Sechs Jahrzehnte im Geschäft: Wie Shakin’ Stevens vom Milchlieferanten zur Rock’n’Roll-Legende und Teenie-Idol wurde. Das macht er heute.
60 Jahre auf der BühneWas macht eigentlich Shakin’ Stevens? – So sieht er heute aus

Shakin’ Stevens war in den 1980er-Jahren eines der größten Teenie-Idole Europas. Besonders in Deutschland flogen ihm zahllose Mädchen- und auch Jungenherzen zu. (Archivbild)
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An ihm kam man in den 1980er-Jahren nicht vorbei. Nach mehreren Jahren musikalischer Pause meldete sich Shakin’ Stevens vor zwei Jahren mit dem Album „Re-Set“ stimmgewaltig wie eh und je zurück. Es war sein erstes Studioalbum seit sieben Jahren und markierte eine deutliche stilistische Weiterentwicklung. Statt auf nostalgischen Rock’n’Roll setzte der Sänger auf nachdenklichere, moderne Arrangements mit Einflüssen aus Americana, Blues und Soul.
Shakin’ Stevens macht immer noch Musik
Die Texte thematisieren unter anderem Umweltzerstörung, soziale Ungleichheit und persönliche Verantwortung. Im Pressetext zum Album hieß es: „Ich wollte ein Album machen, das sich mit den Problemen der Welt beschäftigt, die mich umtreiben.“ Das Werk wurde von John David produziert, einem langjährigen musikalischen Weggefährten Stevens’.
In Interviews betonte er, dass ihm die inhaltliche Ausrichtung des Albums besonders wichtig sei. Die Single „All You Need Is Greed“ wurde in Großbritannien mehrfach im Radio gespielt und thematisiert den zunehmenden Einfluss wirtschaftlicher Interessen auf Gesellschaft und Umwelt. Stevens veröffentlichte zu einigen Songs auch begleitende Videoclips, in denen er sich ernst und nachdenklich zeigt – ein Bruch mit dem Image des gut gelaunten Rock’n’Roll-Entertainers der 1980er-Jahre.
Shakin’ Stevens war der erfolgreichste britische Solostar der 1980er-Jahre

Shakin’ Stevens im Musical „Elvis“. (Archivbild)
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Seit Mitte der 1960er-Jahre, als er mit ersten Bands auftrat, steht Shakin’ Stevens auf der Bühne – 2025 blickt er auf rund 60 Jahre Musikerkarriere zurück. In den 1970er-Jahren veröffentlichte er mit seiner Band The Sunsets mehrere Alben und trat vor allem in Kontinentaleuropa auf, blieb in Großbritannien jedoch ein Geheimtipp. Erst nach seiner Rolle als junger Elvis im West-End-Musical „Elvis“ und mit dem beginnenden Rock’n’Roll-Revival der frühen 1980er-Jahre kam der große Durchbruch.
Fortan zählte Shakin’ Stevens zu den erfolgreichsten Künstlern in Großbritannien. Seine größten Hits waren „This Ole House“ (1981), „Green Door“ (1981) oder „Oh Julie“ (1982). Auch „You Drive Me Crazy“ (1981) und „A Rockin’ Good Way“ (1984, mit Bonnie Tyler) wurden zu Evergreens.

Shakin’ Stevens steht immer noch, wie hier im Dezember 2022, auf der Bühne. (Archivbild)
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Und nicht zu vergessen: „Merry Christmas Everyone“ aus dem Jahr 1985 ist bis heute fester Bestandteil internationaler Weihnachts-Playlists und kehrt jedes Jahr in die Charts zurück. 2025 feiert der Song sein 40-jähriges Jubiläum. 1981 und 1982 wurde er als Teenie-Idol jeweils als beliebtester Sänger mit dem Goldenen „Bravo“-Otto ausgezeichnet, in den folgenden Jahren gab es immerhin noch Silber und Bronze.
Elvis Presley war sein großes Vorbild
Sein Retro-Stil und sein äußeres Erscheinungsbild erinnerten dabei häufig an Elvis Presley – dennoch bewahrte sich „Shaky“ stets eine eigene künstlerische Identität. Im Gespräch mit der Zeitung „The Guardian“ äußerte er sich dazu gelassen: „Man muss akzeptieren, wie man ist. Meine einzige Ausnahme sind meine Haare, die ich immer noch färbe. Als ich Elvis spielte, wurde mir gesagt, ich solle meine Haare schwarz färben. Das Publikum hat sich daran gewöhnt, meine Haare so zu sehen, und es kam gut an, also habe ich es weiter gemacht.“
Privat lässt es der Musiker, der mittlerweile stramm auf die 80 zugeht, altersbedingt ruhiger angehen: Shakin’ Stevens, der mit bürgerlichem Namen Michael Barratt heißt, war über 40 Jahre mit Carole Dunn verheiratet. Die Ehe wurde 2009 nach 42 gemeinsamen Jahren geschieden. Das Paar hat drei Kinder: die Söhne Jason und Dean sowie eine Tochter namens Paula. Nach der Trennung ging der Sänger eine Beziehung mit seiner Managerin Sue Davies ein. Sie bezeichnete er gegenüber dem Guardian als die „Liebe seines Lebens“. „Wir arbeiten nicht nur zusammen, wir sind verheiratet. Wir sind eine gute Partnerschaft.“

Shakin’ Stevens bei einem Konzert 2019 in Offenbach. (Archivbild)
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Ein Wendepunkt in seinem Leben fand vor 15 Jahren statt: Im Juli 2010 erlitt Shakin’ Stevens einen Herzinfarkt, bei dem ihm laut eigener Aussage nur das schnelle Eingreifen seiner Partnerin und Managerin Sue Davies das Leben rettete. Mit ihr lebt der Sänger heute in Marlow in der englischen Grafschaft Buckinghamshire. Hin und wieder meldet er sich auf Instagram mit einem Schnappschuss.
Im Laufe seiner Karriere blieb auch er nicht frei von Negativschlagzeilen, die in Deutschland weitgehend unbeachtet blieben. Im Jahr 2002 wurde er wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss zu einer Geldstrafe von 400 Pfund verurteilt und für zwei Jahre die Fahrerlaubnis entzogen. Für Aufsehen sorgte zudem ein Vorfall bei einem Auftritt in Nordirland: Nach einem Konzert im Jahr 2009 wurde ihm vorgeworfen, einen Pressefotografen mit einem Mikrofonständer attackiert und dessen Kamera beschädigt zu haben.
Stevens wurde zunächst wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung verurteilt, legte jedoch Berufung ein – mit Erfolg. Im Mai 2011 wurde das Urteil aufgehoben, da das Gericht dem Zeugen nicht glaubte. „Ich war immer unschuldig – die Gerechtigkeit hat gesiegt“, sagte Stevens nach dem Freispruch gegenüber Medien. Einige Jahre später gab er wieder Konzerte in Deutschland und trat 2019 bei Carmen Nebel im Fernsehen auf. In Großbritannien stand er noch 2022 und 2023 auf der Konzertbühne. Ob es hierzulande noch einmal zu einem Comeback kommt, bleibt offen.