Mit 93 JahrenKirchenkritiker und Theologe Hans Küng ist gestorben

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Hans Küng

Der Tübinger Theologe Hans Küng, aufgenommen in der katholischen Domkirche St. Eberhard 2004 in Stuttgart. (Archivfoto)

Tübingen – Hans Küng, einer der bedeutendsten katholischen Theologen des 20. Jahrhunderts, ist am Dienstag im Alter von 93 Jahren gestorben. Mit seinen Büchern über den christlichen Glauben und Reformen der katholischen Kirche beeinflusste Küng ganze Generationen von Gläubigen und theologisch Interessierten. Schon mit 35 Jahren wurde er Berater beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965), das er zusammen mit Joseph Ratzinger als einem zweiten jungen „Teenager-Theologen“ prägte.

Küng wurde 1928 im schweizerischen Kanton Luzern geboren. Das charakteristische Idiom seiner Heimat hat er nie abgelegt. Er studierte Philosophie und Theologie in Rom, wo er dem Collegium Germanicum angehörte, einer Kaderschmiede für den deutschsprachigen Priesternachwuchs. 1954 wurde er zum Priester geweiht. In seiner Promotion schlug Küng eine Brücke zur protestantischen Theologie Karl Barths, was damals als Sensation galt.

Bereits mit 32 Jahren wurde Küng Professor und widmete sich fortan einem Reformprogramm für seine Kirche. Er holte Ratzinger 1966 als Kollegen nach Tübingen, überwarf sich aber mit ihm in den Auseinandersetzungen der 68er-Zeit. Während Küng als „Kirchenrebell“ zum führenden Kritiker des Papsttums unter Johannes Paul II. wurde, machte Ratzinger als Erzbischof von München und später Kurienkardinal in Rom Karriere.

Nach der Wahl Ratzingers zum Papst kam es 2005 zu einer versöhnlichen Begegnung der Antipoden. Die kirchlichen Sanktionen gegen Küng wurden jedoch nie aufgehoben. 1979 hatte ihm die Deutsche Bischofskonferenz nach jahrelangen Kontroverse unter anderem um das von Küng bestrittene Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit die Lehrerlaubnis zogen, was Küngs Popularität allerdings noch steigerte. Mit Leidenschaft widmete Küng sich seit Ende der 80er Jahre dem „Projekt Weltethos“, das nach gemeinsamen Werten in den Religionen sucht und in ihnen einen wesentlichen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander der Nationen und Kulturen ausmacht. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Küng, der an Parkinson litt, zurückgezogen. Letztmals für Furore sorgte er mit einem Plädoyer für das „Recht auf Sterben“ und den assistierten Suizid.

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