Die Behörde rechnet mit bis zu 4000 Fax-Seiten pro Monat. Wie passt das mit der Digitalisierung in Deutschland zusammen?
Spott für „Digitalisierung“Bundesnetzagentur sucht neuen Fax-Anbieter bis 2028

Nutzen Sie noch das Fax-Gerät? Die Bundesnetzagentur schon, sie hat einen neuen Auftrag für einen Fax-Dienstleister bis 2028 ausgeschrieben.
Copyright: picture alliance/dpa
Die Bundesnetzagentur sucht nach einem neuen Fax-Anbieter. Das geht aus einem Statement eines Sprechers, einem öffentlichen Vergabeverfahren und mehreren Medienberichten hervor, zuerst hatte das IT-Portal „Golem“ berichtet. Fax-Geräte in der Digitalisierung? Während sich die Behörde äußerte, scherzten Nutzerinnen und Nutzer über den Vorgang.
Neuer Dienstleister gesucht: Bundesnetzagentur rechnet mit bis zu 4000 Fax-Seiten pro Monat
E-Mail, Chat und Voicecalls haben für viele längst Briefe und auch das Telefon abgelöst. Wann haben Sie zum Beispiel zuletzt ein Fax benutzt? Bei der Bundesnetzagentur ist dies aber offenbar noch eine gängige Kommunikationsform.
Die Bundesnetzagentur sucht in der öffentlichen Vergabe für den Fax-Auftrag nach einem Dienstleister, der für mindestens ein Jahr den Behördenservice am Standort in Mainz leisten kann. In dem Auftrag heißt es, dass die Behörde mit „3000 bis 4000 ein- und ausgehenden Seiten pro Monat“ rechnet. Besonders: Die Angebote sollen ausschließlich „elektronisch“ eingereicht werden.
Ein Sprecher der Bundesnetzagentur erklärte am Mittwochabend schriftlich gegenüber dieser Zeitung: „Die Bundesnetzagentur bietet Bürgerinnen und Bürgern unterschiedliche Kommunikationswege an. Menschen, die über keinen Internetzugang verfügen, können zum Beispiel ihrer Pflicht zur Registrierung von Stromerzeugern wie Solaranlagen statt durch Registrierung im Webportal auch schriftlich nachkommen.“
So sei das Fax eine weitere Kommunikationsmöglichkeit, auch wenn es schon bei vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht mehr der beliebteste Weg ist: „Neben den Möglichkeiten online, via Post, telefonisch oder persönlich vor Ort mit der Bundesnetzagentur in Kontakt zu treten, werden daher weiterhin Faxdienste als Kommunikationsweg angeboten. Von dieser Möglichkeit wird von Bürgerinnen und Bürgern nach wie vor, aber in vergleichsweise geringem Umfang Gebrauch gemacht“, heißt es in dem Statement.
Nutzerinnen und Nutzer spotten über Fax-Dienstleistung der Netzagentur
Über die Suche nach einem neuen Fax-Anbieter spotten in den sozialen Netzwerken Userinnen und User. Die Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg (Linke) teilte etwa einen Screenshot der Vergabe und kommentierte den Vorgang mit vielen Lach-Emojis.
Auch andere Userinnen und User scherzten etwa bei Twitter. Die Kritik zielte auf das geplante Onlinezugangsgesetz (OZG) ab, das es Bürgerinnen und Bürgern eigentlich erleichtern soll, sich an Behörden zu wenden. Sie kritisierten das Fax als überholte Technik und forderten stattdessen eine raschere Digitalisierung.
Die Ausschreibung läuft übrigens noch bis 15. Februar 2023. Ein baldiges Aus für das Fax ist außerdem nicht in Sicht: Der Auftrag für den Fax-Dienstleister ist bis 31. März 2028 ausgeschrieben. (mab)