Hozan CaneKölner Sängerin nach zwei Jahren Haft in der Türkei wieder frei

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Hozan Cane

Die undatierte Aufnahme zeigt die deutsch-kurdische Sängerin Hozan Cane. 

Istanbul – Die Kölner Sängerin Hozan Cane ist nach mehr als zwei Jahren in einem Istanbuler Gefängnis freigelassen worden. Wie ihr Anwalt Newroz Akalan der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, habe ein Gericht zuvor dem Einspruch der Verteidigung stattgegeben, dass die lange Haftzeit Canes unverhältnismäßig sei. Cane darf die Türkei nicht verlassen – Akalan bestätigte, dass eine Ausreisesperre verhängt worden sei.

Cane war kurz vor den Präsidenten- und Parlamentswahlen 2018 in der Türkei festgenommen worden. Im November 2018 wurde sie zu sechs Jahren und drei Monaten Haft wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation verurteilt. Im Sommer 2020 war neu verhandelt worden, weil das Berufungsgericht das Urteil nicht bestätigt hatte – es gebe keine hinreichenden Beweise für eine Mitgliedschaft der Kölnerin in der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK.

Gesundheitliche Beeinträchtigungen

Ebenfalls wegen Terrorpropaganda in der Türkei angeklagt ist Canes Tochter Dilan Örs, die zwischenzeitlich ebenfalls inhaftiert war und sich aktuell unter Hausarrest befindet. Der Hausarrest gegen Örs, die auch in Köln lebt, wurde am Donnerstag von einem Gericht verlängert. „Mutter und Tochter werden jetzt vorerst in der Türkei zusammen leben“, sagte Stadtrat Jörg Detjen (Linke), der am Donnerstag mit den beiden sprach, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Cane sei durch die lange Haft gesundheitlich beeinträchtigt – sie leidet unter starkem Asthma und Bluthochdruck. „Die beiden sind aber sehr froh, zusammen zu sein und hoffen, bald nach Deutschland zurückkehren zu können.“ Der Prozess gegen Hozan Cane wird am 20. Oktober fortgesetzt.

Im August hatte das Gericht in der westtürkischen Stadt Edirne die Freilassung Canes noch abgelehnt. Zur Begründung hieß es, es bestehe Fluchtgefahr, man wolle noch eine medizinische Untersuchung zum Gesundheitszustand der Kölnerin abwarten. Hozan Cane hat kurdische Wurzeln und besitzt allein die deutsche Staatsbürgerschaft. Ihre Verurteilung hatte die deutsch-türkischen Beziehungen belastet.

Der menschenrechtspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Frank Schwabe, der das Verfahren gegen Cane beobachtet, sagte: „Hozan Cane war zu Unrecht im Gefängnis. Sie ist eine Sängerin, die sich mit ihrer Kunst politisch engagiert hat. Das ist aber kein Verbrechen.“ (mit dpa)

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