Immer mehr Schwimmbäder schließen. Experten schlagen Alarm: Schwimmunterricht, Freizeit und Sicherheit sind in Gefahr.
Jede siebte Anlage bedrohtImmer mehr Schwimmbäder schließen – auch in Köln

Ein leeres Schwimmerbecken ist am 15.01.2016 im städtische Schwimmbad in Bornheim (Nordrhein-Westfalen) zu sehen.
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In diesen Tagen sind viele Freibäder proppenvoll. Das liegt am heißen Wetter. Aber auch daran, dass immer weniger Bäder geöffnet sind. Die Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft ist besorgt.
Zwischen Flensburg und Passau haben laut Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG in den vergangenen 25 Jahren zahlreiche Schwimmbäder dicht gemacht. Eine Sportstättenstatistik der Länder erschien zuletzt 2002 mit den Daten für das Jahr 2000, wie DLRG-Sprecher Martin Holzhause am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. „Darin werden für Deutschland rund 7.800 Bäder ausgewiesen.“
Hälfte der bestehenden Anlagen sind mittlerweile sanierungsbedürftig
Die vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderte Datenbank Bäderleben komme aktuell auf 6.014 Bäder, der Bäderatlas der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen auf 6.576 Bäder, führte der DLRG-Sprecher aus. Ein direkter Vergleich der jeweiligen Statistiken gestalte sich jedoch schwierig.

Ein Schwimmbad, das wegen Sanierungsarbeiten gesperrt ist. (Symbolbild)
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So zähle der Bäderatlas sogenannte Kombibäder zweimal: als Hallen- und als Freibad. „Fest steht: Hunderte Schwimmbäder sind dauerhaft geschlossen worden“, sagte Holzhause. „Und die Hälfte der bestehenden Anlagen, die im Durchschnitt 50 Jahre alt sind, sind mittlerweile sanierungsbedürftig.“
Viele Anlagen uralt – auch in Köln
Auch in Köln ist die Lage angespannt. Laut einem Gutachten vom August 2023 müssen mehrere Lehrschwimmbecken dringend saniert werden: Etwa das Becken am innerstädtischen Kartäuserwall, was für 2024 vorgesehen war. Gleiches gelte für das Becken an der Grundschule Konrad-Adenauer-Straße 20 in Finkenberg. Wann das geschieht, ist aber noch offen. Sanierungsbedürftig sind überdies die Lehrschwimmbecken an der Pestalozzischule in Wahnheide und an der Katharina-Henoth-Schule in Höhenberg. Auch hier liegen die Gutachten laut Verwaltung vor.
Andernorts ist es schon zu spät: Das Becken an der Porzer Grundschule an der Hohe Straße ist so marode, dass es dauerhaft geschlossen wurde. Stattdessen plant die Stadt ein neues Lehrschwimmbecken an der Berliner Straße – allerdings frühestens bis 2028. Auch das Schwimmbad an der Rochusstraße wurde nach Hochwasserschäden dauerhaft geschlossen.
Weitere 800 Bäder könnten schließen
Unter Berufung auf eine Befragung des Deutschen Instituts für Urbanistik unter Finanzverwaltungen in den Gemeinden, fügte der DLRG-Vertreter hinzu: „Bleiben umfassende Sanierungen aus, schließt in den kommenden drei Jahren womöglich rund jedes siebte öffentliche Schwimmbad.“ Das beträfe etwa 800 Schwimmbäder. Die Folgen bekämen unter anderem einkommensschwache Familien zu spüren, die sich beispielsweise im Sommer keinen Strandurlaub leisten könnten, sondern stattdessen ins Freibad gingen. „Es droht die soziale Ausgrenzung“, warnte Holzhause.

Ein Mitglied der Ortsgruppe Nackenheim steht bei einer Rettungsübung der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Rheinufer.
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Am heutigen Donnerstag will die Bäderallianz Deutschland, zu der auch die DLRG gehört, in Hannover einen Schwimmbadplan vorstellen, um Deutschland flächendeckend wieder schwimmfähig zu machen, wie es im Vorfeld hieß. „Teilweise fehlt es in ganzen Regionen an einer ganzjährig nutzbaren Infrastruktur für den Freizeitsport im Wasser und für die Pflichtaufgabe Schulschwimmsport“, so die Bäderallianz. „Die Zahl der sicheren Schwimmer in der Gesellschaft sinkt, viele Kinder können überhaupt nicht mehr schwimmen und das Risiko von Badeunfällen in den Flüssen, Meeren und Seen steigt.“
Generell seien Schwimmbäder „Orte des sozialen Miteinanders, der Gesundheitsförderung sowie der Freizeitgestaltung, insbesondere für Familien“, sagte DLRG-Sprecher Holzhause der KNA. „Als Ausbildungs- und Trainingsstätten von Rettungsschwimmern sind die Schwimmbäder nicht zuletzt unerlässlich für die bundesweite Wassersicherheit. Ohne Bäder fiele die Sicherheit von Badegästen an Stränden oder Badeseen sprichwörtlich ins Wasser.“ (kna)