Der Vorgang ist kurios: Die Britische Botschaft sucht nach einem Honorarkonsul für Niedersachsen – mit einer offiziellen Stellenausschreibung im Netz.
Britische MonarchieKönig Charles III. sucht Mitarbeiter für Hannover

Sucht einen Mitarbeitenden in Hannover: der britische König Charles III.
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Ein gewisser royaler Glanz umflort diese Stellenanzeige. Schon, weil sie auf der britischen Regierungswebsite www.gov.uk veröffentlicht wurde, die als Logo ein kleines Krönchen ziert: Die Britische Botschaft hat den Posten des Honorarkonsuls für Niedersachsen ausgeschrieben – ganz offiziell mit einer Annonce im Netz.
„Man kann sagen, dass König Charles III. eine Persönlichkeit für Hannover sucht“, erklärt Catrin Kuhlmann von der Hannoversch-Britischen Gesellschaft. Sie sagt es mit einem Augenzwinkern. Obwohl: „Seine Majestät wäre letztlich schon der oberste Dienstherr.“
Natürlich ahnt Catrin Kuhlmann selbst, dass Charles III. sich womöglich nicht höchstselbst im Buckingham Palace über die eingegangenen Bewerbungen beugen wird, um nach intensiven Beratungen mit seiner Gattin Camilla geeignete Kandidaten von potenziellen Graupen zu scheiden.
Job im Ehrenamt
Die Stellenbeschreibung ist eher nüchtern gehalten: „Die Tätigkeit ist ehrenamtlich und umfasst vier Stunden pro Woche“, heißt es dort. „Als Bewerber/in sollten Sie über gute Kenntnisse des Landes Niedersachsen verfügen.“ Zum Job gehöre es, in der norddeutschen Tiefebene britische Interessen zu vertreten und britische Staatsangehörige in Not zu unterstützen.
Hannover und Großbritannien verbindet eine mehr oder minder glanzvolle Vergangenheit; die Welfen waren während der Ära der Personalunion (1714 bis 1837) zugleich Herrscher über das britische Weltreich und über das vergleichsweise beschauliche Hannover.
Auf diese historischen Bande spielt die Stellenausschreibung womöglich an, wenn sie erklärt: „Mit Ihrer Hilfe möchten wir die besonderen Beziehungen zwischen Niedersachsen und dem Vereinigten Königreich weiter ausbauen.“ Die Ernennung zum Honorarkonsul erfolge zunächst für ein Jahr, könne aber verlängert werden. Zuletzt hatte den Posten der frühere Vorstandschef der Nord/LB, Thomas Bürkle, inne.
„Ein kleines Honorar“
„Die Anstellung erfolgt ehrenamtlich und beinhaltet weder eine Rente noch sonstige Leistungen“, lässt die Britische Botschaft wissen. Es gebe jedoch ein „kleines jährliches Honorar“. Ganz wichtig: „Sie dürfen keiner Beschäftigung oder Unternehmung nachgehen, die mit den Interessen der Regierung Seiner Majestät in Konflikt geraten könnte.“
Inoffiziell wird natürlich erwartet, dass ein Honorarkonsul auch ein schmuckes Büro mitbringt und sich nicht lumpen lässt, wenn bei Empfängen zu Nationalfeiertagen die Schnittchen bezahlt werden müssen. Er sollte dann unfallfrei sein Glas auf das Wohl des Monarchen erheben und möglichst flüssig den einen oder anderen Toast ausbringen können.
Dass ein Honorarkonsul beim Abspielen der Hymne einen neutralen Gesichtsausdruck wahrt, in Krisensituationen höchstens ein „Oh, my dear“ haucht und ansonsten eine steife Unterlippe behält, formuliert die Stellenausschreibung nicht explizit. Es versteht sich aber von selbst. Eine Vorliebe für Tweedsakkos und Fünf-Uhr-Tee dürfte für ein erfolgreiches Durchlaufen des Bewerbungsverfahrens gleichfalls nicht von Nachteil sein.
Bewerbungen inklusive Lebenslauf (auf Englisch, bis zu zwei Seiten) müssen bis zum 15. Oktober, 23.59 Uhr, bei der Britischen Botschaft in Berlin, Wilhelmstraße 70, eingegangen sein. „Wir begrüßen und fördern Bewerbungen von Menschen aller Herkunft“, heißt es in der Ausschreibung. Da tickt die Regierung Seiner Majestät nicht anders als die örtliche Sparkasse.