WDR-Personalrat stellt sich hinter Döschner„An den Pranger gestellt”

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Köln – Der Personalrat des WDR hat sich am Donnerstag in einer Mail an alle Beschäftigten des Hauses, die dieser Zeitung vorliegt, hinter Jürgen Döschner gestellt, der wegen Nichtbeschäftigung gegen den WDR klagt. 

Die öffentliche Stellungnahme der WDR Kommunikation, die der Sender am vergangenen Freitag auch im Intranet veröffentlichte, sei geeignet, „dem Ansehen von Jürgen Döschner erheblich zu schaden." Er werde in dem Schreiben persönlich angegriffen und „an den Pranger gestellt.” Wer diese Stellungnahme in Auftrag gegeben habe, bleibe unklar, da sie nur mit „WDR Kommunikation” unterschrieben sei.

Döschner hatte vergangene Woche Klage wegen Nichtbeschäftigung auf 75.000 Euro Schadensersatz eingereicht, weil er seit rund drei Jahren kaum noch Aufträge erhält. Darüber hatten der „Kölner Stadt-Anzeiger” und „Correctiv” in einer gemeinsamen Recherche berichtet.

Jeder habe das Recht, gegen den Arbeitgeber zu klagen

„Wir, die Personalrätinnen und Personalräte des WDR, distanzieren uns ausdrücklich vom Inhalt des Beitrags und von der Art des Vorgehens", heißt es in der Personalrats-Mail. Es sei das gute Recht aller Beschäftigen, gegen den Arbeitgeber zu klagen. „Eine Klage hebt nicht die Persönlichkeitsrechte und die arbeitsvertraglich gesicherten Rechte der Kläger:in auf.” Der Beitrag verwende offenbar Inhalte aus vertraulichen Personalgesprächen. „Dagegen protestieren wir ausdrücklich.”

Der Personalrat vertrete Jürgen Döschner seit Frühjahr 2019 und sei folglich seit mehr als drei Jahren in die Vorgänge eng eingebunden. Inhaltlich wolle sich das Gremium nicht äußern, um keine Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Aber man könne die Aussagen, die über Döschner getroffen wurden, nicht teilen. Der WDR hatte in der Stellungnahme behauptet, bis zuletzt um eine konstruktive und faire Lösung des Konflikts bemüht gewesen zu sein. „Das sehen wir anders”, betont der Personalrat. Man stehe hinter Jürgen Döschner und werde ihn auch weiterhin vertreten. 

Der Personalrat kritisierte zudem, dass das WDR-Schreiben nur mit „WDR Kommunikation” unterzeichnet war: „Wenn man einen Mitarbeiter so vehement angeht, sollte man dies offen tun.”

Die Vorsitzende des Personalrats wirft zudem in der Mail die Frage auf, „welche Betriebskultur das Haus im Umgang mit Kolleg:innen pflegt, die ihm unbequem erscheinen.”

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