Das Gespräch habe etwa eine Stunde gedauert, heißt es aus Istanbul. Erneut sollen offenbar Kriegsgefangene ausgetauscht werden.
Gespräche nach GroßangriffKein Durchbruch in Istanbul – Mimik von Putins Delegation belustigt Ukrainer

Bei der russischen Delegation rund um Verhandlungsführer Wladmir Medinski (2. v. l.) in Istanbul gab es am Montag ernste Gesichter, aber keinen Durchbruch.
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Die zweite Verhandlungsrunde zwischen Russen und Ukrainern über eine mögliche Waffenruhe ist beendet. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte mit, dass die Gespräche abgeschlossen seien und er von Verteidigungsminister Rustem Umjerow, der die Delegation Kiews anführte, einen vollständigen Bericht erwarte.
Es seien Dokumente ausgetauscht worden und vorbereitet werde ein neuer Austausch von Kriegsgefangenen, sagte Selenskyj in der litauischen Hauptstadt Vilnius bei einem Besuch. Dabei sollen offenbar alle Kriegsgefangenen mit schlechtem Gesundheitszustand sowie Häftlinge im Alter unter 25 Jahren ausgetauscht werden, berichtete die ukrainische Zeitung „Kyiv Post“.
Ukraine und Russland vereinbaren erneut einen Gefangenaustausch
Das Gespräch in Istanbul habe etwa eine Stunde gedauert, berichteten die staatliche Nachrichtenagentur Tass und die Agentur Interfax unter Berufung auf eigene Quellen. Eine Fortsetzung im weiteren Tagesverlauf sei nicht vorgesehen. Russland wollte ein Memorandum übergeben über eine mögliche Beendigung des Krieges.
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Bei den Gesprächen sollte es um Wege aus dem seit drei Jahren dauernden Krieg Russlands gegen die Ukraine gehen. Kiew hatte dazu im Vorfeld eine bedingungslose 30-tägige Waffenruhe als ersten Schritt gefordert.
Moskau hatte eine Feuerpause jedoch an Bedingungen geknüpft, zu denen ein Verzicht westlicher Staaten auf Waffenlieferungen an die Ukraine gehört. Kiews wiederum sollte die Mobilmachung von Soldaten einstellen. Russland bot hingegen keinerlei eigenes Entgegenkommen an, womit eine Einigung bereits im Vorfeld nahezu unmöglich erschien.
„Wahre Integrität besteht nicht aus Worten, sondern aus Taten“
Andrij Jermak, Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, berichtete bei Telegram ebenfalls über die Gespräche in Istanbul. Demnach hat die Ukraine der russischen Delegation eine Liste von Minderjährigen übergeben, die von Russland aus der Ukraine verschleppt wurden.
„Es geht um Hunderte Kinder, die Russland gesetzwidrig deportierte, zwangsweise umsiedelte oder in den temporär besetzten Gebieten festhält“, so Jermak. Nun liege der Ball bei Russland, das nun die „Aufrichtigkeit der Absichten“ belegen könne. „Wahre Integrität besteht nicht aus Worten, sondern aus Taten. Und jetzt ist es an der Zeit, es zu beweisen“, schrieb Jermak.
Nach früheren Angaben aus Kiew hatte Moskau mehr als 19.500 ukrainische Minderjährige aus den eroberten Gebieten „zwangsverschleppt“. Mehr als 1.000 konnten dabei auch durch internationale Vermittlung in die Ukraine zurückkehren.
Ukrainer belustigt über „düstere“ Mimik bei russischer Delegation
2023 hatte der Internationale Strafgerichtshof wegen des Vorwurfes der Verschleppung von ukrainischen Kindern Haftbefehle gegen den russischen Staatschef Wladimir Putin und die russische Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa ausgestellt.
Das Treffen in Istanbul war durchaus mit Spannung erwartet worden – nicht weil Experten einen Durchbruch erwartet hätten, sondern weil die Ukraine Russland am Sonntag (1. Juni) mit einem Großangriff empfindlich getroffen hatte.
Die im Vergleich zur ersten Verhandlungsrunde ernsten Gesichter der russischen Delegation sorgten am Montag deshalb mitunter für Belustigung in der Ukraine und den sozialen Netzwerken. In zahlreichen Beiträgen wurde auf die „düstere“ und „verärgerte“ Mimik der russischen Verhandlungsführer angespielt.
„Man sollte dieses Format nicht Verhandlungen nennen“
Inhaltlich zeigten sich Experten am Montag wenig überrascht davon, dass die Gespräche erneut ohne größere Fortschritt zu Ende gegangen sind. „Istanbul brachte, was erwartet wurde“, kommentierte der Kölner Politikwissenschaftler Thomas Jäger bei X.
„Russland hatte Gespräche über Gespräche in Aussicht gestellt, ein Memorandum angekündigt und sich gewundert, was Vertreter aus USA, UK, Frankreich und Deutschland gerade in der Stadt machten“, führte der Professor für Internationale Politik der Universität Köln aus. „Man sollte dieses Format nicht Verhandlungen nennen.“ (mit dpa)