Pläne der LandesregierungBekommt NRW eine neue Gas-Pipeline?

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Die Rohre der Zeelink-Pipeline wurden auch in NRW verlegt

Düsseldorf – Normalerweise sind es 22 Millionen Kubikmeter Gas pro Jahr, die von Belgien nach Nordrhein-Westfalen fließen. Für mehr sei die Kapazität der Zeelink-Pipeline, die das Flüssiggas-Terminal im Hafen von Zeebrügge mit dem Westmünsterland verbindet, nicht ausgelegt, heißt es bei der Landesregierung.

Doch seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ist vieles nicht mehr normal, auch beim Thema Gas. Aktuell jedenfalls liefere Belgien in einer Intensität von „weit über 30 Millionen Kubikmetern pro Jahr“, was durch „eine vorübergehende höhere Beanspruchung der Leitung möglich“ sei, bestätigte der NRW-Europaminister Nathanael Liminski (CDU) auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Belgische Pipeline soll um 48 Kilometer erweitert werden

Dabei gehe es natürlich darum, „die eingestellten russischen Gaslieferungen kurzfristig zu ersetzen“, betonte der Minister: „„Zum anderen aber müssen wir schon jetzt mittel- und langfristig planen.“ Denn die erhöhte Liefermenge aus Belgien kann nur für kurze Zeit durch das vorhandene Pipeline-Netz fließen. Deshalb ist, zumindest auf belgischer Seite, ein weiterer Leitungsausbau bereits beschlossene Sache, was bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung auf große Zustimmung trifft. „Wir begrüßen das belgische Angebot, die Zeelink-Pipeline um 48 Kilometer auf belgischer Seite auszubauen und dadurch eine dauerhafte Kapazität von 34 Millionen Kubikmeter pro Jahr zu erreichen“, sagte Liminski.

Zugleich sei die Leitung „eine wichtige Weiche, um Nordrhein-Westfalen zur ersten klimaneutralen Industrieregion zu machen“, da sie auch für den Import von Wasserstoff genutzt werden könne. Ähnlich hatte es NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) vor einigen Wochen formuliert. „Die bestehende Infrastruktur der Gaspipelines auszubauen, ist zentral für den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur von morgen“, sagte Wüst, nachdem ihn der flämischen Ministerprädident mit seinen Energieberatern in Düsseldorf besucht hatte. 

Bundesnetzagentur prüft den Ausbau

Wie genau das mit dem Ausbau angesichts der Gegebenheiten auf deutscher Seite funktionieren könnte, soll die Bundesnetzagentur mit den belgischen Behörden und Betreibern jetzt klären. Bei den Beratungen über die „regulatorischen und technischen Voraussetzungen“ sei ein „Fortschritt“ zwar erkennbar, „aber es liegen noch nicht alle notwendigen Zusagen in der notwendigen Form vor“, sagte Liminski, dem ein wenig mehr Tempo bei den Verhandlungen wohl recht wäre.

Dabei dürfte dem Vernehmen nach auch eine entscheidende Rolle spielen, dass die Bundesregierung verbindlich zusagt, die zusätzliche Gasmenge dauerhaft abzunehmen. Die Frage, ob auch das nordrhein-westfälische Leistungsnetz für eine Erhöhung des Liefervolumens noch weiter ausgebaut werden muss, beantwortete der Minister zurückhaltend. „Ob dies notwendig wird, wäre zu prüfen“, ließ er nichtssagend wissen.  Wohl auch, um eine mögliche Kritik an dem Vorhaben nicht anzufachen.

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Die Umweltschutzorganisation BUND jedenfalls ist skeptisch. Es sei „höchst bedenklich, wie angesichts der momentanen Gaskrise jetzt wieder in fossile Infrastruktur investiert werden soll“, sagte der nordrhein-westfälische BUND-Sprecher Dirk Jansen auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Derartige Investitionen würden „das fossile Zeitalter letztlich nur verlängern“, weshalb sie ausgeschlossen werden sollten. „Grünen Wasserstoff jedenfalls haben wir doch noch gar nicht in nennenswerten Mengen, womit also kalkulieren die Betreiber?“, fragt Jansen und beantwortet seine Frage gleich selbst: „Mit jahrzehntelangen Importen fossilen Erdgases, was es zu verhindern gilt, wenn wir unsere Klimaschutzziele noch erreichen wollen.

Umweltschützer fordern, den Pipeline-Ausbau zu verhindern

Die bisher 216 Kilometer lange Zeelink-Pipeline sowie ihre Anlagen wurden im Mai 2021 in Betrieb genommen. Die Fernleitung verläuft auf deutscher Seite von Lichtenbusch bei Aachen, vorbei beispielsweise an Erkelenz und Mönchengladbach bis nach Legden im Münsterland. Zeelink wurde gebaut, um die rechtzeitige und reibungslose Umstellung von L- auf H-Gas für rund fünf Millionen Haushalts-, Gewerbe- und Industriekunden in NRW und darüber hinaus zu gewährleisten.

Die Pipeline ist ein Gemeinschaftsprojekt der Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe GmbH (75 Prozent) und der Thyssengas GmbH, die ein Viertel der Firmenanteile besitzt. Auch mit dieser Leitung könne zukünftig Wasserstoff transportiert werden, ließ das NRW-Umweltministerium wissen.

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