Leserbriefe zum AnwohnerparkenGebührenerhöhung nur mit Parkgarantie

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Schilder mit der Aufschrift «Parken», «mit Parkschein», «werktags 9-19 h», «Bewohner mit Parkausweis» stehen hinter einem Schild, das auf ein absolutes Halteverbot hinweist.

2024 werden die Gebühren für Anwohnerparken in Köln vermutlich drastisch steigen.

Eine Erhöhung der Anwohnerparkgebühren stößt nicht generell auf Ablehnung. Sie sollte aber mit Gegenleistungen der Stadt Köln verbunden sein. 

Muss An­woh­ner­par­ken in Köln teu­rer wer­den? Paul Gross (Pro) und Tim Attenberger (Contra) im Streitgespräch der Woche (11.3.)

Anwohnerparken: Erhöhung trifft Geringverdiener hart

Herr Gross macht es sich leicht, wenn er die diskutierte Erhöhung des Anwohnerparkens von 30 auf 600 Euro befürwortet. Er ist ja nicht betroffen, weil er am liebsten zu Fuß geht. Da kann er problemlos eine Verzwanzigfachung fordern, denn die empfindet er schließlich als zumutbar. Aber es trifft hunderttausende Kölner, von denen viele mit ihrem heutigen Einkommen nicht zurechtkommen, die auf ein Auto angewiesen sind und denen eine Gebühr für Anwohnerparken zu schaffen machen wird. Schade, dass Herr Gross das übersehen hat. Da betrachte ich die Sichtweise und Argumente von Herrn Attenberger als fundierter und realistischer. Bernd Tuchen Pulheim

„Anwohnerparken muss teurer werden“

Natürlich muss Anwohnerparken teurer werden. Die Quadratmeter-Preise für Wohnungsmieten und Parkgaragen sind sehr hoch. Warum ist die Belegung von Parkraum durch Autos kostenfrei oder fast kostenfrei? Das ist doch wohl eindeutig gegen soziale Gerechtigkeit. 380 Euro pro Jahr finde ich noch wenig für das Anmieten dieses öffentlichen Raumes. Ein privater Stellplatz würde im gleichen Zeitraum zwischen 1000 und 1500 Euro kosten. Susanne Hammerschmidt Köln

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Gebührenerhöhung nur bei Gegenleistung akzeptabel

Man kann natürlich sagen, dass 30 Euro pro Jahr für das Anwohnerparken in Köln nicht viel sind. Aber man muss sich auch fragen, was man für diese 30 Euro als Anwohner bekommt – nämlich nichts. Man zahlt diesen Betrag, um als Anwohner und Steuerzahler in Köln das Recht zu haben, in seinem Wohnviertel Runde um Runde auf der Suche nach einem Parkplatz zu drehen.

Die Anwohnerparkplätze werden zunehmend reduziert und stehen in den wenigsten Fällen tatsächlich den Anwohnern zur Verfügung. Zumindest in der Innenstadt findet man in den sogenannten Anwohnerzonen in den seltensten Fällen Kölner Autokennzeichen. Eine Gebührenerhöhung in moderatem Maß – dagegen spräche nichts, wenn man den Parkraum denn bevorzugt den Anwohnern zur Verfügung stellen würde. Im Moment zahlen die Anwohner meist doppelt: den Parkausweis, das Parkhaus oder das Knöllchen. Besucher der Stadt Köln zahlen für das eigentlich unberechtigte Parken entweder nichts oder parken günstiger. Das ist den Anwohnern gegenüber nicht gerecht.

Im Moment zahlen die Anwohner meist doppelt: den Parkausweis, das Parkhaus oder das Knöllchen
Elke Kamp-Kill

Wenn die Gebühren schon derart exorbitant erhöht werden sollen, dann aber bitte mit Gegenleistung vonseiten der Stadt: Absperrung der Anwohnerbereiche, Erteilung der Parkausweise nur noch an Anwohner mit Erstwohnsitz, fortlaufende Kontrolle der nicht zulässig parkenden Fahrzeuge – eventuell mit Einsatz von Parkkrallen, wie von anderen EU-Ländern praktiziert. Elke Kamp-Kill Köln

Autofreie Innenstadt als Ziel

Einerseits in der autofreien Innenstadt und zugleich „mitten im Grünen“ wohnen wollen, keine Autos auf der Straße und doch selbst vor dem Haus parken, kostenlos versteht sich. Ja, Autofahren ist ganz schön doof – aber man muss ja morgens das Kind zur Schule und nachmittags zum Sport fahren und auf dem Weg zur Arbeit ein paar Telefonate erledigen. Da passt der ÖPNV überhaupt nicht, den sollen andere nutzen.

Wohn- und Aufenthaltsqualität steigen erst dann, wenn Parken auf Straßen in der Innenstadt generell nicht mehr erlaubt ist. KVB & Sharing-Produkte sind bereits jetzt so gut, dass man mindestens innerhalb des Gürtels keinen eigenen Pkw im Alltag braucht. Ein Blick nach Holland, Belgien und Skandinavien zeigt, wie gut das funktioniert und wie schön es sich dort lebt. Dr. Martin Küster Köln

„Jeder Anwohner sollte ein Auto kostenlos parken dürfen“

Auch den sozial Schwächeren steht grundsätzlich ein Stellplatz im Bereich ihrer Wohnung zu und das gilt nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in den Randgebieten, die mittlerweile ebenfalls flächendeckend „besiedelt“ sind. In einer Autostadt mit entsprechenden Arbeitsplätzen ist es geradezu hanebüchen, Autos zu verdrängen! Jeder registrierte Anwohner, ob Eigentümer oder Mieter, sollte ein Auto kostenlos parken dürfen, alle anderen sind auf ausgewiesenen Parkplätzen und in Parkhäusern kostenpflichtig unterzubringen. Diese Kosten sollten nach Größe des Fahrzeugs gestaffelt werden.

Es ist nicht nur die Krankenpflegerin, die zu ihrer Arbeitsstelle fährt, sondern es sind auch die zahlreichen Pflegerinnen und Pfleger, die täglich von Ort zu Ort in dieser Stadt fahren und die zahlreichen Lieferdienste, die weiterhin Parkplätze benötigen. Und wenn endlich der Militärring kreuzungsfrei gestaltet ist, fließt auch der Berufsverkehr in und aus der Stadt entspannt.  Hans-Werner Franke Köln

Anwohnerparken: „Kontrolliert wird so gut wie nie“

Was mich an den Plänen zur erheblichen Verteuerung des Bewohnerparkausweises stört, ist zum einen, dass es so dargestellt wird, als ob der Parkausweis einen festen Parkplatz in der Straße garantiere, was aber nicht der Fall ist. Er ist eher als Los-Kauf zu bezeichnen, denn es sind viele Nieten zu bekommen. Wenn ich Glück habe, ist ein Platz frei, es kann aber auch genau das Gegenteil sein. Es gibt Straßen, da stehen die Autos alle umsonst, etwa auf der Friedrich-Karl-Straße in Niehl. Auf dem Niehler Kirchweg gibt es auch Bereiche, in denen man unentgeltlich parken kann. Die sind natürlich immer belegt. Die anderen Zonen haben einen Parkautomaten, der so gut wie nie benutzt wird. Das führt dann dazu, dass man dort – auch mit Bewohnerparkausweis! – keinen Parkplatz bekommt. Kontrolliert wird so gut wie nie. Aus diesen Gründen finde ich es unverschämt von der Stadt, den Bewohnerparkausweis deutlich zu erhöhen. Da sind vermutlich nur Leute am Werk, die selbst einen festen Parkplatz oder eine Garage besitzen. Marlene Küsters Köln

Anwohnerparken: Höhere Gebühren vertreiben „Stehzeuge“

Wenn man abends 15 Minuten um den Block fährt, weil kein Parkplatz zu finden ist, stresst man nicht nur seine Nerven und seinen Geldbeutel, sondern auch die Umwelt. Das Problem wird nicht von den Fahrzeugen Berufstätiger verursacht, die auf ihr Auto angewiesen sind, sondern von „Stehzeugen“, die alle 14 Tage oder noch seltener für den Einkauf oder einen Ausflug Verwendung finden. Deren Besitzern kann man jetzt wortwörtlich einen Strich durch ihre Rechnung machen, indem man mit erhöhten Kosten fürs Anwohnerparken Druck ausübt.

Alternativ könnte man auch das mittlerweile in Köln extrem gut funktionierende Car-Sharing ausbauen. Durchschnittlich 25 Cent pro Minute, Sprit und Parkgebühren inklusive, könnten den einen oder anderen Besitzer eines „Stehzeugs“ überzeugen umzusteigen. Und wenn sich jetzt die Verkehrsplanung der Stadt Köln mit den Anbietern von Car-Sharing zusammensetzt und ein interessantes Konzept entwickelt, könnte eine Win-win-Situation entstehen. Nerven, Portemonnaie und Umwelt würden sich bedanken. Achim Müller Köln

Gebührenerhöhung: „Schikanieren und abkassieren“

Ab Alter, aufs Lastenrad – so kann man Herrn Gross zusammenfassen. Alle wissen, dass die zu senkenden Schadstoffwerte von Pendlerfahrzeugen stammen und nicht von Anwohnerfahrzeugen. Gemessen wird deswegen auch an Aus- und Einfallstraßen. Mit den zukünftig schadstofffreien Autos entfällt dieses Argument ohnehin.

Anwohner zahlen in Köln Steuern, hier auch die Grundsteuer – entweder über Mietnebenkosten oder als selbst nutzende Eigentümer. Der „Wert“ der Parkplätze wird lächerlich, ohne jeden sachlichen Bezug, auf 600 Euro festgesetzt – und das sei noch zu wenig?

Außer ihrer Spielwiese „Fahrradwege“ hat die Koalition aus Grünen und Volt noch nichts auf die Reihe gebracht. Aber natürlich ist sie sich einig darin, Einkommensschwachen und Älteren die individuelle Mobilität schlicht wegzunehmen mit dieser neuen Steuer. „Schikanieren und abkassieren“ könnte der Slogan für die nächste Kommunalwahl sein. Hermann Scheufgen Köln

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