„Bandera ein großartiger Mann“Stephen King fällt auf russischen Fake-Anruf rein

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Der US-Bestsellerautor Stephen King 2013 bei einer Buchvorstellung in Hamburg (Archivbild). 

Portland – US-Bestsellerautor Stephen King ist nach eigenen Angaben auf einen Fake-Videoanruf des russischen Duos Wowan und Lexus (Englisch: Vovan und Lexus) hereingefallen. „Es ist mir peinlich“, schrieb King am Donnerstag (Ortszeit) auf Twitter.

In einem Video zu dem Gespräch wird der 74-Jährige unter anderem nach dem ukrainischen Nationalisten und Antisemiten Stepan Bandera gefragt. Kings Antwort: „Im Großen und Ganzen ist Bandera ein großartiger Mann, denke ich.“ Er sei hereingelegt worden, meinte der Schriftsteller nun auf Twitter und räumte dann auch ein: „Ich hatte keine Ahnung, wer dieser Typ Bandera war.“

Stephen King glaubte, mit Wolodymyr Selenskyj zu sprechen

Er habe geglaubt, mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu sprechen, sagte King der Zeitung „Portland Press Herald“ in seinem Heimatbundesstaat Maine. „Die Jungs waren gut, das kann ich sagen“, teilte er dem Blatt demnach in einer E-Mail mit.

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Ihm sei während des Gesprächs ein Video mit Selenskyj und einem angeblichen Übersetzer gezeigt worden. Er habe geglaubt, Bandera sei einer von Selenskyjs Generälen oder Beratern, fügte der Autor demnach hinzu. Ein Irrtum: Bandera war während des Zweiten Weltkriegs Anführer des radikalen Flügels der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN).

Nationalistische Partisanen aus dem Westen der Ukraine waren 1943 für ethnisch motivierte Vertreibungen verantwortlich, bei denen Zehntausende polnische und jüdische Zivilisten ermordet wurden. Anfang Juli geriet der ehemalige Botschafter Andrij Melnyk in die Schlagzeilen, als er Bandera als Freiheitskämpfer verherrlichte

Autor Stephen King schämt sich für Aussagen

„Mein Fazit: Einmal reingelegt, Schande über sie“, zitierte die Zeitung den Autor, der in dem Video mit einer Ukraine-Mütze zu sehen ist. King hat mit Büchern wie „Friedhof der Kuscheltiere“, „Shining“ oder „Es“, das nun auf Netflix eine eigene Streaming-Serie bekommt, Millionen Menschen auf der ganzen Welt das Fürchten gelehrt und gilt als einer der bekanntesten und erfolgreichsten Schriftsteller seiner Generation.

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Das russische Duo ist bereits seit Jahren bekannt dafür, teils hochrangige Politiker und andere internationale Promis mit Fake-Anrufen hereinzulegen. In den vergangenen Wochen hatten die beiden von den Staatsmedien und der russischen Führung gefeierten Trolle mehrere europäische Bürgermeister – darunter Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey – und andere Prominente und Politiker in die Irre geführt. Aufzeichnungen der Gespräche veröffentlichen sie mit zeitlicher Verzögerung in der Regel in russischen sozialen Netzwerken. (pst/dpa)

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