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Kommentar

Cannabis-Gesetz
Warken will Legalisierung zurückzudrehen

Ein Kommentar von
2 min
Nina Warken (CDU), Bundesministerin für Gesundheit, spricht im Bundestag bei der Fortsetzung der Haushaltsberatungen.

Nina Warken (CDU), Bundesministerin für Gesundheit, spricht im Bundestag bei der Fortsetzung der Haushaltsberatungen.

Bundesgesundheitsministerin Warken möchte die Cannabis-Legalisierung stoppen. Ein großer Fehler, kommentiert Tim Szent-Ivanyi. 

Nie war es komfortabler, an Cannabis zu kommen, als heute: Ein Online-Formular ausfüllen und dort Beschwerden wie chronische Schmerzen ankreuzen, Online-Apotheke auswählen und bezahlen. Nach ein paar Tagen werden die Blüten in feinster Qualität nach Hause geliefert. Bubatz beim Dealer um die Ecke zu kaufen, war gestern.

Alles legal, aber dennoch ein klarer Missbrauch der Gesetzeslage. Kreuzt man im Fragebogen zum Beispiel an, unter Psychosen zu leiden, wird umgehend darauf aufmerksam gemacht, besser bei einem Nein zu bleiben, um die Bestellung erfolgreich abschließen zu können. Es ist also nachvollziehbar, dass Bundesgesundheitsministerin Nina Warken diesen Geschäften einen Riegel vorschieben will. Wer Cannabis regelmäßig konsumieren möchte, um damit medizinische Probleme zu lösen, sollte in seinem eigenen Interesse persönlich eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren müssen. Nur so können Risiken, die es zweifelsfrei beim Cannabis-Konsum gibt, so weit wie möglich ausgeschlossen werden.

Gleichwohl ist Warkens Vorstoß zum jetzigen Zeitpunkt ein schwerer Fehler. Die Menschen bestellen sich Cannabis über den Umweg eines Rezeptes nicht, weil sie gerne Fragebögen ausfüllen. Sie nutzen diesen Weg, weil sie keinen Kontakt mit Drogendealern haben und nur einwandfreie Ware ohne gefährliche Zusätze konsumieren wollen. Sie helfen also dabei, den Schwarzmarkt trocken zu legen, was schließlich das Ziel der Legalisierung ist.

Warken konterkariert mit ihrem Vorgehen diese positive Entwicklung. Es ist der Versuch der CDU-Frau, vor der im Koalitionsvertrag vereinbarten ergebnisoffenen Evaluierung der Cannabis-Legalisierung Fakten zu schaffen, um sie wieder zurückdrehen zu können. Das sollte sich die SPD nicht gefallen lassen. Vordringlich ist jetzt vielmehr, endlich den Cannabis-Verkauf in lizenzierten Geschäften zu erlauben. (rnd)