NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst lädt zum Olympia-Gipfel in Düsseldorf.
NRW-OlympiabewerbungKöln soll als „Leading City“ Führungsrolle übernehmen

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bei der Vorstellung des Konzepts einer Olympia-Bewerbung mit der Rhein-Ruhr-Region im Mai.
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Seit Wochen wird gemunkelt, nun soll es Klarheit geben: Die Düsseldorfer Staatskanzlei will am Dienstagmorgen (2. Dezember) über „Neuerungen des Bewerbungskonzepts“ für die Olympischen und Paralympischen Spiele informieren – und diese dürften Köln eine Führungsrolle in der bisher unter dem Namen „Rhein-Ruhr“ firmierenden Olympiabewerbung der Region bescheren. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es am Montag mit Verweis auf den Termin mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Vertretern der 16 an der Bewerbung beteiligten Kommunen zwar nicht, aber dem Vernehmen nach wird es genau darum gehen.
„Wir freuen uns, dass auch das Land NRW sieht, dass Köln sportliche Großereignisse ausrichten kann“, sagt Lino Hammer, Fraktions-Geschäftsführer der Kölner Grünen: „Nicht zuletzt die Fußballeuropameisterschaft der Männer hat gezeigt, dass Köln eine gute Gastgeberin ist.“ Oliver Seeck, Sportausschussvorsitzender von der Kölner SPD, äußerte sich ebenfalls erfreut und zudem zuversichtlich, dass Köln am Ende des nationalen Bewerbungsprozesses „die Nase vorn haben“ wird.
„Die Begrifflichkeit Region ist sicherlich nicht selbsterklärend. Wir brauchen deshalb eine Stadt, die weltweit zieht“, hatte zuletzt Stefan Klett gesagt, der Präsident des Landessportbundes NRW. Und der neue Kölner Oberbürgermeister Torsten Burmester wünscht sich ohnehin schon länger, mit dem Dom für Olympia zu werben, weil der nun mal auch international bekannt sei. Der 62-Jährige war von 2022 bis Ende 2024 Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), die NRW-Bewerbung bekäme mit Köln als Leading City also auch einen Frontmann mit Insiderwissen.
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Die Chance ist groß. Hendrik Wüst darf sie nicht verspielen
Wenn man Köln nun zur Leading City machen wolle, zeige das deutlich, dass das bisherige Modell „auf wackligem Fundament“ gestanden habe, sagte Jochen Ott, Fraktionsvorsitzender der SPD im Landtag, dieser Zeitung: „Wenn man wenige Monate vor entscheidenden Weichenstellungen plötzlich das Ruder herumreißen muss, spricht das nicht für strategische Klarheit.“ Die Landesregierung dürfe nicht „weiter im Alleingang“ agieren, sondern müsse „endlich auch einmal den Schulterschluss mit dem Landtag und den Kommunen“ suchen. „Die Chance ist groß. Hendrik Wüst darf sie nicht verspielen“, sagte Ott.
Seiner Ansicht nach wäre Olympia in NRW „ein Meilenstein für unser Land - ein Motor für moderne Infrastruktur, nachhaltige Stadtentwicklung, internationale Strahlkraft und echten gesellschaftlichen Zusammenhalt“. Henning Höne, Fraktionsvorsitzer der FDP im Landtag, erklärte, NRW hinke bislang der Bewerbung von Bayern hinterher: „Im Sinne des Landes muss Wüst den Kampf um Olympia gewinnen.“ Dass die Landesregierung nun endlich entscheidende Fragen zum Bewerbungskonzept beantworte, sei ein Anfang.
Organisatorisch soll die Bewerbung, so ist zu hören, in den Händen der Düsseldorfer Staatskanzlei bleiben, was Köln und den weiteren beteiligten Kommunen nur recht sein dürfte, da sie bei den Bewerbungskosten mit deutlicher Unterstützung vonseiten des Landes rechnen. Und in der Staatskanzlei sitzen mit Dirk Schimmelpfennig, dem Referatsleiter Leistungssport, und Bernhard Schwank, dem Abteilungsleiter Sport und Ehrenamt, weitere DOSB-Kenner. Beide waren lange für den Dachverband des deutschen Sports tätig und haben deutsche Olympiamannschaften als Chef de Mission begleitet.
Es geht um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele 2036, 2040 oder 2044
Um welches Jahr es bei der Bewerbung geht, steht aktuell noch nicht fest. Es kommen die Jahre 2036, 2040 oder 2044 infrage. Erst vor wenigen Tagen hat der DOSB bekanntgegeben, in den so genannten „Continuous Dialogue“ mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eingetreten zu sein. Das sei „der nächste formale Schritt im reformierten Vergabeverfahren des IOC für Olympische Spiele“. In dieser Phase tauschten sich nationale Bewerber „frühzeitig und ergebnisoffen zu Konzepten, Rahmenbedingungen sowie Erwartungen“ mit dem IOC aus, „ohne sich bereits auf ein bestimmtes Austragungsjahr festzulegen“. Angeblich soll dieses Prozedere die Kosten für Bewerbernationen reduzieren. Ein Präsentations-Event, bei dem viele Länder viel Geld in ihre Bewerbung investieren und dann alle bis auf der Sieger leer ausgehen, soll es nicht mehr geben.
In Köln hat sich auf politischer Ebene eine breite Mehrheit im Stadtrat dafür ausgesprochen, dass Köln sich an einer Olympiabewerbung der Region beteiligt. Als Bedingungen werden in dem Ratsentscheid, der von den Linken abgelehnt wurde, ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Konzept, eine klare Kostentransparenz und ein Bürgerentscheid genannt. Dieser soll in allen beteiligten Kommunen im kommenden Jahr am 19. April stattfinden.
Das Land will 80 Prozent der Kosten für die Bürgerbefragung zu Olympia übernehmen
In Köln hatte man wohl gehofft, dass die Kosten dafür in voller Höhe das Land übernimmt. Entsprechende städtische Mittel sind bislang nicht vorgesehen. Da Düsseldorf sich aber nur mit 80 Prozent an den Befragungs-Kosten der Kommunen beteiligen wird, soll nun der Stadtrat die nötigen Gelder in seiner kommenden Sitzung am 16. Dezember freigeben. Dass sie der Rat nach seinem positiven Beschluss zur Olympiabewerbung nun dagegen entscheiden könnte, das nötige Geld freizugeben, erscheint unwahrscheinlich. Der Entscheid sei „gut und wichtig und vom Rat gewollt“, sagt Lino Hammer.
Neben Köln/Rhein-Ruhr bewerben sich noch München, Hamburg und Berlin darum, deutscher Ausrichter Olympischer Spiele zu werden. Die besten Chancen werden aktuell München zugeschrieben. In der Olympiastadt von 1972 hatten sich zuletzt in einem Bürgerentscheid 66,4 Prozent der Wählerinnen und Wähler für die Austragung der Spiele ausgesprochen. Damit liegt die Latte für Köln und die Region sehr hoch und die Hoffnung bei allen Olympiabefürworten ist, bei der Bevölkerungsbefragung im April in ähnliche Zustimmungssphären zu kommen. Im Herbst 2026 will der DOSB dann entscheiden, mit welcher deutschen Stadt er sich weiter beim IOC um die Austragung Olympischer und Paralympischer Spiele bewirbt.
Seit den Anfängen der Idee von Spielen an Rhein und Ruhr ist ein Schwerpunkt des Konzeptes, auf unzählige vorhandene Sportstätten zurückgreifen zu können. Es fehlen allerdings das Olympische Dorf und ein Olympiastadion. Mit Köln als „Leading City “ dürfte auch die Entscheidung gefallen sein, welcher Standort dafür auserkoren wird. Bisherige Pläne sehen vor, das Dorf und ein temporäres Stadion auf dem Gelände in Kreuzfeld zu bauen, wo ohnehin ein neues Stadtviertel entstehen soll.
Ein Olympiastadion für den Fußball-Erstligisten 1. FC Köln?
Kölns Sportausschussvorsitzender Oliver Seeck (SPD) bringt nun allerdings auch ins Spiel, dass der Bau eines Olympiastadions eine Möglichkeit für den 1. FC Köln sein könnte, an eine neue Spielstätte zu kommen. Der Fußball-Erstligist leidet im Rhein-Energie-Stadion mit seinen 50.000 Zuschauerplätzen unter chronischem Platzmangel. Ein neues Stadion, für Olympia mit einer Leichtathletikbahn ausgestattet, die nach den Spielen weiteren Zuschauerplätzen weicht, hält Seeck zumindest für diskussionswürdig. „Es wäre für mich nicht verständlich, den größten Fußballverein der Stadt mit 150.000 Mitgliedern bei solchen Planungen außen vor zu lassen“, sagt Seeck.
Je mehr Köln bei dieser Olympiabewerbung in den Fokus rückt, desto mehr formiert sich in der Stadt aber auch Widerstand. Zuletzt haben Roland Schüler, grüner Bezirksbürgermeister von Lindenthal, und Jörg Detjen von den Linken klar gegen Kölns Olympia-Engagement ausgesprochen. Schüler explizit nicht im Namen der Kölner Grünen, sondern „als Privatperson“. Er sagt: „Natürlich sind solche Events toll, die Stimmung ist fantastisch und es macht einfach Spaß, aber wir müssen uns fragen, um welches Preis das passieren würde.“ Köln habe genügend andere Baustellen und könne bei den ohnehin knappen Kassen „nicht noch eine zusätzliche Aufgabe bewältigen“.


