118 Jahre altSchwester André erlebte 10 Päpste und überstand eine Corona-Infektion

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Schwester Andre

Die französische Schwester André betet am Vorabend ihres 117. Geburtstags (Archivbild).

Toulon – Sie hat zwei Weltkriege überlebt, die Spanische Grippe und sogar eine Corona-Infektion: Und nun ist die französische Ordensschwester André mit ihren 118 Jahren der mutmaßlich älteste Mensch der Welt.

Nach dem am Montag bekanntgegebenen Tod der 119-jährigen Japanerin Kane Tanaka gilt Schwester André, die mit bürgerlichem Namen Lucile Randon heißt, als die Nachfolgerin. Nur drei Menschen wurden jemals älter, als sie bereits ist. Seit Oktober 2017 gilt sie bereits als älteste lebende Französin, seit Juni 2019 als älteste Europäerin. Und Schwester André hat ein weiteres Ziel vor Augen, wie der Sprecher ihres Altersheims im südfranzösischen Toulon, David Tavella, mitteilt: Sie will Jeanne Calment schlagen, die französische Altersrekordlerin, die 1997 erst mit 122 Jahren gestorben war.

Älteste Frau der Welt überlebt Corona-Infektion

Dem Tod von der Schippe gesprungen war Schwester André erst im vergangenen Jahr. Kurz vor dem 117. Geburtstag ereilte sie eine Corona-Infektion. „Ich hatte keine Angst“, sagte sie danach über das Virus. Der Tod schrecke sie nicht. In einem Interview zu ihrem 115. Geburtstag berichtete sie über ihre 1905 mit 18 Monaten gestorbene Zwillingsschwester: „Sie ruft mich, sie zieht mich. Beten Sie für mich, dass der gute Gott mich nicht mehr zu lange warten lässt. Er übertreibt!“

Die Corona-Infektion der Ordensfrau im vergangenen Jahr machte weltweit Schlagzeilen. Allerdings konnte das Virus ihr wenig anhaben. „Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich es hatte“, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Denn die Nonne des französischen Vinzentinerinnen-Ordens blieb ohne Symptome. Schwergefallen sei Schwester André während der Corona-Infektion vor allem „das dreifache Eingeschlossensein“, sagte Altenheim-Sprecher Tavella damals.

„Gefesselt an den Rollstuhl, isoliert in ihrem Zimmer und ohne Besucher.“ Denn sie ist besonders glücklich, „wenn man ihr Aufmerksamkeit schenkt“, sagt der Sprecher bei einem erneuten AFP-Besuch im Altersheim im vergangenen Winter.

Besucher sind bei Schwester André immer willkommen

Schwester André lässt ihre Tür immer offen für Besucher: Sie hat sich den Glauben an die Menschheit bewahrt. Ihr Tag beginnt früh um sieben Uhr. In ihrem Rollstuhl wird die erblindete Frau zur Morgenandacht geschoben, die sie niemals verpasst.

Geboren wurde die Ordensschwester mit dem bürgerlichen Namen Lucile Randon am 11. Februar 1904 im südfranzösischen Alès in eine Familie protestantischer Herkunft. Erst als junge Erwachsene ließ sie sich katholisch taufen.

Mit etwa 40 Jahren trat sie dann dem Orden der Vinzentinerinnen bei. Sie arbeitete mehr als drei Jahrzehnte lang in einem Krankenhaus der Stadt Vichy und kümmerte sich dort um Waisen und alte Menschen.

Zehn Päpste und 19 Präsidenten

Schwester André hat im Laufe ihres Lebens zehn Päpste erlebt und 19 französische Präsidenten. Als eines der schönsten Ereignisse ihres Lebens bezeichnet sie jedoch das Ende des Ersten Weltkriegs, als ihre beiden Brüder unversehrt nach Hause zurückkehrten: „Das war sehr selten, eher gab es zwei Tote als zwei Lebende.“

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Mit einem Gläschen Portwein-Schokoladen-Cocktail feierte sie ihren 118. Geburtstag im Februar. Vom süßen Portwein gönnt sie sich jeden Tag ein Glas, lässt sie beim Besuch durchblicken. Stören tut sie allerdings, dass sie „keine Geste mehr alleine machen kann“. Für alles brauche sie Hilfe, meckert die Nonne mit einem schelmischen Blick im Gesicht. (pst/afp)

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