Schmunzelkrimis sind ihre Spezialität: Die Geschwister Katharina Wackernagel und Jonas Grosch präsentieren ihr neuestes gemeinsames Filmprojekt: „Gar kein Geld macht auch nicht glücklich“ (Montag, 8. Dezember, ZDF).
„Die Angst vor Experimentieren mit Humor ist in Deutschland sehr groß“

Die Geschwister Katharina Wackernagel und Jonas Grosch präsentieren ihr neuestes gemeinsames Filmprojekt: „Gar kein Geld macht auch nicht glücklich“ (Montag, 8. Dezember, ZDF). (Bild: Martin Kunze)
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Gut gelaunt und sichtlich entspannt sitzen Schauspielerin Katharina Wackernagel (47) und ihr Halbbruder, der Regisseur und Drehbuchautor Jonas Grosch (44), am Morgen nach dem Hamburger Filmfest in einem Büro mit Blick auf die Speicherstadt. Die Premiere ihres neuen Films sei ein Erfolg gewesen, erzählen die Beiden zufrieden. Das Ausnahme-Geschwisterpaar der deutschen Film- und Fernsehszene, das neun Jahre lang zusammen in einer WG lebte und sich noch immer spürbar nah steht, hat wieder einmal einen gemeinsamen Coup gelandet: In der Gaunerkomödie „Gar kein Geld macht auch nicht glücklich“ (am Montag, 8. Dezember, 20.15 Uhr, im ZDF) spielt „Mord mit Aussicht“-Kommissarin Katharina Wackernagel eine Bankräuberin, die einen von ihr entwickelten Impfstoff zurückklauen will. Comedy-Experte Jonas Grosch (“Danowski - Neunauge“) steuerte Drehbuch und Regie bei.
Familiäre Atmosphäre am Set - für alle
teleschau: Herr Grosch, es gibt im Film die Textzeile „Die sieht doch nach nichts aus“. War das ein netter kleiner Gruß an Ihre Schwester?
Jonas Grosch: (lacht) Nicht wirklich, aber natürlich war es ganz lustig, das eine Filmfigur über sie sagen zu lassen.
teleschau: Haben Sie es mit Humor genommen, Frau Wackernagel?
Katharina Wackernagel: Natürlich. Das muss ich ja, wenn ich weiterhin mit ihm drehen will (lacht).
teleschau: Sie haben wie in „Beste Freunde“ oder „Wenn Fliegen träumen“ schon häufiger gemeinsam Filmprojekte realisiert. Wie kam es zu „Gar kein Geld macht auch nicht glücklich“?
Grosch: Eine Produktionsfirma kam mit der Idee zu Katharina, als ich noch gar nicht an Bord war. Die Produzentin hatte den Film „Danowski - Neunauge“ von mir gesehen und fand ihn vom Humor her für dieses Projekt so passend, dass ich dazu geholt wurde. Wir wurden also unabhängig von unserem Geschwisterdasein beauftragt. Das war neu und sehr schön für uns.
Katharina Wackernagel: Die Zusammenarbeit habe ich wie immer genossen, und es hat alles prima funktioniert. Jonas schafft grundsätzlich eine sehr familiäre Atmosphäre am Set, sodass es unabhängig von uns als Geschwistern ein gutes Miteinander ist.
Jonas Grosch: Das Credo ist, wenn wir schon Familie sind, versuchen wir, aus allen eine Familie zu machen. Das kann man nicht erzwingen, aber man kann es mit der Auswahl der Leute versuchen, und wenn es klappt, ist es natürlich sehr schön.
teleschau: Sie haben neun Jahre lang zusammen in einer WG gelebt. Wenn Sie zusammen arbeiten, inwiefern knüpfen Sie an die alten Zeiten an?

In „Gar kein Geld macht auch nicht glücklich“ spielt Katharina Wackernagel eine Bankräuberin. Das Drehbuch stammt von ihrem Halbbruder Jonas Grosch. (Bild: ZDF / Gordon Timpen)
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Katharina Wackernagel: Eigentlich hat sich so viel nicht verändert. Wir sind zwar auseinandergezogen, und Jonas hat eine Familie gegründet, aber wir wohnen immer noch sehr nah beieinander. Er hat sein Büro bei mir in der Wohnung, was ein bisschen den WG-Charakter aufrechterhält. Mein Bruder ist für mich ein total wichtiger Berater bei anderen Projekten und liest meistens auch die Bücher, mit denen ich zu tun habe. Wir haben einen guten, engen Austausch.
Jonas Grosch: Es ist natürlich auch andersherum so. Wenn ich Projekte angehe, hole ich mir auch Rat bei ihr.
Katharina Wackernagel: Dadurch, dass wir noch so eng zusammen wohnen, vermischt sich viel. Er kommt zum Arbeiten oder auch mit seiner ganzen Familie zu mir, und ich koche für alle. Es ist also immer noch sehr familiär und fast wie in einer WG.
teleschau: Sie sollen sich auch gern aktiv am Catering beteiligen ....
Katharina Wackernagel: Früher habe ich bei gemeinsamen Projekten zum Teil das Catering selber übernommen. Als Jonas den „Danowski“-Krimi gedreht hat, kam ich nach Hamburg und habe für alle gekocht. Aufzutafeln für viele Leute macht mir großen Spaß. Wenn ich drehe, ist dafür zu wenig Zeit, aber ich würde es sofort machen, wenn der Tag 48 Stunden hätte.
Jonas Grosch: Wenn sie mal einen Tag frei hat, kommt sie auch mal mit Kuchen für das Team. Das gibt es immer noch.
Keine Einmischung, sondern Austausch
teleschau: Frau Wackernagel, inwiefern haben Sie auf das Drehbuch Einfluss genommen oder bei der Regie mitgemischt? Oder ist das tabu?
Katharina Wackernagel: Das Wichtigste ist: Tabus gibt es nicht. Es geht ja nicht um Einmischung, sondern um Austausch. Wenn Jonas eine Idee hat oder am Drehbuch sitzt, erzählt er mir davon, dann kann man auch darüber brainstormen. Das macht mir große Freude, aber ich würde es nicht einfordern. Nur weil wir Geschwister sind, rede ich ihm nicht rein, denn die Rollen sind klar verteilt: Er macht die Regie und schreibt das Buch, ich bin die Schauspielerin. Wir haben eine gute Form der Kommunikation, wo Vorschläge in alle Richtungen möglich sind.
Jonas Grosch: Das kann man auch auf alle anderen im Team übertragen. Gerade die beiden Kolleginnen, die im Film Katharinas Schwestern spielen, Julia Becker und Sara Fazilat, schreiben selbst Drehbücher und kennen die Struktur und das Denken, wie man einen Film bereichern kann. Die kamen genau wie Katharina mit Ideen. Ich finde, das ist ein normaler und oft sehr guter Austausch, bei dem man nur gewinnen kann. Wenn man die Leute mit einbezieht, wird es am Ende besser.
teleschau: Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Drehbücher?
Jonas Grosch: Ich komme vom Geschichtenerzählen und habe Drehbuch studiert. Wenn ich irgendwas sehe, fange ich an, mir eine Geschichte dazu zu überlegen. Bis sie dann - wenn überhaupt - verfilmt wird, ist es natürlich ein sehr langer Weg. Das gehört sehr stark zu meinem Leben dazu. In diesem Fall kam die Grundidee mit den drei Frauen, die die Bank überfallen, nicht von mir, aber ich fand sie so toll, dass ich sagte, ich will unbedingt den Film machen. Ich stieg dann erst mit der Drehbucharbeit richtig in die Figuren ein und entwickelte die Geschichte weiter.
teleschau: War es eine ganz bewusste Überlegung, das Thema AIDS-Impfstoff zu reanimieren, nachdem alle Welt endlos über Corona-Vakzine gesprochen hat?
Jonas Grosch: Ja, ich fand das interessant, weil es nicht mehr tagesaktuell ist. Inzwischen gibt es viele Mittel, und es ist nicht mehr so schlimm wie damals in den 80-ern, als die Krankheit aufkam. Es wird ja weiterhin an AIDS-Impfstoffen gearbeitet, also könnte es ohne Weiteres so sein, dass es wie in unserem Film mal einen geben wird.
Katharina Wackernagel: Durch die Corona-Impfstoff- Diskussion ist das Thema jedem präsent. Wenn man es vor sechs, sieben Jahren zum Ziel einer solchen Gaunerkomödie gemacht hätte, wäre es viel befremdlicher gewesen. Jetzt beschäftigt es die Leute.
Jonas Grosch: Ja, und dass es nicht schwarz-weiß gesehen werden kann. So einen Impfstoff zu entwickeln, wie eine der Figuren sagt, ist etwas Gutes, aber damit kommt unter Umständen auch sehr viel Profitgier. Das macht es zu einem spannenden Thema. Bei uns schwebt das zwar nur unterschwellig mit, aber es macht das Unterhaltsame doch etwas fundierter.
Komödien-Dreh im echten Gefängnis
teleschau: Frau Wackernagel, Ihre Figur geht für ihr Recht fünf Jahre ins Gefängnis. Wäre es für Sie vorstellbar, diese Zeit hinter Schloss und Riegel für etwas, von dem Sie ganz und gar überzeugt sind, auf sich zu nehmen?
Katharina Wackernagel: Ich möchte niemals ins Gefängnis gehen, auf gar keinen Fall (lacht). Die Vorstellung, irgendwo eingesperrt zu sein, ist der absolute Horror für mich. Ich würde kämpfen und wäre bereit, viel herzugeben, aber meine Freiheit nicht.
teleschau: Wie war es, in einem Gefängnis bei laufendem Betrieb zu drehen?
Katharina Wackernagel: Es war ein echtes Gefängnis, und es war eine ganz schön beklemmende Atmosphäre dort. Man geht damit respektvoll um, denn man dreht ja im Lebensraum von anderen Menschen. Zum Glück war es so geregelt, dass wir als Drehteam, das eine Komödie macht, den Insassen kaum begegneten. Mir hat das noch mal vor Augen geführt, wie krass das Eingesperrtsein wirklich sein muss.
Jonas Grosch: Es war nicht Thema in unserem Film, aber: Menschen sperren Menschen ein, das ist einfach sehr absurd. Das wird einem klar, wenn man in diese Räume geht und den Vorgang des Wegsperrens von Menschen miterlebt, die so wie wir sind, die aber natürlich etwas getan haben. Das ist schon irgendwie ein komisches Verhalten.
teleschau: Die Deutschen haben oft den Ruf, zum Lachen in den Keller zu gehen. Der nach wie vor große Erfolg von „Mord mit Aussicht“ zeigt, dass das nicht ganz stimmen kann. Was macht Ihrer Ansicht nach den Humor der Deutschen aus?
Katharina Wackernagel: Dass es in Deutschland Humor gibt und auch Komödien funktionieren, ist klar. Ich als Schauspielerin würde mir manchmal eine etwas differenzierte Komödienform wünschen, denn mit den Filmen, die bei uns Anklang finden, machen wir gern immer und immer wieder genauso weiter. Ich mag es gerne, wenn man gesehen hat, dass etwas klappt, dass man dann zum nächsten Projekt geht und etwas Neues ausprobiert. Deswegen macht mir diese andere Konstellation, eine Gaunerinnen-Komödie, große Freude. Ich finde es wichtig, dass man sich weiter entwickelt, dass man sich etwas traut, dass es nicht so viele Tabus und Ängste davor gibt, wem man auf den Schlips treten könnte, dass man im Humor ein bisschen lässiger wird.
Jonas Grosch: Man muss experimentieren können, und die Angst davor ist in Deutschland oft sehr groß, was dann vielleicht den Humor ein bisschen einschränkt. John Cleese hat in einer Rede mal gesagt, dass das Ganze nur darauf basiert, dass man experimentiert und Sachen ausprobiert, und wenn man das nicht mehr kann oder darf, kann Humor nicht mehr funktionieren. Wenn die Experiementierfreude größer wäre, hätten wir vielleicht mehr lustige Sachen. Das fängt bei der Kategorisierung an: Das ist eine Komödie, da darf gelacht werden, und das andere ist ernst, da darf nicht gelacht werden. Aber vielleicht kann man das auch lockerer betrachten und muss es gar nicht so stark voneinander trennen.
Klare Haltung gegen Rechts
teleschau: Sind Sie Fan vom britischen Humor?
Katharina Wackernagel: Mit Monty Python sind wir ja aufgewachsen. Es war das Highlight, abends vor dem Ins-Bett-Gehen noch ein, zwei Sketche gucken zu dürfen.
Jonas Grosch: Obwohl wir ja noch gar kein Englisch konnten.
Katharina Wackernagel: Aber einige Begriffe sind in unserem Sprachgebrauch hängen geblieben.
teleschau: Worüber können Sie lachen und was schauen Sie gern im Fernsehen an?
Katharina Wackernagel: Ich bin eine leidenschaftliche Krimi-Guckerin und habe bald alle Serien aus allen Ländern dieser Welt gesehen (lacht). Besonders mag ich den skandinavischen Stil, dass ein Fall über sieben, acht Folgen als Miniserie erzählt wird. Aber auch über Komödien kann ich mich sehr amüsieren. Da bin ich quer durch den Streamer- und Sendergemüsegarten unterwegs. Mir liegen eher Serien, Jonas schaut viel explizierter Filme.
Jonas Grosch: Mir fällt bei Serien „White Lotus " ein, was auch Humor hat, aber keine Komödie ist. Was ich gerade mit meinem achtjährigen Sohn gucke, ist „Der rosarote Panther“. Auch wenn es etwas Altes ist, funktioniert Inspektor Clouseau noch heute. Es ist vielleicht etwas langsamer erzählt, aber der Humor zieht richtig gut.
teleschau: Sie sagten früher gelegentlich, Sie seien nicht politisch und wollten sich nicht gerne positionieren. Via Instagram kam jetzt doch das eine oder andere Statement und Sie sprachen sich ganz klar gegen Rechts aus. Warum äußern Sie sich jetzt doch?
Katharina Wackernagel: Ich hatte das Gefühl, dass uns gar nichts anderes mehr übrig bleibt. Diese Entwicklung der letzten Jahre macht mir große Angst. Früher wollte ich es so klar trennen, weil ich eben Schauspielerin und keine Politikerin bin und auf die Frage „Wie würden Sie es denn besser machen?“ gar keine fundierte Antwort hätte geben können, darum hatte ich mich damals dagegen entschieden. Inzwischen ist es aber so, dass es vor allem um die Haltung geht: dass man als Mensch, als Frau, signalisiert, dass das, was die AfD propagiert, nicht richtig ist. So kann keine Gesellschaft miteinander leben. In jedem Interview und zu jedem, der mich auf der Straße anspricht und fragt: „Warum postest du so etwas?“, kann ich als Antwort geben: Diese Parolen, diese Hetze sind unmenschlich! Wir müssen als Menschen miteinander leben, und im besten Fall ist es gut, aufeinander zuzugehen, voneinander zu lernen, tolerant zu sein, und dafür stehe ich.
Yoga fü die stabile innere Linie

Jonas Grosch hat noch immer sein Arbeitszimmer in der Wohnung seiner Schwester. Dort gibt es den einen oder anderen Ratschlag und gern auch mal einen Kuchen. (Bild: Holger Talinski)
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teleschau: Wäre für Sie ein Film mit politischem Einschlag denkbar?
Katharina Wackernagel: Absolut, ja. Ich habe immer schon die Sehnsucht danach gehabt und möchte durch meine Arbeit politische Haltung zeigen und Probleme aufzeigen. Leider gibt es momentan kein konkretes Projekt, das ich benennen kann, aber vielleicht bringt es ja was, wenn ich es ganz oft und laut sage (lacht).
teleschau: Sie haben ja einen Autor neben sich sitzen ...
Jonas Grosch: Leider ist gerade die gegenteilige Zeit dafür. Wenn ich mit so einem Stoff bei einem Sender oder Kinoverleih ankomme, heißt es, wer will jetzt noch eine Problematisierung von Dingen sehen, die uns eh alle umgeben? Deswegen ist es extrem schwer, zurzeit so ein Thema zu verkaufen, und es wird eher noch weniger. Ich würde auch gar keinen düsteren Film daraus machen wollen, sondern es thematisch aufgreifen, aber mit Humor angehen, und habe da tatsächlich ein, zwei Stoffe. Aber im Moment ist es einfach sehr schwierig, auch wenn ich versuchen würde, eine breitere Masse damit anzusprechen.
teleschau: Frau Wackernagel, Sie erzählten vor rund einem Jahr in einem Interview von Ihren Gesundheitsritualen wie Intervallfasten und Yoga. Sind Sie noch dabei?
Katharina Wackernagel: Ja, da bin ich sehr diszipliniert. Im Moment drehe ich gerade „Mord mit Aussicht“ in Köln, ich habe lange Tage und wenig Zeit für mich, aber es bringt mir wirklich viel, selbst wenn es nur eine halbe, dreiviertel Stunde ist, um zu mir zu kommen. Ich kann es nur empfehlen. Früher fand ich „Yogatanten“ immer ein bisschen schrullig, aber es gibt Kraft und tut gut und man hält viele Sachen länger durch, wenn man eine stabile innere Linie hat.
teleschau: Ist das für Sie eine bewusste Maßnahme gegen das Altern?
Katharina Wackernagel: Nein, ich habe immer gern viel Sport gemacht und bin leidenschaftliche Joggerin, aber dabei habe ich mir durch Überlastung einen Fersensporn zugezogen. Um den zu heilen, musste ich vor allem viel dehnen. Darüber bin ich zum Yoga gekommen und habe in diesen Flows gemerkt, dass es Sinn ergibt, wie alles zusammengebaut ist. Im Alter ist es sicher immer wichtiger, geschmeidig zu sein, jeder verknackste Knöchel braucht einfach länger als mit Anfang 20.
teleschau: Wie stehen Sie dem Thema Altern gegenüber?
Katharina Wackernagel: Es wäre komisch zu sagen, dass das Altern einen nicht nachdenklich macht. Abgesehen von dem Körper, der nicht mehr ganz so fit ist, kommen auch andere Faktoren dazu: Die eigenen Eltern sind plötzlich sichtbar älter, das Verhältnis verändert sich, es wird klar, dass sie nicht immer da sein werden. Die Endlichkeit ist es, was mich beim Thema Altern beschäftigt.
„Es geht nicht ums Alter, sondern um das Erreichen von Leuten“
teleschau: Schauspielerinnen um die 50 klagen oft darüber, dass die Rollen ausbleiben ...
Katharina Wackernagel: Beruflich ist es sicher so, dass es für Frauen ab 40 immer weniger Angebote gibt. Da wünsche ich mir, dass sich etwas verändert. Ich versuche einfach, mich nicht verrückt machen zu lassen, und hoffe, dass es weiter spannende Rollen geben wird. Die werden sich meinem Alter entsprechend verändern, was aber auch etwas Gutes in sich birgt, weil ich dann neue Frauenfiguren kennen lerne. Für mich war ein ganz wichtiges Projekt „Aenne Burda“, denn sie hatte etwas mit meiner Selbstwahrnehmung zu tun.
teleschau: Inwiefern?
Katharina Wackernagel: Ich empfinde mich selbst immer viel jünger, als ich in Wirklichkeit bin. Mit Anfang 30 hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, ich bin jetzt richtig erwachsen, was andere vielleicht mit 20 haben. Gesagt habe ich es natürlich mit 17 schon (lacht). Und Aenne Burda kam mir so alt vor und so weit weg von mir selber. Während ich sie gespielt und ihr Leben begleitet habe, hat sich in mir ganz viel durch sie verändert und ich habe vieles mitgenommen. Darauf hoffe ich in meiner Zukunft als Schauspielerin: dass ich dadurch Frauen begegnen darf, die mich bereichern.
Jonas Grosch: Als Regisseur oder Autor kriege ich mit, dass die auftraggebenden Sender oder Streamer oft wollen, dass alles etwas jünger besetzt wird, weil man jüngere Zuschauer erreichen will. Das Missverständnis besteht darin, dass man diese Altersgruppe ja nicht automatisch mit gleichaltrigen Darstellern erreicht. Man muss die Geschichten jung erzählen. Viele verstehen nicht, dass es nicht darum geht, ob jemand 50 oder 30 ist, sondern dass das, was erzählt wird, mehrere Altersgruppen interessiert. Bei unserem Film war es auch mal die Frage, ob die drei Frauen in dem Alter, in dem sie jetzt sind, sein sollen, oder zehn Jahre jünger. Ich habe aber von Anfang an gesagt, das ist totaler Quatsch, die müssen um die 40 sein, sonst macht die Geschichte keinen Sinn. Das widerspricht aber gar nicht dem, dass „Ganz ohne Geld macht auch nicht glücklich“ auch einem wesentlich jüngeren Publikum gefallen hat. Die Tochter von unserem Cutter ist 13 und fand den Film super. Daran sieht man, es geht gar nicht um das Alter, sondern darum, Leute zu erreichen. Da muss ein Umdenken stattfinden, und das kann eben auch mit älteren Schauspielerinnen passieren.
teleschau: Wie haben die Leute beim Filmfest auf den Film reagiert?
Katharina Wackernagel: Es war eine super Stimmung. Erstens war ich total baff, dass es um 22 Uhr rappelvoll war und alle hörbar wach geblieben sind. Ich war ganz beglückt.
Jonas Grosch: Das auf der großen Leinwand zu haben, war toll, auch für mich, obwohl ich ihn natürlich schon oft gesehen habe. Wir haben, als wir ihn gedreht haben, geflachst: Eigentlich wird es ein Kinofilm. Beim Filmfest dachte ich dann, auf jeden Fall funktioniert er auch auf der großen Leinwand mit Publikum. (tsch)
