Abo

Kommentar

Anfänge vor Jahrzehnten
Die Vision von Olympia in Köln wird aufpoliert

Ein Kommentar von
3 min
Olympische Ringe an der Fassade des Sport- und Olympiamuseums in Köln.

Olympische Ringe an der Fassade des Sport- und Olympiamuseums in Köln.

Köln soll als „Leading City“ die Führungsrolle übernehmen. Die Anfänge liegen gut zwei Jahrzehnte zurück.

Bislang konnten sich Olympiagegner in Köln entspannt zurücklehnen und darauf vertrauen, dass das ohnehin nichts gibt mit den Spielen am Rhein. Dreimal ist es schon schief gegangen und zuletzt deutete nichts darauf hin, dass es diesmal besser werden könnte. Aber aktuell werden die Kräfte offenbar neu formiert. Die Vision von Olympia in Köln wird aufpoliert.

Die Anfänge liegen gut zwei Jahrzehnte zurück: 2003 unterlag das Projekt „Düsseldorf Rhein-Ruhr“ bei der nationalen Ausscheidung Leipzig. Das war ein bitterer Schlag, der dem rheinischen Selbstbewusstsein arg zusetzte. 2016 wurde die Idee der Spiele an Rhein und Ruhr dann von dem Kölner Sportmanager Michael Mronz wiederbelebt, er hatte 2028 im Blick und damit vermeintlich viel Zeit. Doch nur ein Jahr später gab es wieder eine schallende Ohrfeige, diesmal vom IOC, das erstmals die Austragungsorte von gleich zwei Olympischen Spielen auf einmal bekannt gab: 2024 ging an Paris, 2028 an Los Angeles.

Es schien, als sei der hiesigen Olympiabewerbung der Saft abgedreht worden

Mronz machte weiter, jetzt ging es um die Spiele 2032 – die aber schon 2019 mir nichts, dir nichts an Brisbane vergeben wurden. Da war der DOSB noch nicht mal in die nötigen Gespräche mit dem IOC eingetreten. Darüber, wer da geschlafen hat, wird bis heute diskutiert. Mronz hat sich inzwischen aus der NRW-Bewerbung verabschiedet, er ist IOC-Mitglied geworden und darf somit über die Vergabe künftiger Spiele mitentscheiden. Einst glühender Verfechter der Rhein-Ruhr-Bewerbung, muss er jetzt neutraler Begutachter sein. Ob ihm das gelingt, ist eine andere Frage. Aber zuletzt schien es, als wäre der hiesigen Olympia-Bewerbung erst mal der Saft abgedreht worden, sie dümpelte vor sich hin.

In Köln hatte sich zwar eine klare Mehrheit im Stadtrat für ein Engagement in der Sache ausgesprochen, aber so richtig ernst zu nehmen oder gar voranzutreiben schien die Olympiapläne niemand. Weder die bisherige Oberbürgermeisterin Henriette Reker, noch das frühere Mehrheitsbündnis im Rat aus Grünen, CDU und Volt. Mit Torsten Burmester auf dem Chefsessel im Rathaus hat sich das merklich geändert. Der Mann, der zuletzt noch für den DOSB tätig war und seinen Wahlkampf in olympischen Turnschuhen bestritt, will die Spiele in die Stadt holen und gibt sich überzeugt, dass Olympia nicht nur ein emotionales Erlebnis, sondern auch ein Ausbau-Treiber für die Infrastruktur sein kann.

Dazu sitzen in der Staatskanzlei mit Dirk Schimmelpfennig, dem Referatsleiter Leistungssport, und Bernhard Schwank, dem Abteilungsleiter Sport und Ehrenamt, weitere DOSB-Kenner. Beide hatten als Chef de Mission deutscher Olympiamannschaften auch schon diese besonderen Schuhe an den Füßen. Das muss doch helfen.

Die Spiele von Paris waren eine Verheißung, beste Werbung für die, auch das muss gesagt werden, oft undurchsichtige Maschinerie des IOC. Die Lust auf Olympia ist da, ob sie in Köln so groß ist wie in München, wird sich noch zeigen. Rhein-Ruhr ist dreimal schief gegangen, aber jetzt gibt es einen neuen Namen. Peking, London, Rio, Tokio, Paris, Los Angeles, Brisbane, um mal die Olympiastädte von 2008 bis 2032 zu nennen – und dann Köln? Das klingt doch nicht schlecht.