In NRW nehmen 923 Schulen an einem Förderprogramm für Brennpunktschulen teil. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) erkundigte sich in Bochum bei Schülern, ob die Maßnahmen wirken.
Wüst besucht Gesamtschule in BochumWie fühlt es sich an, in einem Brennpunkt die Schulbank zu drücken?

Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Wetsfalen, besucht im Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse der Geamtschule Bochum Mitte, die ihr Abitur machen wollen. Neben ihm sitzt der Schüler Taylor.
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Die Einfahrt zur Gesamtschule Bochum Mitte wird von Polizeibeamten gesichert. „Ist etwas passiert“, will eine besorgte Passantin wissen. „Nein“, sagt einer der Uniformierten. „Wir sind nur hier, weil hoher Besuch erwartet wird.“
Der kommt wenig später in einer schwarzen Limousine auf den Schulhof gerollt. Der Karosse entsteigt NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Der CDU-Politiker will sich zum Schulstart darüber informieren, wie sich das Startchancen-Programm der schwarz-grünen Landesregierung bewährt hat, das im vergangenen Jahr gestartet ist.
Die Gesamtschule Bochum Mitte gehört zu den 923 Schulen, die landesweit durch die Initiative gefördert werden. Das Programm soll Schulen helfen, an denen ein hoher Anteil von sozialökonomisch benachteiligten Kindern und Jugendlichen unterrichtet wird. „85 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund“, berichtet Schulleiter Volker Neuhoff. „Viele müssen wir erst erziehen, bevor es um Inhalte geht. Manche Lehrer müssen für die Kinder wie Mama und Papa sein.“
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Schwierige Bedingungen, aber die Schule nimmt die Herausforderungen an. Die Teilnahme am Startchance-Programm ermöglicht eine bessere Personalausstattung und den Zugang zu zusätzlichen finanziellen Ressourcen. So gibt es einen Raum für Berufsorientierung, in dem sich der Ministerpräsident unter die Schüler der 12. Klasse mischt und an einem Schultisch Platz nimmt. „Was wollt ihr werden?“, erkundigt sich Wüst bei jungen Erwachsenen.
Der 18-Jährige Taylor, der neben dem Ministerpräsidenten sitzt, berichtet, dass er im Rahmen des neuen Schulkonzepts gleich mehrere Praktika absolvieren konnte. „Ich habe darüber nachgedacht, einen Pflegeberuf zu ergreifen, aber davon bin ich abgekommen, nachdem ich den Alltag in einer Einrichtung kennengelernt habe“, sagt der Oberstufenschüler. Demnächst steht ein Praktikum in der Sternwarte Bochum an. Taylor hat sich viel vorgenommen. „Mein Ziel ist es jetzt, Astrophysik zu studieren“, berichtet der Schüler.
In NRW gibt es rund 5000 Schulen, von denen rund 20 Prozent in einem problematischen Umfeld arbeiten. Im Gespräch mit Journalisten betont Wüst, die Landesregierung habe seit ihrem Amtsantritt 9500 Personen zusätzlich an den Schulen eingestellt, darunter nicht nur Lehrer, sondern auch Psychologen und Sozialarbeiter. Zwar seien noch rund 7000 Stellen unbesetzt, doch die Entlastung werde mit der Zeit spürbar. Während in der Regierungszeit von Rot-Grün (2010 bis 2017) statistisch gesehen 6,1 Lehrer für 100 Schüler zuständig gewesen waren, sei der Wert jetzt auf 7,1 Pädagogen für 100 Schüler angestiegen. „In Köln kamen 650 Personen zusätzlich ins System, in Duisburg 380, in Essen 320“, erklärte Wüst. In diesem Jahr gibt NRW rund 105 Milliarden Euro für Bildung aus.
Nach sechseinhalb Wochen Sommerferien beginnt heute für die meisten der rund 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen wieder der Unterricht. In diesem Jahr gibt es in NRW rund 174 000 „i-Dötzchen“.