Evangelische KircheMitgliedszahl erstmals unter 20 Millionen – Rekord bei Austritten

Lesezeit 2 Minuten
Kirchenaustritt

280.000 evangelische Christen traten 2021 aus der Kirche aus. (Symbolbild)

Köln – Der Mitgliederstand der evangelischen Kirche hat 2021 in Deutschland ein historisches Tief erreicht. Mit einem Rückgang von 516 000 (2,5 Prozent) sank die Zahl der Menschen, die zu einer der 20 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehören, auf 19,72 Millionen.

Auf Rekordhoch liegt demgegenüber die Zahl der Austritte: 280.000 Protestantinnen und Protestanten kehrten ihrer Kirche im Jahr 2021 den Rücken. Das sind 10 000 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019 und 60.000 mehr als im ersten Corona-Jahr 2020. Hinzu kamen 360.000 Sterbefälle. Bei den Taufen (115.000) verfehlt die Kirche klar das Niveau vor der Corona-Pandemie. Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus kündigte ein „entschiedenes Gegensteuern“ an.

Zahlen der rheinischen Kirche

Für die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) nannte deren Sprecher Jens Peter Iven „korrespondierende Zahlen“: Die Mitgliedschaft der zweitgrößten EKD-Gliedkirche sank im Vergleich zum Vorjahr um rund 63.000 auf 2,34 Millionen. Die Austritte erreichten mit einem Plus von gut 10.000 einen Höchststand von fast 33.000. Bisheriger Rekord waren knapp 29.400 Austritte im Jahr 2019.

Die katholische Kirche gibt ihre Zahlen immer erst um die Jahresmitte bekannt. Allerdings lassen Daten aus Köln oder NRW auch hier auf Höchststände bei den Austritten und neue Negativ-Marken bei den Mitgliederzahlen schließen.

Skandale schlagen auf Kirchenbindung durch

Aus der Ursachenforschung ergeben sich zwei Motive für den Austritt: Zum einen schlagen Skandale negativ auf die Kirchenbindung durch, und zwar unabhängig davon, in welcher Kirche sie jeweils angesiedelt sind. Allerdings reagieren Katholiken nach einer von der EKD in Auftrag gegebenen Studie deutlich sensibler als Protestanten: 24 Prozent der ehemals evangelischen, aber 37 Prozent der katholischen Christen gaben an, sie hätten für ihren Austritt einen konkreten Anlass gehabt.

Katholiken seien zum Zeitpunkt ihres Austritts tendenziell noch viel stärker mit ihrer Kirche verbunden und vollzögen somit einen „regelrechten Bruch“, erläuterte Studienleiterin Petra-Angela Ahrens vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD.

Kosten-Nutzen-Abwägung

Weit größer ist der Anteil derjenigen, für die ihre Zugehörigkeit zur Kirche über eine lange, teils Generationen übergreifende Zeit hinweg an Bedeutung verloren hat und die sich dann nach einer „Kosten-Nutzen-Abwägung“ verabschieden, so Ahrens.

Das könnte Sie auch interessieren:

Angesichts solcher langfristiger Entfremdungsprozesse muss die Kirche nach den Worten von EKiR-Sprecher Iven umso mehr verdeutlichen, was Kirche ihren Mitgliedern bringt. „Was tut mir gut? Und warum?“ Das seien berechtigte Fragen, auf die es seitens der Kirche eine Vielzahl von Antworten gebe.

KStA abonnieren