„Geschichte geschrieben“Nasa-Sonde rast bei spektakulärem Experiment in Asteroiden

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Asteroid Dart 270922

n diesem am 27.09.2022 (GMT+2) entstandenen Videostandbild aus einem NASA-Livestream steuert die Raumsonde „Dart“ auf den Asteroiden Dimorphos zu. 

Washington – Showdown im Weltall: Auch wenn es wie aus einem Hollywood-Streifen klingt, ist die „Dart“-Mission der Nasa ein historischer Test für eine künftige Asteroidenabwehr. In der Nacht zum Dienstag ist erstmals eine Sonde der US-Raumfahrtbehörde direkt und absichtlich in einen Asteroiden gekracht und soll dadurch dessen Flugbahn verändern. Ob es geklappt hat, wird sich erst später zeigen.

Die nur mit einer Kamera ausgestattete unbemannte Sonde der Mission „Dart“ (Double Asteroid Redirection Test) steuerte wie geplant in den Asteroiden Dimorphos, wie Live-Bilder der Nasa zeigten.

Bei der Mission stand laut Nasa nicht weniger als die „zukünftige Sicherheit der Erde“ auf dem Spiel. „Dart“ ist die erste Mission, die mithilfe eines direkten Experiments versucht, ein Gefahrenobjekt aus dem Weg zu stoßen“, sagte Nasa-Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen im Vorfeld.

Nasa lässt „Dart“-Sonde absichtlich in Asteroiden krachen

Die Mission habe Geschichte geschrieben, sagte Nasa-Managerin Lori Glaze. „Wir brechen jetzt in eine neue Ära der Menschheit auf, in der wir die Möglichkeit haben könnten, uns gegen den Einschlag eines Asteroiden zu schützen.“

Auf den von der Kamera der Sonde zur Erde übertragenen Bildern wurde der Asteroid Dimorphos erst rund eine Stunde vor dem Einschlag als heller Punkt sichtbar, wurde dann immer größer und war schließlich mit Oberflächendetails und Schattierungen zu sehen - bis die Kamera beim Einschlag zerstört wurde und das Bild eine rote Störung anzeigte. Im Kontrollzentrum der Nasa brach daraufhin Jubel aus, das Team klatschte und umarmte sich gegenseitig.

Erfolg der Nasa-Mission „Dart“ bis kurz vor Aufprall unsicher

Bis kurz vor Aufprall war nicht ganz sicher gewesen, ob die mit einer Geschwindigkeit von rund 6,6 Kilometern pro Sekunde fliegende Sonde von der Größe eines Getränkeautomaten, die die letzten Minuten im Autopilot unterwegs war, den Asteroiden von der Größe eines Fußballstadions auch wirklich treffen würde.

„Wir haben diesen Moment schon so lange geplant und so viel darüber gesprochen - aber die Bilder haben meine Erwartungen übertroffen“, sagte Nasa-Managerin Nancy Chabot. Nasa-Chef Bill Nelson gratulierte seinem Team. „Das habt ihr richtig gut gemacht.“ Die würfelförmige „Dart“-Sonde war im November mithilfe einer „Falcon 9“-Rakete vom US-Bundesstaat Kalifornien aus gestartet.

Das alles erinnert stark an Hollywood-Filme wie „Armageddon - Das jüngste Gericht“, in dem 1998 Stars wie Bruce Willis und Ben Affleck in kürzester Zeit mit einem komplizierten und gefährlichen Manöver einen direkt auf die Erde zurasenden Asteroiden zerstörten. Aber: Die rund 330 Millionen Dollar teure Mission der Nasa war unbemannt und der Ziel-Asteroid Dimorphos raste auch nicht auf die Erde zu, sondern stellt Berechnungen der Nasa zufolge derzeit keine Gefahr dar.

Was steckt hinter der riskanten Asteroidenabwehr?

Es handelte sich um einen ersten vorsichtigen Versuch, ob es möglich sein könnte, die Flugbahn eines Asteroiden auf diese Weise abzuändern. Die Nasa erhofft sich davon Erkenntnisse darüber, wie die Erde vor herannahenden Asteroiden geschützt werden könnte.

Damit beschäftigt sich die Weltraumbehörde schon seit vielen Jahren. Ein Asteroideneinschlag vor rund 66 Millionen Jahren gilt unter Wissenschaftlern beispielsweise als führende Theorie dazu, warum die Dinosaurier ausstarben. Derzeit wissen Wissenschaftler von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurasen könnte - aber Forscher haben rund 27 000 Asteroiden in der Nähe unseres Planeten identifiziert, davon rund 10 000 mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern.

Nasa Asteroid dpa

Eine Sonde der NASA soll direkt und absichtlich in einen Asteroiden krachen. 

Die im November mithilfe einer „Falcon 9“-Rakete vom US-Bundesstaat Kalifornien aus gestartete „Dart“-Sonde - ein würfelförmiger und rund 610 Kilogramm schwerer Flugkörper mit einer Kantenlänge von knapp zwei Metern - war seit rund zehn Monaten auf dem Weg zu ihrem Ziel. „Asteroid Dimorphos: Wir kriegen Dich“, hatte die Nasa kurz nach dem Start getwittert.

Dimorphos mit einem Durchmesser von rund 160 Metern ist eine Art Mond

Dimorphos, eine Art Mond des Asteroiden Didymos, stellt Berechnungen der Nasa zufolge derzeit keine Gefahr für die Erde dar - und die Mission ist so angelegt, dass der Asteroid auch nach dem Aufprall der Sonde keine Gefahr darstellen soll. Von der rund 330 Millionen Dollar teuren Mission erhofft sich die Nasa Erkenntnisse darüber, wie die Erde vor herannahenden Asteroiden geschützt werden könnte.

Aufprall im Weltall live im Internet zu sehen

Nach dem erfolgreichen Aufprall beginne nun die eigentliche wissenschaftliche Arbeit, sagte Nasa-Managerin Glaze. Die Forscher müssen nun untersuchen, ob sich die rund zwölfstündige Umlaufbahn des Dimorphos durch den Einschlag der Sonde verändert hat - und wenn ja, inwiefern sie sich verändert hat. 2024 soll zur noch genaueren Erforschung dieser Frage die Mission „Hera“ der Europäischen Raumfahrtagentur Esa starten. (dpa/mbr) 

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