Kommentar zu Putins VersagenRussische Armee gibt ein mehr als peinliches Bild ab

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Wladimir Putin im Kreml

Noch nie in ihrer Geschichte hat die russische Armee ein so peinliches Bild abgegeben. Schon Ende März wollte ihr die Eroberung Kiews partout nicht gelingen. Dabei hatten Wladimir Putins Offiziere schon frisch gebügelte Paradeuniformen mitgebracht, und ihr grotesker Konvoi vor der Hauptstadt staute sich auf 80 Kilometer.

Jetzt, ein halbes Jahr später, fliehen russische Einheiten vor Gegenangriffen der Ukrainer in mehreren Kleinstädten gleichzeitig. Panzer werden zurückgelassen, manche Soldaten ziehen in Panik ihre Uniformen aus und fliehen in Zivil. Eine Armee, die sich als die zweitstärkste der Welt sah, erweist sich als zweitstärkste innerhalb der Ukraine.

Vom militärischen Wendepunkt zum politischen?

Eine „Umgruppierung“ sei dies alles nur, sagt Moskau und hält fest an der orwellianischen Fiktion von Normalität. Putin eröffnete, während seine Soldaten in Not gerieten, lächelnd ein Riesenrad in Moskau. Kurz zuvor hatte er verkündet, Russland habe seit Kriegsbeginn „nichts verloren“.

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Nichts verloren? Russlands Soldaten selbst sehen das inzwischen anders. Rund 50.000 von ihnen sollen inzwischen ihr Leben gelassen haben, mehr als dreimal so viele wie in zehn Jahren Afghanistan-Krieg. Erstmals trauen sich jetzt viele russische Soldaten, in Chatnachrichten auf Putin als Verantwortlichen zu deuten.

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So kann aus dem militärischen Wendepunkt auch ein politischer werden. Der Ausgang des Kräftemessens, auf dem Schlachtfeld wie innerhalb Moskaus, bleibt ungewiss. Fest steht aber: Zur russischen Tradition gehört es, Versager wie Putin nicht an der Spitze des Staates zu dulden. Moskaus militärisches Desaster in Afghanistan etwa führte zu nichts Geringerem als dem Zerfall der Sowjetunion – und zum Aufstieg von Michail Gorbatschow. (rnd)

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