Prozessauftakt in KölnVerteidigung dementiert Interesse der Öffentlichkeit

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt

Der katholische Priester Hans Ue. (M.) mit seinen Verteidigern, links Rüdiger Deckers

Qualvolle Besuche beim Onkel – Priester Hans Ue. soll seine Nichten missbraucht haben (24.11.)

Zwei Aspekte stoßen im Zusammenhang mit der Äußerung des Verteidigers des wegen Missbrauchs angeklagten Priesters besonders bitter und übel auf. Der Verteidiger hatte offenbar Wert auf die Feststellung gelegt, dass alle dem Mandanten vorgeworfenen Taten im familiären und privaten Kontext stattgefunden hätten. Mit der katholischen Kirche als Institution hätten sie nichts zu tun. Ein besonderes Interesse an der Öffentlichkeit des Verfahrens sei daher zu verneinen.

Erstens: Gewalt, insbesondere sexuelle Gewalt, gegen Kinder ist keine Privatsache! Dies zu begreifen, ist wichtig, um das Thema aus der Tabuzone zu holen und Kindern zu helfen, das ihnen von den Tätern aufgezwungene Schweigegebot zu brechen. Die Äußerung des Verteidigers legt nahe, dass sexueller Missbrauch im Tatkontext Familie – anders als im Tatkontext katholische Kirche – nicht in die öffentliche Debatte gehöre. Genau in die öffentliche Debatte gehört er aber hin, da im Kontext Familie die meisten Taten begangen werden.

Zweitens: Selbstverständlich betrifft sexueller Missbrauch, begangen durch einen Priester, auch die Institution Kirche! Ein durch Gelübde geweihter Mann der Kirche bleibt dies auch in seiner Freizeit. Er kann die Priesterwürde dort nicht wie ein Hemd abstreifen. Jeglichen Zusammenhang mit der Institution Kirche von sich zu weisen, ist der Gipfel der Scheinheiligkeit, zumal die Organisation Kirche die Rücknahme der ersten Strafanzeige durch Beteiligung an den Anwaltskosten mindestens finanziell unterstützte. Dr. Eva Strnad Köln Familienrichterin 

Endlich wird das System katholische Kirche nachvollziehbar – dank des Verteidigers des Angeklagten Priesters Ue. Die Fragen der Vergangenheit, warum so viele Missbrauchsfälle durch die katholische Kirche gedeckt wurden, erscheinen plötzlich in einem anderen Licht: Ein Priester außerhalb der Dienstzeit in Freizeitkleidung ist also demnach kein Priester, sondern Privatier. Das erklärt dann auch, warum sich das Zölibat so lange halten konnte.

Ist der „Gottesmann“ außer Dienst, kann er machen, was er will, sogar das Schändlichste, was man tun kann, Kinder missbrauchen. Wie sagte der Anwalt so treffend, alle Taten hätten mit der katholischen Kirche als Institution nichts zu tun. Ja, dann muss sich ja auch niemand verantwortlich fühlen. Karin Dieck Engelskirchen

KStA abonnieren