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„Eintagsfliegen“11 Stars, die als „Tatort“-Kommissare schnell abgesetzt wurden

8 min
Heinz Schubert

Heinz Schubert spielte nicht nur „Ekel Alfred“, sondern auch einen „Tatort“-Kommissar. (Archivbild)

Nicht jeder Tatort-Kommissar wurde Kult: Diese 11 Stars durften nur wenige Male in der ARD ermitteln – manche sogar nur einmal.

Bevor es unter dem Titel „Ich sehe Dich“ am 14. September 2025 nach der Sommerpause mit einem neuen „Tatort“ weitergeht, lohnt sich ein Blick zurück. Von Til Schweiger über Götz George bis hin zu Manfred Krug: Der „Tatort“ ist seit Jahrzehnten eine Bühne für große Namen, die oft jahrelang ermitteln dürfen. Doch nicht jeder Star, der als Kommissar einstieg, durfte lange bleiben.

Manche Schauspieler standen nur für einen einzigen Fall vor der Kamera, andere verschwanden bereits nach zwei oder drei Einsätzen wieder. Die Gründe dafür waren vielfältig: enttäuschende Quoten, unpassende Figuren oder der Wunsch nach einem neuen Konzept. Einige dieser kurzen Gastspiele sind heute fast vergessen, obwohl bekannte Gesichter dahintersteckten. Diese elf Beispiele zeigen, wie schnell ein Ermittler im Kultkrimi Geschichte sein kann.

Christoph Waltz

Christoph Waltz gehört heute zu den wenigen deutschsprachigen Schauspielern, die es in Hollywood ganz nach oben geschafft haben. Für seine Rollen in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ und „Django Unchained“ gewann er sogar zwei Oscars. Doch lange bevor er international gefeiert wurde, tauchte Waltz in einer eher unscheinbaren Rolle im „Tatort“ auf.

1987 spielte er in Wien den Revierinspektor Herbert Passini im Fall „Wunschlos tot“. Es blieb sein einziger Auftritt in dieser Figur, an der Seite von Bruno Dallansky als Pfeifer. Für Waltz war es damals eine kleine Station in einer Karriere, die noch in den Kinderschuhen steckte. Heute wirkt es fast kurios, dass einer der größten Stars der Filmwelt im „Tatort“ nur ein kurzes Gastspiel hatte.


Hans-Werner Bussinger

Viele Fernsehzuschauer kannten Hans-Werner Bussinger, ohne es zu wissen: Er war die deutsche Stimme von John Forsythe alias Blake Carrington aus „Der Denver-Clan“. Seine markante, sonore Stimme machte ihn zu einem der gefragtesten Synchronsprecher seiner Zeit. Auch im „Tatort“ durfte er einmal kurz als Ermittler auftreten: 1984 spielte er Kommissar Rullmann in Heppenheim für den Hessischen Rundfunk.

Hans-Werner Bussinger

Hans Werner Bussinger

Hans-Werner Bussinger sprach neben John Forsythe auch Weltstars wie Tom Selleck, Alain Delon oder Robert Duvall. (Archivbild)

Es blieb bei diesem einzigen Einsatz – eine Fortsetzung gab es nicht. Übrigens auch nicht für Heppenheim. Bussinger blieb jedoch ein vielbeschäftigter Schauspieler, der in Serien wie „Derrick“ und vor allen Dingen „Unser Charly“ regelmäßig auftauchte. Außerdem prägte er bis zu seinem Tode 2009 zahlreiche Hörspiele mit seiner unverwechselbaren Stimme.


Nicole Heesters

Lange bevor Ulrike Folkerts oder Sabine Postel 1978 ihre Rollen als „Tatort“-Kommissarinnen übernahmen, war Nicole Heesters 1978 die erste Frau, die als „Tatort“-Kommissarin ermittelte. In Mainz spielte sie die Figur Marianne Buchmüller, die in insgesamt drei Folgen bis 1980 zum Einsatz kam. Damals galt das als mutiges Experiment, schließlich war das Bild der Ermittler im „Tatort“ lange Zeit von Männern geprägt. Doch nach kurzer Zeit wurde das Projekt wieder eingestellt, Buchmüller verschwand aus der Reihe.

Nicole Heesters als Marianne Buchmüller

Kommissarin Marianne Buchmüller wirkte kühl, sachlich und emanzipiert – ein klarer Bruch mit den männlich geprägten Ermittlern der 70er. (Archivbild)

Pikant: Ihr letzter Auftritt in „Der gelbe Unterrock“ wanderte in den berüchtigten Tatort-„Giftschrank“ der ARD und blieb dort 36 Jahre. Heesters selbst machte dennoch eine beeindruckende Karriere als Theater- und Fernsehschauspielerin. Sie ist die Tochter von Johannes Heesters und zählt bis heute zu den renommiertesten Darstellerinnen im deutschsprachigen Raum.


Klaus Löwitsch

Klaus Löwitsch zählte in den 1970er- und 1980er-Jahren zu den markantesten Charakterdarstellern des deutschen Films. International bekannt wurde er vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder, so in „Die Ehe der Maria Braun“. Auch im „Tatort“ hatte er einen Auftritt als Ermittler: 1982 verkörperte er den Kommissar Werner Rolfs in Frankfurt am Main. Trotz hoher Einschaltquoten von 48 Prozent gab es keine Fortsetzung.

Klaus Löwitsch

Als „Peter Strohm“ hatte Klaus Löwitsch mehr Glück als im „Tatort“. (Archivbild)

Bereits drei Jahre später versuchte es der Hessische Rundfunk mit ihm noch einmal – diesmal als Kommissar Reinhold Dietze in „Kneißl“. Dieses Mal gab es eine Quote von 29 Prozent, was für die 1980er Jahre unterdurchschnittlich war. Beide Rollen blieben damit Einzelauftritte. Löwitsch selbst blieb bis zu seinem Tode 2002 ein gefragter Schauspieler im Kino und Fernsehen, etwa in „Steiner – Das eiserne Kreuz“ oder als „Peter Strohm“, in dem er von 1989 bis 1996 als Privatagent in Kriminalfällen ermittelte.


Günther Maria Halmer

Anfang der 70er wurde Günther Maria Halmer als „Tscharlie“ in Helmut Dietls Kultserie „Münchner Geschichten“ zum Publikumsliebling. Jahre später wagte er einen Abstecher in den „Tatort“ und spielte 1986 in München den Kommissar Sigi Riedmüller. Es blieb jedoch bei diesem einen Einsatz. Trotz starker Einschaltquote von über 20 Millionen Zuschauern, was einem Marktanteil von 54 Prozent entsprach, blieb es bei diesem einen Fall.

Günther Maria Halmer in einer Szene vom „Tatort“.

Großer Schauspieler, aber nur einmal „Tatort“-Kommissar: Günther Maria Halmer (m) in der Folge „Riedmüller, Vorname Sigi“ von 1986. (Archivbild)

Nach der Erstausstrahlung wurde der Film 1988 ein einziges Mal wiederholt. Seither gilt er als die am längsten nicht gezeigte „Tatort“-Folge ohne offiziellen Sperrvermerk. Halmer kehrte schnell zu anderen Rollen zurück, in denen er meist bodenständige, aber auch verschmitzte Charaktere verkörperte. Auch mit 82 Jahren steht er weiterhin vor der Kamera und hat inzwischen in über 190 Rollen mitgewirkt.


Hans Brenner

Bis zu seinem Tod im Jahr 1998 war Hans Brenner in weit über 80 Rollen zu sehen, oft als grantiger Bayer mit markanter Stimme. 1987 durfte er im „Tatort“ als Kommissar Karl Scherrer in München ermitteln. Es blieb jedoch bei diesem einen Auftritt in „Pension Tosca oder Die Sterne lügen nicht“. Zu diesem Zeitpunkt war Brenner bereits ein vertrautes Gesicht aus Kino und TV. Unter anderem spielte er Hanns-Martin Schleyer im Fernsehfilm „Todesspiel“, für den er mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet wurde. Auch auf der Theaterbühne war er regelmäßig präsent.

Hans Brenner und Dagmar Mettler

Hans Brenner ermittelte nur in einem „Tatort“. Mit einer Spieldauer von fast 114 Minuten ist die Folge ungewöhnlich lang. (Archivbild)

Sein kurzer Einsatz im „Tatort“ fiel in eine Zeit, in der der BR verschiedene Kommissare ausprobierte, bevor sich ein stabiles Team etablierte. Nur wenige Jahre später setzte der BR mit Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) auf das Team, das bis heute zu den beliebtesten im „Tatort“ zählt. Deren Abschied ist für 2026 mit der 99. und 100. Folge als Doppelfolge geplant.


Heinz Schubert

Als grantelndes Ekel Alfred Tezlaf wurde Heinz Schubert in „Ein Herz und eine Seele“ zum Kultstar. Doch können Sie sich den Schauspieler auch als „Tatort“-Kommissar vorstellen? 1995 probierte es der Hessische Rundfunk mit ihm in der Rolle des pensionierten Kriminalhauptkommissars Leo Felber in Frankfurt. Die im Stil des Film Noir gedrehte Folge „Eine mörderische Rolle“ erreichte zwar solide Quoten, fiel bei der Kritik jedoch durch.

Heinz Schubert als Vater Alfred Tetzlaff (2.v.r.), Elisabeth Wiedemann als seine Frau Else (2.v.l.), Hildegard Krekel als Tochter Rita (r) und Diether Krebs als Schwiegersohn Michael (l).

Fernseh-Kult: Die Familienserie „Ein Herz und eine Seele“ mit Heinz Schubert als Vater Alfred Tetzlaff (2.v.r.), Elisabeth Wiedemann als seine Frau Else (2.v.l.), Hildegard Krekel als Tochter Rita (r) und Diether Krebs als Schwiegersohn Michael (l).

Schuberts Leo Felber war ein kultivierter Kommissar alter Schule – bedächtig, zurückhaltend und geprägt von einem tragischen Vorfall aus seiner Dienstzeit. Das passte nicht so recht zum Ton der Reihe, die damals auf der Suche nach neuen Wegen war. So blieb es bei einem einzigen Einsatz. Schubert selbst blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1999 gefragt, sei es im Theater, in Filmproduktionen oder in weiteren Fernsehrollen.


Diether Krebs

Auch sein Serienschwiegersohn aus „Ein Herz und eine Seele“ durfte einmal als „Tatort“-Kommissar ran: Diether Krebs, der an der Seite von Heinz Schubert als Michael „Micha“ Tezlaf bekannt geworden war. 1979 ermittelte er in Braunschweig als Kommissar Nagel in der kammerspielartigen Folge „Alles umsonst“, die manche Kritiker an Claude Chabrol erinnerte. 

Diether Krebs bei Dreharbeiten.

Diether Krebs bei Dreharbeiten im Jahre 1997. Drei Jahre später starb der beliebte Schauspieler und Komiker, rund ein Jahr nach seinem Serienschwiegervater Heinz Schubert. (Archivbild)

Vielleicht war diese Inszenierung eine Spur zu eigenwillig für eine Fortsetzung – Krebs blieb eine „Tatort“-Eintagsfliege. Auffällig war sein Auftritt als ruhiger, ernster Ermittler, der im starken Kontrast zu seinen bekannten Komikerrollen stand. Seiner Karriere schadete dieser Ausflug jedoch nicht: Krebs erlangte als Fernsehkomiker mit „Sketchup“ ebenso Kultstatus wie mit der Krimi-Reihe „SOKO 5113“, in der er in sieben Staffeln zu sehen war.


Hannelore Elsner

Hannelore Elsner ist ein Sonderfall in der Geschichte der kurzzeitigen „Tatort“-Kommissare. 1997 trat sie in Hamburg in zwei Folgen als Lea Sommer auf, eine Figur, die sie zu diesem Zeitpunkt bereits seit drei Jahren in der erfolgreichen ARD-Serie „Die Kommissarin“ spielte. Der NDR nutzte die Popularität der Rolle und ließ Elsner für kurze Zeit im „Tatort“ ermitteln. Es blieb jedoch bei diesem Crossover-Experiment. „Die Kommissarin“ wurde allerdings erst 2006 abgesetzt.

Hannelore Elsner

Hannelore Elsner in einer ihrer letzten Fernsehrollen als pensionierte Kommissarin Elsa Bronski im Tatort „Die Guten und die Bösen“. (Archivbild)

Elsner selbst war zu dieser Zeit bereits seit Jahrzehnten eine der beliebtesten und erfolgreichsten Schauspielerinnen des Landes mit weit über 200 Film- und Fernsehrollen. Umso größer war die Bestürzung, als sie im Jahr 2019 völlig überraschend starb – eine Nachricht, die Publikum und Branche gleichermaßen schockierte. Bezeichnenderweise hatte sie posthum noch einen ihrer letzten Fernsehauftritte im „Tatort“-Film „Die Guten und die Bösen“ als pensionierte Kommissarin Elsa Bronski.


Hans-Peter Korff

Hans-Peter Korff wurde vor allen Dingen als Siegfried „Siggi“ Drombusch in der ZDF-Kultserie „Diese Drombuschs“ einem Millionenpublikum als sympathischer Familienvater vertraut. Bereits Ende der 1970er Jahre hatte er jedoch einen kurzen Abstecher in die „Tatort“-Welt gemacht: In den beiden SFB-Folgen „Sterne für den Orient“ (1978) und „Gefährliche Träume“ (1979) verkörperte er den Kriminalhauptkommissar Matthias Behnke in Berlin.

Schauspieler Hans-Peter Korff

Hans-Peter Korff durfte zweimal im „Tatort” ermitteln. (Archivbild)

Trotz beachtlicher Einschaltquoten – die erste Folge erreichte einen Marktanteil von 50 Prozent – blieb es bei diesen beiden Einsätzen. Die Figur verschwand rasch wieder aus dem „Tatort“-Universum. Korff gehörte dennoch zu den meistbeschäftigten Schauspielern Deutschlands und blieb bis ins hohe Alter aktiv. Der Hamburger war bis zu seinem Tod im März 2025 in mehr als 160 verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen.


Friedrich Mücke, Benjamin Kramme, Alina Levshin (Team)

Ein besonders kurzes Kapitel in der „Tatort“-Geschichte schrieb das Erfurter Ermittlerteam um Friedrich Mücke, Benjamin Kramme und Alina Levshin.

Die Schauspieler (l-r) Friedrich Mücke, Alina Levshin und Benjamin Kramme posieren vor einem Polizeiwagen.

Das Team Erfurt musste bereits nach zwei Folgen seine Marken wieder abgeben. (Archivbild)

2013 und 2014 traten sie als Kommissare Henry Funck, Maik Schaffert und Johanna Grewel an, die den „Tatort“ beim MDR in eine neue, junge Richtung führen sollten. Zwei Folgen lang – „Kalter Engel“ und „Der Maulwurf“ – ermittelten die drei in Thüringen, dann war schon wieder Schluss.

Die Kritiken und Quoten fielen durchwachsen aus. Viele Zuschauer fanden, dass die Figuren unausgereift wirkten. Der MDR zog die Reißleine und setzte das Trio wieder ab. Damit blieb das Erfurter Team eine der kürzesten Episoden in der jüngeren Geschichte des „Tatorts“. Mücke und Kramme konnten allerdings nicht ganz vom beliebten Sonntagskrimi lassen und waren mittlerweile bereits in anderen Rollen wieder zu sehen.