Khloé Kardashians zweites KindWarum Leihmutterschaft in Deutschland verboten ist

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Khloe Kardashian.

Viele Prominente haben ihr Kind von einer Leihmutter austragen lassen. Dazu zählt neben den Kardashian-Schwestern Kim und Khloé auch die Schauspielerin Amber Heard. Wie funktioniert eine Leihmutterschaft? In welchen Ländern ist sie unter welchen Umständen erlaubt? Wir geben eine Übersicht über die wichtigsten Fragen.

Was bedeutet Leihmutterschaft?

Von Leihmutterschaft spricht man, wenn eine Frau (Leihmutter) ein Kind gebärt, das sie nach der Geburt anderen Menschen (den Wunscheltern) überlässt. Dabei kann es Unterschiede geben, unter welchen Umständen die Leihmutter das Baby austrägt und von wem die Eizelle und der Samen stammen. Die meisten Leihmutterschaften entstehen durch künstliche Befruchtung. Einer Leihmutter wird dann eine oder mehrere bereits befruchtete Eizellen eingesetzt. Sowohl die Samenzellen als auch die Eizelle könnten dabei von einer Spenderin oder einem Spender, nur von der Wunschmutter oder dem Wunschvater oder von beiden Wunscheltern stammen. Seltener stellen Leihmütter auch ihre eigenen Eizellen zur Verfügung und werden durch Samenübertragung des Wunschvaters oder durch Spendersamen schwanger.

Warum entscheiden sich Menschen für eine Leihmutter?

Gründe für eine Leihmutterschaft gibt es viele: Einige Menschen können aufgrund von Erkrankungen oder hormonellen Gegebenheiten nicht schwanger werden oder können eine Schwangerschaft nicht austragen, haben gar keine Gebärmutter (mehr) oder sind zu alt für eine Schwangerschaft.

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Der häufigste Grund für weibliche Unfruchtbarkeit sind Ovulationsstörungen, die sich durch eine ausbleibende Periode äußern. Auch Hormonstörungen können vorliegen oder Eileiter und Eierstöcke beschädigt sein. Endometriose oder eine Chemotherapie können die Fruchtbarkeit einer Frau ebenfalls negativ beeinflussen. Einige Frauen wollen schlichtweg nicht selbst schwanger werden, haben dennoch einen Kinderwunsch und entscheiden sich deshalb für eine Leihmutter. Auch für schwule Paare oder Transfrauen mit Kinderwunsch, die über keine eigene Gebärmutter verfügen, kommt eine Leihmutterschaft infrage.

Welche Arten von Leihmutterschaft gibt es?

Es wird zwischen kommerzieller und altruistischer Leihmutterschaft unterschieden: Bei einer kommerziellen Leihmutterschaft verdienen die Personen, die das Kind austragen, durch die Schwangerschaft Geld. Altruistische Leihmutterschaft bedeutet, dass Leihmütter mit der Schwangerschaft keinen Gewinn machen dürfen, sondern lediglich für den durch die Schwangerschaft entstandenen Aufwand entschädigt werden dürfen.

Die Leihmutter handelt dann aus altruistischen, also uneigennützigen Motiven. Ein denkbares Szenario: Eine Frau bringt als Leihmutter ihr eigenes Enkelkind zur Welt, weil ihre Tochter nicht schwanger werden kann – das ist beispielsweise 2020 in den USA geschehen. Auch Schwestern oder Freundinnen könnten dann als Leihmutter agieren.

Wo ist Leihmutterschaft erlaubt?

In Ländern wie der Ukraine, Russland, Georgien, Indien und mehreren US-Bundesstaaten wie Kalifornien, Arkansas und Illinois ist unter gewissen Voraussetzungen die kommerzielle Leihmutterschaft erlaubt. Russland gewährt Leihmutterschaft bereits seit 1993, debattiert allerdings einen Gesetzesentwurf, der ausländischen Paaren die Leihmutterschaft in Russland verbietet. Auch in Indien werden ausländische Paare von dem Prozess ausgeschlossen. Teilweise fordern Vermittlungsagenturen explizit, dass die Wunscheltern verheiratet und heterosexuell sind, andere gewähren auch homosexuellen Paaren oder Singlefrauen eine Leihmutter.

Die Grundrechtscharta der Europäischen Union untersagt die kommerzielle Leihmutterschaft. Somit ist diese auch in Deutschland nicht möglich. In einigen Ländern wie den Niederlanden, im Vereinigten Königreich, Irland, Belgien, Dänemark oder Griechenland ist allerdings die altruistische Leihmutterschaft erlaubt.

Warum ist Leihmutterschaft in Deutschland verboten?

Die aktuelle Rechtslage in Deutschland unterbindet sowohl die kommerzielle als auch die altruistische Leihmutterschaft. Dafür gibt es verschiedene Grundlagen: Das Embryonenschutzgesetz verbietet in Deutschland die Eizellenspende – es ist nicht erlaubt, dass einer Frau die Eizelle einer anderen Frau eingesetzt werden kann. Wichtig zu wissen: Das Verhalten von Ärztinnen und Ärzten steht dabei unter Strafe, Wunscheltern und Leihmutter bleiben straffrei.

Ein weiterer Grund liegt im aktuellen Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB). Mutter eines Kindes ist laut §1591 BGB, wer das Kind geboren hat. Im Fall einer Leihmutterschaft wäre also die Gebärende gesetzliche Mutter des Kindes, eine nachträgliche Anerkennung der Mutterschaft der Wunschmutter ist nicht möglich. Als Vater eines Kindes wird der Mann vermutet, der mit der Kindesmutter verheiratet ist. Dabei ist die genetische Verwandtschaft nicht erheblich. Der „Wunschvater“ kann im Fall einer Leihmutterschaft unter bestimmten Voraussetzungen durch eine Vaterschaftsanerkennung oder durch eine gerichtliche Feststellung seine rechtliche Vaterschaft begründen.

Das Adoptionsvermittlungsgesetz stellt außerdem die Leihmutterschaftsvermittlung unter Strafe. Begründet wird die rechtliche Lage oft mit dem Schutz der austragenden Frau vor Ausbeutung.

Was kostet eine Leihmutter?

Wie viel Geld Menschen mit Kinderwunsch für eine kommerzielle oder altruistische Leihmutterschaft bezahlen müssen, ist sehr unterschiedlich – eine eindeutige Antwort lässt sich nicht geben. In der Regel ist die altruistische Leihmutterschaft aber mit 20 bis 30 Prozent der Kosten einer kommerziellen Leihmutterschaft verbunden. Das ist aber auch davon abhängig, ob noch eine Leihmutter vermittelt werden muss oder bereits in der Verwandtschaft oder im Freundeskreis bekannt ist. Bei einer altruistischen Leihmutterschaft können Kosten für die medizinische Versorgung, (Kranken-)Versicherungen, Umstandsmode, Transportkosten sowie Essen und Trinken aufkommen.

Agenturen werben je nach Standort der Leihmutter mit Preisen zwischen 45.000 und 60.000 bis hin zu 120.000 US-Dollar – besonders günstig ist es in Georgien und der Ukraine. Leihmütter in den USA erhalten teilweise allein schon 50.000 US-Dollar als Basisvergütung – für Risiken wie Mehrlingsschwangerschaften gibt es mitunter Boni. Viele Agenturen verkaufen ein „Komplettpaket“ inklusive rechtlicher Beratung zur Anerkennung der Elternschaft der Wunscheltern im Heimatland.

Gegen Aufpreis bieten einige Agenturen sogar an, dass man das Geschlecht des Kindes „bestellen“ kann. Inwiefern Leihmütter rechtlich abgesichert und versorgt werden, ist teilweise unklar. Auch die Antwort auf die Frage, wie viel Geld die vermittelnden Agenturen einbehalten oder wie viel die austragenden Personen ausgezahlt bekommen, variiert. Oft legen Agenturen diese Zahlen nicht offen.

Wer kann Leihmutter werden?

Es gibt unterschiedliche Vorgaben, wer für eine Leihmutterschaft infrage kommt. Sie hängen von der jeweiligen Vermittlungsagentur und der Gesetzeslage im Land ab. Viele Agenturen fordern ein bestimmtes Alter der potentiellen Leihmutter – oft soll sie mindestens 25 Jahre alt sein und nicht älter als 52 Jahre. Die meisten Agenturen wollen nur Frauen rekrutieren, die bereits mindestens ein eigenes Kind haben. Sie sollen zudem meist psychisch gesund sein und einen gesunden Lebensstil führen.

Wird die Elternschaft von durch Leihmutterschaft im Ausland geborenen Kindern in Deutschland anerkannt?

Immer wieder werden vor deutschen und europäischen Gerichten Fälle verhandelt, in denen Wunscheltern durch ausländische Leihmutterschaft um die Anerkennung ihrer Elternschaft im Heimatland kämpfen. Oft ist es möglich, dass in Einzelfällen Familienkonstellationen durch ausländische Leihmutterschaft in Deutschland anerkannt werden, wenn Gerichte im Ausland die Elternschaft der deutschen Eltern feststellen. Da die rechtliche Lage kompliziert werden kann, bieten die meisten Vermittlungsagenturen von Leihmüttern eine individuelle Rechtsberatung an.

Ist der Vater mit dem Kind genetisch verwandt, kann er sich schon vor der Geburt um eine Vaterschaftsanerkennung bemühen, seine Frau könnte durch Adoption rechtliche Mutter des Kindes werden. Schwule Paare, die eine Leihmutter im Ausland engagieren, können sich ebenfalls absichern: Sofern das Kind mit dem Samen eines der Männer gezeugt worden ist, kann der biologische Vater mit Zustimmung der Leihmutter seine Vaterschaft vor der Geburt anerkennen lassen. Sein Ehepartner kann dann nach der Geburt über die Stiefkindadoption zweiter rechtlicher Elternteil des Kindes werden – hier braucht es aber auch die Zustimmung der Leihmutter. Möglich ist auch, dass der biologische Vater mit Zustimmung der Leihmutter das Kind nach der Geburt adoptiert. Der anschließenden Stiefkindadoption seines Partners muss nur noch er zustimmen.

Wie könnte sich die Lage in Deutschland verändern?

Laut dem Koalitionsvertrag der Ampel will die Regierung prüfen, ob die Legalisierung von Eizellenspenden sowie die altruistische Leihmutterschaft in Deutschland rechtlich umsetzbar sind. Interessenverbände wie der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) begrüßen diese Änderungen. Auch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Deutsche Anwaltverein hatten sich immer wieder dafür ausgesprochen, Gesetze zur Fortpflanzungsmedizin zu reformieren. Die FDP fordert schon länger die altruistische Leihmutterschaft. Konservative Parteien sowie Kirchenverbände sehen die geplanten Änderungen kritisch.

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