CoronavirusDie Krise ist Nährboden für Radikale und Systemverweigerer

Lesezeit 3 Minuten
Protest Demo Corona

Szene des Protests: Menschen demonstrieren in Stuttgart gegen die von der Politik angeordneten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus.

Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

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Carsten Fiedler, Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“

haben Sie es auch bemerkt? Nach einigen Wochen des Schweigens sind die Fundamentalkritiker, die Daueropponenten und Systemverweigerer zurück. Angela Merkel ist jetzt wieder die, die das Land in den sicheren Untergang führt, diesmal allerdings mit zu viel Abschottung (gegen Corona), nicht mit zu wenig Abschottung (gegen Flüchtlinge). Die Regierung macht endlich wieder alles falsch, und überhaupt sind die Politiker und wir alle ohnehin in der Hand böser, finsterer Mächte, die uns steuern und manipulieren.

Polarisierungen sind typisch für Krisenzeiten, und wenn die Krisen von der Art sind, dass ihre Ursache diffus, ihr Verlauf für die Gemeinschaft wie für jeden Einzelnen belastend und ihr Ausgang vollkommen ungewiss ist, dann sind sie auch der beste Nährboden für Radikale und Verschwörungstheoretiker. 

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Die Diskussionen und Theorien waren vorhersehbar

Die Corona-Krise erfüllt die drei genannten Kriterien mustergültig. Deshalb wundere ich mich weder über die Diskussionen, die jetzt vermehrt aufkommen, noch über die Schärfe, mit der sie geführt werden. 

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Randphänomene, bloß nicht allzu ernst nehmen! Könnte man sagen. Und in der Tat ist es ja zunächst mal ein gutes Zeichen, dass in einer freiheitlichen Demokratie kontrovers über alles debattiert wird, was den Weg dieser Gesellschaft betrifft. Die Behauptung alternativloser Entscheidungen stimmt mich immer misstrauisch, und auch die Corona-Krise zeigt ja, dass weder die Wissenschaftler noch die Politiker Garantien abgeben können für das, was sie als das Richtige erachten.

Gibt es „gute“ Debattenbeiträge und „böse“? Oder anders gefragt: Gibt es eine Art Corona-Jury, die darüber zu bestimmen hätte? Natürlich nicht. Und deshalb maßen sich manche Leute mit den absurdesten, abenteuerlichsten oder mitunter auch mit gefährlichen Thesen an, auf einer Ebene mit international anerkannten Experten und demokratisch legitimierten Politikern zu diskutieren. Auf Augenhöhe mit Merkel und Drosten sozusagen.

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Ich finde aber, es gibt eine einfache Möglichkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen: Wer seinen Vorteil daraus zieht, die Gesellschaft zu spalten, Misstrauen zu säen, Angst zu verbreiten – vor dem sollte man sich hüten. Und wer vorgibt, er wüsste in Lebenslagen wie der gegenwärtigen ganz genau, was zu tun sei – von dem sollte man sich fernhalten.

Dass das keine Frage von „oben oder unten“ ist, zeigt übrigens der Blick in die USA: Dort ist es der erste Mann im Staat, der mit Macht zerstört, worauf Staat und Gesellschaft gründen sollten. Und weil das aus der Ferne so furchtbar offensichtlich ist, können wir daraus auch für das lernen, was uns in der Nähe – hier in unserem Land – beschäftigt.

Bleiben Sie gesund! Achten Sie auf sich und Ihre Nächsten! 

Ihr Carsten Fiedler

Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“ 

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