Kommentar zum Abzug aus AfghanistanDeutschland darf keine Flüchtlinge mehr abschieben

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Deutsche Soldaten in Afghanistan

Die Würfel sind gefallen. Bis zum 11. September, dem Jahrestag des Attentats auf das World Trade Center in New York, will der Westen seine Truppen aus Afghanistan abziehen, darunter die rund 1000 Soldaten der Bundeswehr. Zwar hat er mancherlei Ziele erreicht und sage und schreibe 60 Prozent der rund 37 Millionen Afghanen sind jünger als 25 Jahre und haben die Schreckensherrschaft der Taliban gar nicht mehr erlebt, aber andererseits sind die gleichen Taliban wieder auf dem Vormarsch, die Gewalt nimmt zu, die Angst ebenfalls. Das hat Rückwirkungen auch auf Deutschland.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat in der vorigen Woche angekündigt, jene afghanischen Ortskräfte nach Deutschland zu holen, die der Bundeswehr geholfen haben. Die Entscheidung ist ebenso richtig wie anständig. Ja, mehr noch: Sie ist moralisch zwingend. Umso absurder ist, dass Abschiebungen nach Afghanistan wohl fortgesetzt werden. Das alles passt nicht zusammen.

Da der Westen sein Scheitern mit dem letztlich bedingungslosen Rückzug aus Afghanistan zugibt, sollte er auch die Konsequenzen daraus ziehen. Das bedeutet: Die Abschiebungen müssen ausgesetzt werden. Es braucht ein Moratorium – mindestens so lange, bis Klarheit herrscht, wie es am Hindukusch weitergeht. Ob es also eine Übereinkunft zwischen den Taliban und der Regierung in Kabul gibt oder ob Afghanistan in einem neuen Krieg versinkt.

Schon heute trumpfen die Islamisten in Afghanistan auf. Ja, sie dringen auf einen noch schnelleren Abzug des Westens. Für die afghanischen Flüchtlinge in Deutschland, die mit einer Abschiebung rechnen müssen, lässt das nichts Gutes ahnen.  

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