Wenn ich lese, dass die Verhandlungen über eine Erhöhung der Erfolgsprämien zur Frauen-EM 2022 nicht verhandelbar sind, dann empfinde ich dies als lächerlich. Die mediale Präsenz und der Erfolg – ähnlich der Tour de France der Frauen – ist jetzt da, also hätten die beteiligten Frauen eine Erhöhung der Prämie verdient. Aber auch unsere Millionäre aus dem Herrenteam könnten ein Zeichen setzen: Wenn jeder aus der Mannschaft einmalig für den Erfolg der Damen ein paar Tausend Euro zahlen würde, wäre dies ein gutes Zeichen und es würde sie nicht ärmer machen.Hans Walter WeberLeverkusen
Neue Zuschauerrekorde für Frauenfußball
Das mangelnde Interesse am Frauenfußball ist auf dem Rückzug. Das EM-Finale hatte mehr Zuschauer und ja, auch Zuschauerinnen, als bisher jedes andere EM-Finale zuvor, einschließlich Männer-EM-Finals. Aber bereits in den Vorrunden war ständig zu lesen, dass die Zahl der Fernsehzuschauer, welche dieses Event verfolgten, immer neue Rekordhöhen erreichte.
Schon vor der EM war ein steigendes Interesse zu verzeichnen: Als sich vor kurzem die Frauenabteilungen von Barça und Real Madrid im Frauen-Clásico duellierten, gab es im Camp Nou mit einer Kapazität von über 90000 Zuschauern ein volles Haus. Sportlich haben die Frauen schon seit längerer Zeit extrem aufgeholt. SC-Freiburg-Trainer Christian Streich bemerkte unlängst, dass Mädels, wenn sie früh und mit der gleichen Intensität wie Jungs mit dem Kicken beginnen, letzteren technisch in nichts nachstehen.
Und jetzt hat dies wohl auch ein größerer Teil des Fußballpublikums zur Kenntnis genommen; somit verschwindet das letzte Argument dagegen, dass auch Fußballerinnen vernünftig bezahlt werden sollten. Wohlgemerkt vernünftig, nämlich so, dass sie vom Fußball leben können ohne Nebenjob, wie kürzlich Lina Magull forderte. Die Unsummen, die manche Herren einstreichen, sind sowieso kaum nachvollziehbar. Anne KochWesseling
Welche Honorierung für Fußballerinnen ist angemessen?
Der Leitartikel von Anne Burgmer und das Interview mit Juliane Wirtz sind aufgrund der aktuellen Frauen-Fußball-EM in England nachvollziehbar. Und ja, in den Anfängen des Frauenfußballs hat sich der DFB sicherlich unglücklich gegenüber Frauen verhalten. Auch heute noch verhält er sich zumindest finanziell distanzierter als bei den Männern. Ist das gerecht? Ich meine ja. Auch wenn der DFB eine gemeinnützige Institution ist, so werden Gelder ähnlich wie bei Olympia von den einzelnen Sportverbänden nach dem wirtschaftlichen und dem sportlichen Erfolg gezahlt. Und darüber hinaus ist das öffentliche Interesse von größter Bedeutung.
Das öffentliche Interesse an Frauenfußball ist im Vergleich zum Männerfußball extrem gering. Ich kenne keine einzige Frau in meinem Dunstkreis, die sich bei einem Spiel der Frauen-Nationalmannschaft zum Rudelgucken trifft, weil eine Freundin den Garten mit Deutschland-Fähnchen, Leinwand oder TV und Grill ausgestattet hat. Ich kenne auch keine Frau, die sich Eintrittskarten für die EM gekauft hat, um nach England zu reisen. Und zu guter Letzt kenne ich keine Frau, die sich die Frauen-Fußball-EM ganz bewusst im Fernsehen anschaut. Nun vergleiche man dieses mangelnde Interesse einmal mit einer Herren-Fußball-EM.
Aber zurück zu der Frage, ob Frauen genauso viel verdienen sollten wie Männer? Nein, natürlich nicht, da das öffentliche Interesse selbst bei Frauen einfach nicht da ist. Ein Kaffeeservice sollte es natürlich nicht mehr sein, aber angemessen sollte die Honorierung schon ausfallen!Heiner BeermannKöln
Ungleichheit abschaffen
Was meinen Sie, woran es liegen kann, dass nicht so viele Frauen Eintrittskarten für die EM gekauft haben? Frauen sind vielleicht nicht in der Lage, sich das Ticket zu leisten und haben nicht die Möglichkeit, nach England zu reisen. Diese Frauen bekommen für dieselbe Leistung noch lange nicht dieselbe Bezahlung wie Männer in unserer Gesellschaft und müssen sich um Haushalt und Kinder kümmern, damit ihre Männer immer schön zu Fußball-Veranstaltungen reisen können.Heidi KleinPulheim
Vielen herzlichen Dank für den Leitartikel von Anne Burgmer. Sie hat Recht, der Fußball ist eine reine Männerwelt. Ich bin Vorsitzender eines Fußball-Vereins, allerdings mit wenigen männlichen Mitgliedern und leider nur einer Frau, die aber richtig mithalten kann. Ich hoffe, dass im DFB jetzt ein Umdenken stattfindet. Die Medien, ob Print, TV oder Radio, sollten mehr über die Bundesliga der Frauen berichten. Momentan wird nur über Dortmund, die Bayern, Köln und Leverkusen berichtet, aus der Frauenliga dagegen ganz, ganz wenig, über das Thema „Prämie“ ganz zu schweigen. Ich jedenfalls knalle gemeinsam mit Frau Burgmer mein Porzellan vor die Füße des DFB.Jörg BorningKöln
Frauenfußball auf hohem Niveau
Das, was die Frauen bei der Fußball-Europameisterschaft in England zeigten, ist auf hohem Niveau angesiedelt. Nicht nur Eleganz im Spiel um den Ball, sondern auch die Taktik lässt nichts zu wünschen übrig. Kompliment an alle Frauen-Mannschaften dieser EM. Es ist einfach ein Genuss, den Spielerinnen zuzuschauen. Dabei sieht man/frau, dass der Kampf um den Ball auch fair vonstatten gehen kann. Auch hier ein großes Kompliment! Von dieser Spielweise könnten sich manche Macho-Spieler in allen Männer-Ligen etwas abschneiden. Weiter so!Manfred HöffkenKöln
Ruhm ist vergänglich – und wie bezahlt Frau ihren Lebensunterhalt?
Eigentlich hätte die Überschrift zum Bericht über den Empfang der Frauen-Nationalmannschaft lauten sollen „Aller Ruhm ist vergänglich“, denn was die Bezahlung der Damen Magull und Popp angeht, wird sich nichts ändern. Es sei denn, Frau Magull und Frau Popp und all die anderen Damen fangen an, für ihre Leistung eine angemessene Bezahlung zu fordern. Verbunden mit der Drohung, künftig nur bei angemessener Bezahlung für die Nationalmannschaft zu spielen. Die Spielerinnen wollen sich nicht keine Fincas auf Mallorca bauen, aber bei ihren Heimatvereinen gegen angemessenen Lohn spielen.
Die Damen haben die Ovationen der Fans auf dem Römerberg sicher genossen, und das zu recht. Sie sind Heldinnen, die uns den Alltag hin und wieder leichter machen. Aber aller Ruhm ist vergänglich. Wenn die Damen wieder im Alltag angekommen sind, werden sie sich die Frage stellen müssen, wie sie ihren Lebensunterhalt bezahlen sollen. Wir Zuschauer können nur die Verantwortlichen in Funk und Fernsehen auffordern, mehr Frauenfußball-Spiele zu übertragen. Götz DollKöln
Deutsche Fans bei der Frauenfußball-EM in London
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Eine Freude zuzuschauen
Trotz aller Erfolge sahen wir ein bescheidenes Auftreten „unserer Mädels“ mit ihrer liebevollen Trainerin. Nach Torerfolgen ein begeistertes Umarmen aller Kameradinnen statt Machogehabe mit Knierutschen zur Eckfahne. Auch die Interviews rhetorisch ausgezeichnet, ohne nervöses Zupfen an Ohren und Nase. Es war eine Freude zuzuschauen!Wolfram KauertzBergisch Gladbach
Gleiche Prämie für alle
Ich freue mich, dass der Gender Pay Gap auch anlässlich des Damenfußballs wieder ein Thema wird. Leider ist die Bevölkerung nur theoretisch an der gleichen Bezahlung von Frauen interessiert. 2017 hat die SPD das „Entgelttransparenzgesetz“ eingeführt, das allerdings von CDU/CSU aufgeweicht wurde. Das Gesetz verbietet bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit die unmittelbare oder mittelbare Benachteiligung wegen des Geschlechts bei der Besoldung. Im Fall der deutschen Fußballfrauen forderte Bundeskanzler Olaf Scholz vom DFB laut die gleiche Bezahlung, wie es in Spanien oder den USA bei den Fußballnationalspielerinnen der Fall ist, und auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser appellierte ebenso für eine Angleichung.
DFB-Manager Oliver Bierhoff wolle Scholz „besser über die Zahlen aufklären“ und bot ein Gespräch an. Als ob der Kanzler die unterschiedlichen Einnahmen im Herren- und Damenbereich nicht kennt! Dass weder das „Entgelttransparenzgesetz“ noch die letzten Äußerungen des Kanzlers zu einem Umfragebooster für die SPD wurden, zeigt allerdings auch, dass frauenrechtliche Themen bei Wahlen offenbar egal und Engagement für Frauen nicht honoriert wird.
Die Fußball-Frauen, die nicht nur bodenständiger sind als die meisten männlichen Kollegen, sondern mit mehr Verve, Elan, Eleganz und Esprit spielen als die Herren in den letzten Jahren unter Löw, hätten es verdient, wenn die Prämien, wie der Kanzler und Frau Burgmer es fordern, gleich hoch wären wie die der Männer. Einfach splitten und gut ist!Benedikt Senden Köln
Finanzielle Diskriminierung der Damen beenden
Rufe ich mir die letzten Spiele der DFB-Boy-Group in Erinnerung und vergleiche sie mit denen der Girlie-Truppe bei der EM, komme ich zum Schluss, dass die girls deutlich besser und spannender gespielt haben! Bei den Männern gab es deutlich mehr Fehlpässe und Ballverluste. Die Herren Millionäre sollten sich ein Beispiel an den Damen nehmen. Hinsichtlich EM-Prämien, warum dieser Unterschied? Das ist eine klare Diskriminierung. Die girls sollten vor Gericht klagen.Erwin JohnLohmar
Nationalspielerinnen-Prämien üppig genug
Die Forderung nach finanzieller Gleichbehandlung kann man nur unterstützen – wenn die Frauen die gleichen sportlichen Leistungen bringen und durch Werbung und Sponsoring genauso viele Einnahmen generieren wie die Männer. Die Realität sieht allerdings anders aus: Selbst ein Frauen-EM-Turnier erreicht wohl kaum Herren-Drittliganiveau, das Interesse an Bundesligaspielen ist äußerst gering und das Werbepotenzial von Frau Rauch und Co. ist äußerst überschaubar.
Vor diesem Hintergrund erscheint eine Prämie von 66.000 Euro für den Gewinn des EM-Titels doch recht üppig. Jedenfalls ist mir keine andere Frauenmannschafts-Sportart bekannt, in der auch nur annähernd hohe Prämien gezahlt werden. Und für 66.000 Euro kann man jede Menge Kaffeeservices kaufen – und passende Kaffeelöffel sind auch noch drin.Dieter Trinks Niederkassel