Airline kauft neue LangstreckenjetsQantas will längste Nonstop-Flüge der Welt starten

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Der neue Qantas Airbus A350-1000 trifft auf dem Sydney Domestic Airport in Sydney ein.

Zwei Jahre waren Australiens Grenzen geschlossen, und eines der Unternehmen, das am meisten litt, war die Fluglinie Qantas. Doch seit Februar ist das „fliegende Känguru“, wie die Airline gern genannt wird, wieder weltweit unterwegs. Trotzdem überraschte die hohe Investition, die Qantas-Chef Alan Joyce am Montag bekannt gab: So kauft die Fluglinie knapp 150 neue Airbus-Jets. 52 sind bereits bestellt, weitere 94 sind für die kommenden zehn Jahre anvisiert.

Sollte Qantas den vollen Listenpreis bezahlen, müsste die australische Fluglinie tief in die Tasche greifen: 24,8 Milliarden US-Dollar würden die 150 Airbus-Jets kosten, wie das Fachmagazin Airlineratings.com berechnet hat. Doch „Aufträge dieser Größe ziehen erhebliche Rabatte nach sich“, hieß es vonseiten der Experten. Letzteres bestätigte Qantas am Montag, ohne jedoch genauere Details preiszugeben.

Qantas will nachhaltiger fliegen

Qantas hatte Airbus bereits im Dezember zum bevorzugten Lieferanten für einen Großauftrag für die Tochtergesellschaft Jetstar ernannt und damit Boeing einen Schlag versetzt. Mit dem neuen Großauftrag für Airbus geht es der Fluglinie in erster Linie darum, nachhaltiger zu werden. Die Jets des europäischen Flugzeugherstellers verbrauchen zwischen 20 und 38 Prozent weniger Treibstoff pro Passagier als die bisherigen Qantas-Jets, und sie werden bis zu 50 Prozent leiser sein.

Unter den Fliegern sind auch zwölf A350-1000-Ultralangstreckenjets. Diese Jets sollen ab 2025 von der Ostküste Australiens nonstop nach London sowie nach New York fliegen. Die Flüge werden zu den längsten Direktflügen der Welt zählen und mehr als 19 Stunden in der Luft sein. Um die lange Zeit verträglich zu machen, soll es beispielsweise eine „Wellness-Zone“ zum Ausspannen geben.

Das Projekt „Sonnenaufgang“

Das Langstreckenprojekt unter dem Namen „Sonnenaufgang“ oder auf Englisch „Sunrise“ hatte Joyce erstmals 2018 angekündigt – also noch vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie. „Qantas ist einzigartig, weil wir wahrscheinlich eine große Anzahl dieser Langstrecken­flugzeuge rechtfertigen können“, sagte Joyce damals. Australien sei eben weit vom Rest der Welt entfernt. Damals meinte Joyce es gäbe eine große Nachfrage nach solch einem Angebot: „Geschäftsreisende und auch Urlauber hätten lieber die Gewissheit, direkt an ihr Ziel zu gelangen, nicht unterbrechen zu müssen und keine Verbindungen zu verpassen“, sagte er.

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Alan Joyce, Qantas-CEO, spricht nach der Ankunft des neuen Qantas Airbus A350-1000 am Sydney Domestic Airport.

Am Montag betonte der Qantas-Chef, dass dank des A350 und des Project Sunrise jede Stadt nur noch einen Flug von Australien entfernt sei. „Es ist die letzte Bastion und die endgültige Lösung für die Tyrannei der Entfernung“, so Joyce.

„Känguru-Route“: Früher vier Tage, heute 17 Stunden

Im März 2018 hatte die Fluggesellschaft bereits einen ersten Versuch gestartet und war ohne Zwischenstopp zwischen Perth in Westaustralien und London geflogen. Joyce, der mit an Bord des ersten Fluges war, nannte das Erlebnis damals „eine neue Ära des Reisens“. Er erinnerte an den ersten Flug 1947, der für diese sogenannte Känguru-Route zwischen Australien und London noch sieben Zwischenstopps über vier Tage hin benötigt hatte.

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Wenig später waren die 17 Stunden langen Nonstop-Flüge zwischen London und Perth dann auch ein fester Bestandteil des Qantas-Angebots und wurden gut angenommen: Sie waren durchschnittlich zu 92 Prozent ausgebucht, bis die Pandemie und die geschlossenen austra­lischen Grenzen das Angebot vorübergehend zunichtemachten.

Vorreiter in der Luftfahrtindustrie

Noch vor der Pandemie hatte sich Qantas häufiger als Vorreiter in der Luftfahrtindustrie erwiesen: So flog die Fluggesellschaft Anfang 2018 zum ersten Mal mit Biotreibstoff von Los Angeles nach Melbourne. Im Tank war ein Senfölgemisch, das auf die 15 Stunden in der Luft 18.000 Kilogramm an CO₂-Emissionen einsparte. Der Biokraftstoff wurde aus der Pflanze Brassica carinata hergestellt. Brassica carinata ist eine Senfpflanze, die sich nicht für den Verzehr eignet und die Bauern als Zwischenfrucht anbauen können, um die Bodenqualität zu verbessern und Erosion vorzubeugen.

Bereits 2012 hatten Qantas und die hauseigene Billigfluglinie Jetstar erste Biotreibstoff-Flüge getestet. Damals flogen ein A330 zwischen Sydney und Adelaide und ein A320 zwischen Melbourne und Hobart mit Biokraftstoff aus Altspeiseöl, das im Verhältnis 50:50 mit herkömmlichem Kerosin gemischt worden war. (rnd)

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