Wetterexperte im Interview„Die Dürre könnte sich fortsetzen“

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Dürre

Risse ziehen sich durch einen Acker, auf dem Mais steht.

Auch wenn der Sommer noch keine Rekorde purzeln lässt – es bleibt zu trocken und zu warm. Wir sprachen mit Guido Halbig, Diplom-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst und zuständig für NRW. Herr Halbig, der heißeste Tag des Jahres steht NRW mit prognostizierten 35 Grad bevor. Verglichen mit vergangenem Jahr ist das nichts. Ist der Klimawandel vorbei? Halbig: Keinesfalls. Wenn wir die Durchschnittstemperatur für den Juni ansehen, dann liegen wir in diesem Jahr mit 19 Grad in Köln-Stammheim trotzdem etwa zwei Grad über dem langjährigen Mittel. Auch die Niederschlagsmenge ist unterdurchschnittlich. In den ersten sieben Monaten fielen in NRW dieses Jahr 354 Liter Regen. Zum langjährigen Mittel fehlen damit fast hundert Liter.

Was bedeutet das?

Die Dürre könnte sich fortsetzen. Wenn es im Herbst und Winter nicht Massen regnet, wird sich das Grundwasser nicht auffüllen, was zu großflächigem Waldsterben im kommenden Jahr führen kann.

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Was ist zu tun?

Wir müssen natürlich den CO2 -Ausstoß drastisch reduzieren. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird die Welt andernfalls um vier Grad wärmer sein als jetzt. Außerdem ist es wichtig, das Wasser zu sammeln statt es ungenutzt in die Kanalisation abzuleiten. Erstrebenswert wären „Schwammstädte“ mit Wassertanks im Untergrund.

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Man muss den kostbaren Niederschlag festhalten. Sonst fließt er über Flüsse ins Meer und ist weg. In den Niederlanden werden Häuser beispielsweise mit doppelten Kellern gebaut, die man fluten kann, wenn es mal viel regnet.

Trotzdem sind wir dieses Jahr von der langen Hitzeperiode bisher verschont geblieben. Woran liegt das?

Unser Wetter wird von dem so genannten Jet-Stream-Band über uns geprägt. Das sind Starkwinde in großer Höhe. Da sich die Erde in den nördlichen Breiten stärker erwärmt als am Äquator, wird das Band schwächer und das Wetter beständiger.

Zur Person

Guido Halbig (61) ist Diplom-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst, zuständig für NRW.

Wenn man also einen Sommer mit einem stabilen Hoch erwischt, dann kann es wochenlang heiß und trocken bleiben. Das war 2018 und 2019 der Fall. In diesem Jahr liegt ein stabiles Hoch zum Beispiel über Sibirien.

Badewetter in Sibirien?

Allerdings. Dort hat es im Normalfall 12 bis 18 Grad im Juli. Im Moment messen wir seit Wochen hohe Temperaturen mit bis zu 34 Grad.

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