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NRW zeigt Geschlossenheit bei Olympia-Bewerbung„Wir sind jetzt alle im Team Köln“

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Torsten Burmester, Oberbürgermeister von Köln (r, SPD), spricht bei einer Pressekonferenz über Neuerungen des Bewerbungskonzepts für die olympischen und paralympischen Spiele.

Torsten Burmester, Oberbürgermeister von Köln (r, SPD), spricht bei einer Pressekonferenz über Neuerungen des Bewerbungskonzepts für die olympischen und paralympischen Spiele. 

Jetzt ist es offiziell: NRW geht mit Köln als „Leading City“ in die nationale Konkurrenz um die Olympia-Bewerbung. Kölns OB Torsten Burmester (SPD) wirbt mit der „Herzlichkeit und Offenheit“ der Rheinländer.

Eigentlich findet Adam (12) ja Düsseldorf cooler, aber wenn es um etwas Großes geht, kann auch ein Sechstklässler mal über seinen Schatten springen. „Köln“, steht auf der Tafel, die die Schüler des Lessing-Gymnasiums gleich möglichst begeistert in die Höhe halten sollen, wenn der Ministerpräsident die Leichtathletik-Halle im Düsseldorfer Arena-Sportpark betritt.  Mitschüler Justus hat die Anweisung bekommen, einen Tennisschläger an den Kölner Oberbürgermeister Torsten Burmeister zu übergeben.  „Großes Kino“, witzelt ein Lehrer. Ist doch klar. Von diesem Event soll es perfekte Bilder geben.

Schon am Montag war die Nachricht durchgesickert, jetzt ist der Termin, an dem es offiziell verkündet wird: Köln wird die „Leading City“ der Olympia-Bewerbung von NRW. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat die Stadtoberhäupter der 16 Kommunen, in denen Wettbewerbe ausgetragen werden sollen, zur Proklamation der Pläne in die Landeshauptstadt eingeladen. Das obligatorische Gruppenbild soll Einigkeit demonstrieren. „Wir sind jetzt alle im Team Köln“, sagt Essens OB Thomas Kufen auf die Frage, ob er enttäuscht sei, nicht selbst den Zuschlag bekommen zu haben. Köln sei einfach die Stadt, die in der Welt am bekanntesten sei. Rhein-Ruhr? Kennt in den USA doch niemand.

Hendrik Wüst: „Update des Bewerbungskonzepts“

Vor dem Einzug in die Leichtathletik-Halle hatte Wüst die Kommunalvertreter zu einem Vorgespräch gebeten, um die Entscheidung zu erläutern. Denn natürlich war das Votum für Köln als „Leading City“ nicht überall in NRW auf uneingeschränkte Begeisterung getroffen. In seiner Rede gibt sich der Ministerpräsident erkennbar Mühe, nicht allzu viele Worte über Köln zu verlieren. Die Entscheidung für Köln wird als „Update des Bewerbungskonzepts“ verkauft.

Jeder Kommunalvertreter erhält von den Schülern ein Sportgerät, das die Disziplin repräsentiert, die in der jeweiligen Stadt stattfinden soll. Essens OB Kufen bekommt Boxhandschuhe in die Hände gedrückt, auch Hockey- und Golfschläger, Fahrräder und Fußbälle werden verteilt. Auf einer NRW-Karte sind alle Austragungsorte mit den zugehörigen olympischen und paralympischen Disziplinen zu sehen. Daneben ist ein Bild zu sehen, das zeigt, wie das künftige Olympiastadion in Köln aussehen könnte. Man sei jetzt „ready“, stellt Wüst fest. Aber der Weg bis zur Umsetzung ist natürlich sehr weit.

Torsten Burmester: „Die beste Bühne für das größte Sportereignis der Welt“

Das weiß auch Kölns OB Torsten Burmester. Wenn es denn klappen sollte, würden die Spiele ja frühestens 2036, eher aber wohl 2040 oder 2044 an den Rhein kommen, sagte der SPD-Politiker. Es sei also noch genug Zeit, in konkrete Planungen einzusteigen. Bis zu einer finalen Entscheidung reicht erstmal Zweckoptimismus.  „Die Kölnerinnen und Kölner stehen dabei mit ihrer Herzlichkeit und Offenheit für den olympischen Gedanken und das Fairplay“, sagt Burmester. Er sei sich „sicher“, dass NRW „die beste Bühne für das größte Sportereignis der Welt“ bieten werde.

Burmester fühlt sich sichtlich wohl bei dem Termin. Er war früher als Sportfunktionär Vorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes und weiß, worauf es ankommt. Burmester trägt als einziger OB Turnschuhe – und zwar die gleichen, die die Rollstuhlbasketballerin Lisa Bergenthal zu dem Termin angezogen hat. „Die gehörten bei den Olympischen Spielen in Paris zur deutschen Mannschaftsausrüstung“, sagt der Kölner OB und schmunzelt. Jetzt sollen die Schuhe der Kölner Bewerbung Glück bringen.

NRW will mit Nachhaltigkeit punkten

Wie genau das Olympia-Logo für Köln aussehen soll, steht offenbar noch nicht fest.  In Deutschland gehören neben München auch Hamburg und Berlin zu den Mitbewerbern.  NRW will mit Nachhaltigkeit punkten, weil fast alle Austragungsorte schon vorhanden sind. Rund 95 Prozent der Athletinnen und Athleten könnten im olympischen und paralympischen Dorf wohnen und ihre Sportstätten in höchstens 60 Minuten Fahrtzeit erreichen. Damit sei das Konzept kompakter als Paris 2024, hieß es. Das modulare und temporäre Leichtathletik-Stadion im Kölner Norden soll für 50 000 Besucher ausgelegt werden. Gemeinsam mit dem angrenzenden olympischen und paralympischen Dorf soll es später in ein Stadtquartier mit Wohnungen und Gewerbe umgebaut werden.

Wüst geht davon aus, dass nach derzeitigen Planungen 14 Millionen Tickets verkauft werden könnten – mehr als jemals zuvor. Allein 60.000 Zuschauerinnen und Zuschauer wären beim Schwimmen in der Gelsenkirchener Veltins-Arena möglich, 50 000 bei den Finals im Handball, Basketball und Volleyball in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena, 70 000 im Dortmunder Signal Iduna Park beim Fußballfinale und 18 000 bei den Entscheidungen im Rollstuhlbasketball, im Wheelchair-Rugby und beim Sitzvolleyball in der Kölner Lanxess-Arena.

„Wir können Tickets anbieten, die man sich leisten kann“, sagt der Ministerpräsident. NRW mache dem DOSB jetzt ein international wettbewerbsfähiges Angebot für die „kompaktesten, nachhaltigsten und spektakulärsten“ Spiele der Welt.