Freigabe von Wirkstoff SildenafilViagra könnte in Deutschland bald rezeptfrei sein

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Sildenafil, der Wirkstoff des Potenzmittels Viagra, könnte bald nicht mehr verschreibungspflichtig sein. (Symbolfoto)

Berlin – Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht dürfte den wenigsten Deutschen bekannt sein. Der medizinische Wirkstoff Sildenafil wohl auch. Insofern klingt die Nachricht, dass der Ausschuss bei seiner nächsten Sitzung am 25. Januar 2022 über einen Antrag auf „Entlassung von Sildenafil 50 mg aus der Verschreibungspflicht zur oralen Anwendung“ entscheiden wird, zunächst kaum spannend. Anders sieht die Lage jedoch aus, wenn man weiß, dass Sildenafil der Inhaltsstoff der bekannten Potenzpille Viagra des US-Pharma­konzerns Pfizer ist.

Die blaue Pille, die inzwischen nicht mehr dem Patentschutz unterliegt und daher auch von zahlreichen anderen Herstellern als sogenanntes Generikum verfügbar ist, kann in Deutschland nur mit Rezept in der Apotheke gekauft werden. Das Mittel wird zur Behandlung einer „erektilen Dysfunktion“ eingesetzt, es verbessert die Erektionsfähigkeit.

Viagra-Wirkstoff Sildenafil bereits in vielen europäischen Ländern rezeptfrei

Wirkstoff bereits in vielen europäischen Ländern rezeptfrei Wie groß die Chancen sind, dass der Wirkstoff freigegeben wird, ist unklar. Erfahrungsgemäß ist hierbei die Haltung in Deutschland eher restriktiv. Es sprechen allerdings einige Gründe für die Freigabe: Da das Präparat schon seit 1998 auf dem Markt ist, sind die geringen Neben- und einige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sowie kritische Vorerkrankungen sehr gut erforscht.

Zudem sind eine Reihe von europäischen Ländern diesen Schritt schon gegangen: So können beispielsweise in Großbritannien, Polen, Schweden, Norwegen und der Schweiz Tabletten mit diesem Wirkstoff bereits ohne Rezept in der Apotheke bezogen werden. Teilweise ist der Verkauf aber nur dann möglich, wenn das Apothekenpersonal speziell geschult wurde, um eine ausführliche Beratung geben zu können. In allen Ländern hatte die Freigabe zu erhöhten Umsätzen mit dem Potenzmittel geführt.

Viagra rezeptfrei: Bundesgesundheitsministerium nicht an Ausschuss-Entscheidung gebunden

Im Sachverständigenausschuss sitzen mehr als 20 Experten, darunter Ärzte, Pharmakologen und Apotheker. Stimmen sie mehrheitlich für den Antrag, den in der Regel Unternehmen stellen, entscheidet in einem nächsten Schritt das Bundesgesundheitsministerium. Es ist dabei aber nicht an die Empfehlung gebunden. Offiziell ist die Aufhebung der Rezeptpflicht erst, wenn dies in einer geänderten Arzneimittel-Verschreibungsverordnung im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wurde. Sie gilt dann für eine bestimmte Wirkstoffmenge und Packungsgröße.

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Die Wirkung von Sildenafil war zufällig entdeckt worden. Eigentlich hatte der Hersteller geplant, damit Bluthochdruck und Herzbeschwerden zu behandeln. Zwar waren alle Testergebnisse enttäuschend, dafür berichteten Männer in der Testgruppe über unerwartete, positive Nebenwirkungen beim Sex. Pfizer hat mit der Pille bis zum Auslaufen des Patent­schutzes Mitte 2013 Milliarden verdient. (RND)

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