Impfstoff wirkt schwachAktienkurs halbiert – Curevac-Rückschlag trifft auch den Bund

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Impfung in Mecklenburg-Vorpommern.

Berlin – Die Hoffnungen waren gewaltig, als die Regierung im Rennen um die ersten Corona-Impfstoffe auf das Tübinger Pharmaunternehmen Curevac setzte. 300 Millionen Euro machte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für eine Beteiligung am „vielversprechenden Unternehmen“ locker und betonte damals: „Die Technologie von Curevac hat das Potenzial, neue Impfstoffe und therapeutische Behandlungsmöglichkeiten für viele Menschen zu entwickeln und über den Markt zur Verfügung zu stellen.“ Das war am 15. Juni 2020. Fast genau ein Jahr später herrscht Enttäuschung.

Seit Mittwochabend ist bekannt: Der von Curevac entwickelte mRNA-Impfstoffkandidat CVnCoV ist nur zu 47 Prozent gegen eine Corona-Erkrankung „jeglichen Schweregrades“ wirksam. So das Ergebnis einer Zwischenanalyse, die das Unternehmen in einer Pflichtbörsenmitteilung publik machte. Ein herber Dämpfer, der sich auch an der Börse bemerkbar machte – und Fragen aufwirft.

Welchen Einfluss hat die Nachricht auf die deutsche Impfkampagne?

Die Bundesregierung sieht vorerst keine Änderungen. Die Curevac-Mitteilung habe keine Auswirkung auf das Tempo der Impfkampagne, heißt es vom Gesundheitsministerium. Auch Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sieht keine Engpässe auf Deutschland für das geplante Impfangebot zukommen, wie er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mitteilte.

„Wir haben viel bestellt und fördern den Aufbau von Produktionskapazitäten für mRNA-Impfstoffe und -produkte in Milliardengrößenordnungen“, sagte der CDU-Politiker.

Setzt die Regierung weiter auf das Unternehmen?

Vermutlich ja. Ziel der Beteiligung an Curevac sei unter anderem gewesen „Forschungsaktivitäten und Know-how im Bereich der mRNA-Technologie“ zu stärken, teilte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums auf RND-Anfrage mit. Neben Impfstoffen könne diese etwa für die Krebsbekämpfung genutzt werden. „Wir setzen auch weiterhin auf die mRNA-Technologie, die ja vielfältige Anwendungsbereiche mit hohem Potenzial ermöglichen und daher wichtig für den Standort Deutschland ist.“

Welche Perspektive hat die Aktie jetzt?

Curevac ist an der Technologiebörse Nasdaq in New York notiert. Dort rutschte der Kurs nach der Veröffentlichung der Testergebnisse um die Hälfte.

Es dürften allerdings noch unruhige Tage folgen, denn der Kurs war im vergangenen Jahr gestiegen, und der Wert des Unternehmens ist nun schwer einzuschätzen.

An die Börse ging Curevac im August 2020 für 16 Dollar pro Aktie. Damals schoss der Kurs schon mit Beginn des Handels über 40 Dollar. Vor einigen Tagen erreichte er 125 Dollar. Nach dem Sturz bewegt er sich historisch also eher im Mittelfeld.

Hat die Regierung Geld verloren?

Nach aktuellem Stand nicht. Deutschland zahlte 300 Millionen Euro für 23 Prozent der Anteile, die von der Staatsbank KfW verwaltet werden. Nach Kapitalerhöhungen, an denen die Bundesregierung nicht teilnahm, liegt der Anteil aktuell noch bei 17 Prozent. Da der Staat noch vor dem Börsengang einstieg, lag der Preis der Aktie deutlich unter dem aktuellen Börsenkurs.

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Gegenüber den Höchstkursen gab es also auf dem Papier Verluste wie bei allen Aktionären, aber würde die KfW jetzt alle Curevac-Aktien verkaufen, gäbe es gegenüber dem Einstieg vor einem Jahr einen dreistelligen Millionengewinn.

Wie kann es bei Curevac jetzt weitergehen?

Erst einmal wird sich die kommerzielle Durststrecke verlängern. Das Unternehmen setzt aber bereits auf die zweite Generation des Covid-Impfstoffs. Die klinischen Tests sollen aber im Herbst erst beginnen. Es könnte also weiteren Kapitalbedarf geben, bevor Curevac größere Erlöse erzielt.

Auf längere Sicht hat Curevac aber weitere Produkte in der Pipeline. Die mRNA-Technologie wurde ursprünglich für die Krebsbekämpfung entwickelt, die angesichts der Pandemie in den Hintergrund gerückt ist. (RND)

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