Kommentar zu Rechten von GeimpftenDie hausgemachte Maas-Impfkampagne ist deplatziert

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Heiko Maas 180121

Bundesaußenminister Heiko Maas

  • Außenminister Heiko Maas hat sich dafür ausgesprochen, in der Corona-Pandemie Geimpften wieder mehr Freiheitsrechte einzuräumen.
  • Dafür hat er Kritik von vielen Seiten bekommen.
  • Ein Kommentar

Es ist eine seltsame Gleichzeitigkeit: Am Dienstag treffen sich Kanzlerin und Ministerpräsidenten erneut, um über eine Verschärfung der Corona-Beschränkungen zu sprechen. Eine Verkleinerung des Ausgangsradius ist in der Debatte, schärfere Maskenvorschriften denkbar.

Weil die Infektionszahlen trotz aller bereits getroffenen Maßnahmen weiter hoch sind und zudem als hochansteckend eingestufte Mutationen des Virus die Runde machen, ist die Konferenz sogar eilends vorgezogen worden.

In dieser Lage spricht Außenminister Heiko Maas nun als erstes Regierungsmitglied von Erleichterungen für Geimpfte. Möglicherweise hat er Gutes im Sinn: In schwierigen Zeiten eine Perspektive zu geben etwa – und nebenher auch noch einen Anreiz für die Impfung, die in Teilen der Bevölkerung noch mit großer Skepsis bis hin Ablehnung betrachtet wird. Auf einen richtigen Impf-Werbefeldzug der Bundesregierung wartet man bisher vergeblich, statt dessen gibt es nun eine hausgemachte Maas-Impfkampagne.

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Und die wirkt deplatziert. Es ist noch unklar, wie mutierte Viren wirken und ob Geimpfte tatsächlich nicht nur vor schwerer Erkrankung geschützt, sondern auch als Infektionsquellen auszuschließen sind.

Eine Perspektive in Corona-Zeiten ist nicht schlecht

Vor allem aber gibt es derzeit noch nicht genügend Impfstoff. In manchen Bundesländern sind nicht mal an die über 80-Jährigen Termine verteilt. Es geht also gerade nicht – oder nicht nur – ums Impfenlassen-Wollen, sondern darum, überhaupt in die Nähe einer Spritze zu kommen. Das Locken mit Öffnungen birgt damit eine große Gefahr: die des großen Gerempels an Impfstationen. Das weitgehende Einverständnis, dass zunächst die besonders Gefährdeten geschützt werden, wäre dahin.

Mit einem allerdings hat Maas trotz allem Recht: Bei allen Befürchtungen vor einem Kollaps des Gesundheitssystems müssen Bund und Länder versuchen, eine Perspektive zu geben. Ein bisschen Licht braucht es im Dunkeln.

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