Wirbel um ESC-SenderNDR will Eurovision Song Contest angeblich abstoßen – Ersatz-Sender war zuvor auch erfolglos

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Helene Fischer und Florian Silbereisen umarmen sich.

Florian Silbereisen (r), hier mit Helene Fischer, könnte im nächsten als Moderator der ESC-Vorentscheidung übernehmen. (Symbolbild)

Nach einer schier endlosen Reihe von Flops will die ARD im kommenden Jahr die Notbremse ziehen und den NDR aus dem ESC zurückziehen.

Für langjährige Zuschauer des Eurovision Song Contests (ESC) ist es fast schon ein Running Gag: Wird Deutschland auch in diesem Jahr wieder einen hinteren oder gar den letzten Platz beim traditionsreichen Gesangswettbewerb belegen?

Noch vor Beginn des diesjährigen ESC-Vorentscheids berichtet die „Bild“-Zeitung, dass die ARD-Verantwortlichen für das kommende Jahr einen Senderwechsel planen. Demnach soll der NDR die Verantwortung für den ESC abgeben und der MDR wieder die Federführung übernehmen, „weil er von allen ARD-Anstalten die höchste Musikkompetenz hat“.

Eurovision Song Contest: NDR will angeblich an den MDR übergeben

Seit 1996 ist der NDR für die deutschen Vorentscheide und die jeweiligen Finalisten des internationalen ESC verantwortlich. Von 1992 bis 1995 hatte der MDR diese Aufgabe inne, gab sie aber damals nach mehreren Flops an die norddeutschen Kollegen ab. Damit würde ein mehr oder weniger erfolgloser Sender die Verantwortung an einen Sender abgeben, der selbst nur begrenzte Erfolge vorweisen kann.

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Lena Meyer-Landrut

Deutschland träumt von einem weiteren ESC-Sieg: Lena Meyer-Landrut gewann den Eurovision Song Contest 2010. (Symbolbild)

Ein Rückblick: 1992, 1993 und 1995 landeten die deutschen Beiträge alle auf den hinteren Plätzen, lediglich das kurzlebige Trio Mekado konnte 1994 mit der Ralph-Siegel-Nummer „Wir geben ’ne Party“ einen dritten Platz erreichen. Als 1996 der NDR übernahm, schied der deutsche Beitrag von Leon („Planet of Blue“) aufgrund einer Sonderregelung bereits vor dem internationalen Finale aus. Es war das einzige Jahr, in dem Deutschland nicht teilnehmen durfte. Der Sieg beim ESC 2010 mit Lena Meyer-Landrut („Satellite“) gelang erst nach einer Kooperation mit dem Privatsender ProSieben.

ESC-Vorentscheid 2024 sollte bereits vom MDR veranstaltet werden

Laut „Bild“-Zeitung sollte die Verantwortung bereits in diesem Jahr übergeben werden, was aber an den hohen Kosten scheiterte. Die Kosten allein für die Vorentscheidung würden sich auf rund zwei Millionen Euro belaufen, so die Boulevardzeitung. Eine Summe, die der MDR nicht aufbringen konnte. Deshalb habe der Sender bereits beliebte Schlagershows mit Florian Silbereisen in den Dritten Programmen absagen müssen. Der Moderator wird als Quotengarant von der „Bild“-Zeitung auch als möglicher Nachfolger von ESC-Moderatorin Barbara Schöneberger gehandelt.

Barbara Schöneberger

Moderiert den ESC-Vorentscheid, mit Unterbrechung, seit 2014: Barbara Schöneberger. (Symbolbild)

NDR dementiert nicht – MDR winkt ab

Der NDR dementiert die angeblichen Wechselpläne beim ESC nicht. Eine Sprecherin sagte der „Bild“-Zeitung, Aussagen über zukünftige Entwicklungen seien spekulativ. Auf die Frage, wie der MDR zu diesem Thema stehe, erklärte eine andere Sprecherin gegenüber „Bild“, dass dies für den Fernsehsender derzeit kein relevantes Thema sei.

Derzeit laufen für den NDR die Vorbereitungen zum ESC auf Hochtouren: Acht Acts, darunter die gebürtige Kölnerin Marie Reim, werden am 16. Februar in der ARD-Show „Eurovision Song Contest – Das deutsche Finale 2024“ gegeneinander antreten (Das Erste, 16.2., ab 22.05 Uhr). Die Vorentscheidungsshow in Berlin wird wie schon in den Jahren zuvor von Barbara Schöneberger moderiert.

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