Ein junger Mann radelt von Europa nach Asien – im Iran verliert sich seine Spur. Möglicherweise hatte Lennart Monterlos die Gefahren unterschätzt.
Mit dem Rad unterwegs18-jähriger Deutsch-Franzose ignoriert Warnungen und wird im Iran vermisst

Screenshot vom Instagram-Aacount von Paula Ralph @thelongridec2c.2, die die Suche nach Lennart Monterlos geteilt hat.
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In Frankreich verbreiten sich seit dem Wochenende Meldungen über einen jungen Mann, der im Iran vermisst wird. Von dem 18-Jährigen aus Besançon im Osten Frankreichs, der neben der französischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben soll, fehlt seit Mitte Juni jede Spur. Die Nachrichtenagentur afp berichtet über den Fall unter Berufung auf diplomatische Quellen. Man stehe mit der Familie des Mannes in Kontakt, heißt es.
Lennart Monterlos ist mit dem Fahrrad unterwegs auf einer Tour, die ihn von Europa durch Asien führen sollte. Er plante, in 400 Tagen 35 Länder zu bereisen und 35.000 Kilometer zurückzulegen. Allerdings gab es den letzten Kontakt mit ihm am 16. Juni, als er im Iran war. Auch über soziale Medien wird nun nach dem jungen Mann gesucht. In der Community der Langstrecken-Radfahrer werden entsprechende Aufrufe geteilt.
Lennart Monterlos radelt trotz Warnungen in den Iran
Die politische Lage im Iran ist schon lange instabil und gefährlich für Ausländer, auch französische Behörden warnen vor Reisen in die islamische Republik. Spätestens seit den Angriffen Israels und der USA auf den Iran Mitte Juni sind ausländische Staatsbürgern noch stärker gefährdet. Diese könnten als Geiseln festgehalten werden, mit denen das Mullah-Regime versucht, Druck auf den Westen auszuüben. Berichten zufolge werden bereits zwei französische Staatsbürger im Iran festgehalten. Ihnen wird Spionage für Israel vorgeworfen.
Für sein Projekt hatte Monterlos Spenden über eine Crowdfunding-Seite gesammelt. Sein Ziel waren 10.000 Euro, zusammengekommen sind bislang 2.500 Euro. Der junge Mann, der neben Radfahren auch Klettern zu seinen Hobbys zählt, berichtet dort in schwärmerischen Tönen von seinem Projekt. Zuletzt sei er von Besançon nach Konstanz geradelt und von Besançon nach Amsterdam.
Von Erfahrungen im außereuropäischen Ausland ist dort nicht die Rede. Er wolle mit der Eurasien-Reise aus seiner „Komfortzone“ herauskommen und sich für die Umwelt einsetzen, schreibt er. Seit Ende 2023 liefen die Planungen für den Trip. Aus dem Iran postete er zunächst Videos von Wüste, Meer und freundlichen Einheimischen.
Sein offensichtlicher Leichtsinn hat Monterlos auf verschiedenen Social-Media-Kanälen auch bereits Kritik eingebracht. Französisch-iranische Oppositionsgruppen merken an, dass er sich mit der Iran-Reise über Warnungen hinweggesetzt habe. In seinem letzten Video aus dem Iran vom 14. Juni mache er sich sogar über die Hinweise lustig und berichte, dass er ausschließlich positive Erfahrungen gemacht habe. Jede Geisel sei jedoch aus Sicht der iranischen Regimegegner ein Hindernis für den Befreiungskampf gegen die Diktatur, so die Gruppe „Association Femme Azadi“.
Auch das Auswärtige Amt in Berlin warnt ausdrücklich vor Reisen in den Iran. Es bestehe „die konkrete Gefahr, willkürlich festgenommen, verhört und zu langen Haftstrafen verurteilt zu werden. [...] In jüngster Vergangenheit kam es zu einer Vielzahl willkürlicher Verhaftungen ausländischer Staatsangehöriger“, heißt es auf der Website.
Das Schicksal von Lennart Monterlos ist bis auf Weiteres unklar. Es gibt keine Informationen darüber, ob er verhaftet oder Opfer eines anderen Vorfalls wurde.