100 Syrer eingeschleustBundespolizei nimmt mutmaßliche Schleuserbande fest

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Bundespolizisten sind vor einem Wohnhaus bei einer Razzia im Einsatz.

Bei einer Großrazzia in fünf Bundesländern wurden fünf mutmaßliche Schleuser festgenommen.

Die Bundespolizei nimmt eine mutmaßliche Schleuser-Bande fest – darunter zwei Gladbecker. Mehr als 100 Syrer sollen sie eingeschleust haben.

In fünf Bundesländern haben 350 Bundespolizisten am Dienstagmorgen um 6 Uhr eine Großrazzia durchgeführt. Dabei wurden mehrere mutmaßlich eingeschleuste Syrer entdeckt. Gegen fünf Personen wurden Haftbefehle vollstreckt. Der Bande wird vorgeworfen, insgesamt mehr als 100 Syrer eingeschleust zu haben.

Mutmaßliche Schleuser-Bande: Gladbecker sind angeklagt

Unter den mutmaßlichen Schleusern waren auch eine Frau und ein Mann aus Gladbeck, sagte ein Sprecher der Bundespolizei der Deutschen Presse-Agentur, sowie zwei Frauen und ein Mann aus Stade. „Alle fünf sind auch Syrer“, ergänzte der Sprecher. Alle Festgenommenen seien selbst Asylbewerber und familiär miteinander verbunden.

Ein Bundespolizist ist im Einsatz.

Bremen: Polizisten sind bei der Großrazzia, die am frühen Dienstagmorgen startete, imEinsatz.

Laut Sprecher Jörg Martienßen gibt es noch fünf weitere Beschuldigte – allerdings ohne Haftbefehle. Auch sie seien Syrer und familiär mit den fünf festgenommenen Schleusern verbunden.

Schleuser brachten illegal Eingewanderte über die Balkan-Route

Den bereits 2022 begonnenen Ermittlungen zufolge habe die Schleuser-Route der Beschuldigten so ausgesehen: Die Syrer seien zunächst nach Griechenland geflogen, dort mit echten Pässen von Landsleuten ausgestattet worden und dann über Zwischenstationen unter anderem per Flugzeug nach Deutschland gebracht worden.

Später sei die mutmaßliche Bande auf die sogenannte Balkanroute umgeschwenkt, über die die illegalen Einwanderer zu Fuß sowie per Auto und Lastwagen nach Deutschland gelangt seien.

Geldwäsche: Mutmaßliche Schleuser kauften Goldschmuck

Die mutmaßlich Eingeschleusten zahlten den mutmaßlichen Schleusern Ermittlungen zufolge 3000 bis 7000 Euro für die illegale Einreise nach Deutschland, sagte der Sprecher Jörg Martienßen der Deutschen Presse-Agentur.

Das Bild zeigt Bundespolizisten im Einsatz bei einer Großrazzia.

Am frühen Dienstagmorgen waren mehrere mutmaßlich eingeschleuste Syrer entdeckt worden. Haftbefehle gegen mutmaßliche Schleuser sind vollstreckt worden.

Neben dem banden- und gewerbsmäßigem Einschleusen von Ausländern wird den Beschuldigten unter anderem auch Geldwäsche vorgeworfen. Mit den illegalen Einnahmen aus mehr als 100 mutmaßlichen Einschleusungen hätten sie beispielsweise Goldschmuck gekauft. „Dann sitzen sie nicht mehr auf dem Geld“, sagte der Sprecher.

Bei der Großrazzia beschlagnahmte Bundespolizei Schleuser-Auto und Laptops

Bei der Großrazzia stellten die Bundespolizisten Martienßen zufolge unter anderem Handys und Laptops sicher. In Gladbeck beschlagnahmten sie zudem ein mutmaßliches Schleuserauto. Handys uns Laptops würden jetzt von Spezialisten für die weiteren Ermittlungen ausgewertet. Auch nach „Vermögenswerten“ sei gefahndet worden.

Wie die Bundespolizeidirektion Flughafen Frankfurt am Main mitteilte, waren die 350 Beamten in sieben Kommunen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Stade in Wohnungen und Häusern im Einsatz: in Stade (Niedersachsen), Gladbeck (Nordrhein-Westfalen), Fulda, Kassel (beides Hessen), Bremen, Balge (Niedersachsen) und Kelheim (Bayern).

Grüne stellen Wirksamkeit von Grenzkontrollen infrage

Die Co-Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Britta Haßelmann, sagte gegenüber der Deutschen Presse Agentur, dass etwas unternommen werden müsse gegen solche Schleuserkriminalität. Haßelmann zeigte sich aber skeptisch, was die Wirksamkeit von Grenzkontrollen betrifft.

Wenn es überall stationäre Kontrollen an den Grenzen gäbe, werde ein Teil der dort eingesetzten Kräfte andernorts fehlen, etwa an Bahnhöfen, sagte Haßelmann. Außerdem werde der Alltag von Menschen im Grenzgebiet, etwa Berufspendlern, dadurch deutlich erschwert.

Haßelmann: Dass es keine staatliche Seenottrettung gibt, ist ein Desaster

Zur Kritik aus Italien an der Beteiligung des Bundes an der Finanzierung ziviler Seenotrettungseinsätze sagte Haßelmann, es sei „ein Desaster“, dass es keine staatliche europäische Seenotrettungsmission gebe.

Rom betrachtet es als Einmischung in inneritalienische Angelegenheiten, dass die Bundesregierung Hilfsorganisationen fördern will, die sich nicht nur im Mittelmeer, sondern auch auf italienischem Boden um Migranten kümmern.

Das Auswärtige Amt hatte am Freitag darauf verwiesen, dass damit ein Beschluss des Bundestags umgesetzt werde. Das erste Geld – jeweils zwischen 400.000 und 800.000 Euro – solle „in Kürze“ ausgezahlt werden, an ein Projekt zur Versorgung an Land und ein Projekt zur Rettung auf See. (kkr mit dpa)

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