijew hat sich vom dem 68-Jährigen getrennt. „Vor dem Hintergrund des verbrecherischen Krieges, den das russische Regime gegen die demokratische und unabhängig Nation der Ukraine und gegen die gesamte offene Europäische Gesellschaft führt, ist es uns unmöglich und unlieb geworden, die Interessen von Maestro Gergijew zu vertreten“, teilte Agenturchef Marcus Felsner mit.

Die Entscheidung breche ihm das Herz, schrieb Felsner. Gergijew sei einer der größten Dirigenten unserer Zeit, „ein visionärer Künstler, den viele von uns lieben und bewundern“, der aber „seine seit langem ausgedrückte Unterstützung für ein Regime, das inzwischen Verbrechen begeht, nicht öffentlich beenden wird oder kann“. (dpa)

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