Missbrauch im Bistum AachenAltbischof soll Bußgeld zahlen

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Der Aachener Dom – in der vergangenen Woche hat das Bistum den Bericht über Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese vorgestellt. 

Aachen/Köln – Nach der Vorlage eines Missbrauchsgutachtens für das Bistum Aachen in der vorigen Woche zieht der amtierende Bischof Helmut Dieser erste Konsequenzen. Nach seinen Worten soll die frühere Bistumsleitung wegen ihres unzulänglichen Umgangs mit Fällen von Missbrauch „Zeichen der Reue“ zeigen und freiwillig zu finanziellen Leistungen an die Opfer beitragen.

Ein Betroffenenbeirat soll – im Gegensatz zur Praxis im Erzbistum Köln – als unabhängiges Gegenüber zur Kirche konstruiert und mit einem eigenen „robusten Mandat“ ausgestattet werden. Zusätzlich will Dieser eine unabhängige Kommission mit der weiteren Aufarbeitung beauftragen.

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Der seit 2016 amtierende Aachener Bischof Helmut Dieser

Ziel sei ein „Kulturwandel“. Priestern dürften in der Kirche nicht länger bessere Bedingungen eingeräumt werden als allen anderen. Von seinem Vorgänger Heinrich Mussinghoff, dem das Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl persönliches Versagen bei der Fürsorge für die Opfer und „unverdiente Milde“ für die Täter vorwirft, erhofft sich Dieser einen „Prozess der Selbstreflexion“.

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Bitte an Altbischof Mussinghoff

Er habe Mussinghoff ausdrücklich darum gebeten, den „Turn zur Opferperspektive“ zu vollziehen und auf Rechtsmittel zu verzichten. Juristische Selbstverteidigung helfe nicht weiter. „Dieses schändliche Bild haben wir in der Öffentlichkeit lange genug gegeben“, sagte Dieser.

Von Januar an will das Bistum den Opfern die von der Bischofskonferenz beschlossenen erhöhten Leistungen in Anerkennung ihres Leids zahlen. Das Geld – jeweils bis zu 50.000 Euro – solle „durch Verzicht im System“ aufgebracht werden, nicht aus der Kirchensteuer.

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In einen Solidarfonds sollen insbesondere Täter und Mitverantwortliche in der Bistumsleitung einzahlen, aber auch der Klerus insgesamt. Generalvikar Andreas Frick sprach von einem „Bußgeld“ Einzelner und des Systems.

Frick lobte das Gutachten der Münchner Anwälte als professionell und kompetent. Die Kosten bezifferte er auf einen höheren sechsstelligen Betrag. Der Kölner Kardinal Rainer Woelki hatte eine unveröffentlichte Studie derselben Kanzlei für das Erzbistum wegen angeblicher formaler und methodischer Mängel Ende Oktober kassiert.

Auf die Frage eines möglichen Drucks aus Köln auf das Nachbarbistum antwortete Frick ausweichend: „Wir haben Einflüsse von außen nicht an uns herangelassen.“

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