Kommentar zum KriegDie Ukraine braucht Geduld und Waffen – aber keinen Druck des Westens

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Ein ukrainischer Soldat der 3. Sturmbrigade feuert Anfang Juli eine 122-mm-Haubitze auf russische Stellungen.

Ein ukrainischer Soldat der 3. Sturmbrigade feuert Anfang Juli eine 122-mm-Haubitze auf russische Stellungen.

Ein Kriegsszenario wie im Ersten Weltkrieg? Große Zurückeroberungen der Ukraine von besetztem Gebiet bleiben aus – das Land fordert immer stärkerer Waffen.

Seit Monaten warnen ukrainische Regierungs- und Armeevertreter vor überhöhten Erwartungen an die Offensive gegen die russischen Besatzer, wie sie besonders im Westen geschürt werden. Verteidigungsminister Oleksij Resnikow meinte bereits im April, die Erwartungen seien „definitiv überhitzt“. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte im vergangenen Monat: „Manche Menschen glauben, das ist ein Hollywood-Film, und erwarten jetzt Ergebnisse. Aber so ist es nicht.“

Niemand in der Ukraine hat erwartet, dass die Offensive ein schnelles Ende des Krieges bringen würde – so wünschenswert das auch wäre. Geduld ist gefragt, besonders bei den westlichen Unterstützern der Ukraine, die sich darauf einstellen müssen, das überfallene Land langfristig mit Waffen zu beliefern. Dass die Ukraine Streumunition von den USA beziehen möchte – und die US-Regierung eine Lieferung erwägt – ist angesichts der Lage nachvollziehbar.

Streumunition ist eine furchtbare Waffe

Es ist eine furchtbare Waffe, die zu Recht von den meisten Ländern geächtet ist (allerdings weder von den USA noch von Russland oder der Ukraine). Die Ukraine argumentiert nach US-Medienberichten, Streumunition würde ihr ein effektiveres Vorgehen gegen russische Truppen ermöglichen.

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Darin liegt ein großer Unterschied zu den russischen Besatzern, die diese Waffe Angaben von Menschenrechtsorganisationen zufolge in der Ukraine gegen Zivilisten verwenden – ein mögliches Kriegsverbrechen. Das alles überragende Ziel der Regierung in Kiew ist es, den Krieg so bald wie möglich zu beenden. Das deckt sich mit dem Interesse des Westens. Bis dahin dürfte es allerdings noch ein weiter Weg sein.

Ein ukrainischer Offizier an der Front, ein promovierter Historiker, verglich die Gefechtslage in der Ukraine kürzlich mit der im Ersten Weltkrieg 1916. Danach dauerte der Krieg noch zwei Jahre. (RND)

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