Kommentar zum ImpfgipfelFreiheiten für Geimpfte könnten Resignation beenden

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Eine Dosis Impfstoff ist schon an den Mann oder an die Frau gebracht.

Eine Rückkehr von der Reise ohne Quarantäne für Geimpfte, Zugang ins Schuhgeschäft oder, wenn es wieder möglich ist, in Kneipe oder Theater ohne vorherigen Test: Es sind kleine und große Schritte zugleich, über die der Impfgipfel mit Kanzlerin und Länderchefinnen und -chefs am Montag diskutieren wird. Dennoch gelten sie immer noch als Aufreger.

Der Deutsche Ethikrat beklagte eine doppelte Benachteiligung der jüngeren Alterskohorten: Erst sollen sie zum Schutz der Alten und Kranken bei der Impfung zurückstehen, dann werden ihnen deswegen noch Freiheiten länger vorenthalten. Doch das Argument verliert an Wucht, je mehr Menschen geimpft sind. „Das führt hoffentlich nachhaltig dazu, dass man verantwortlich öffnen kann – und das wollen letztlich alle Seiten“, sagte Ethikratsvorsitzende Alena Buyx kürzlich dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Bei der Impfkampagne lief bisher vieles schief. Aber die Infrastruktur steht.

Impfzentren, Arztpraxen, demnächst auch Betriebsärzte und rollende Impfpraxen stehen bereit. Die Priorisierung wird wohl bald aufgehoben, die Impfstofflieferungen sollen rapide zunehmen. Schnell könnte die Situation eintreten, dass deutlich mehr Impfstoff als Impfwillige vorhanden ist. Anreize können Zweifelnde überzeugen – und der Verzicht auf Quarantäne und Negativtests wäre ein starkes Lockmittel. Wenn Geimpfte – und nachweislich immune Genesene – keinen Negativtest mehr nachweisen müssen, um zum Beispiel einkaufen zu gehen, ist das keine „Impfpflicht durch die Hintertür“, wie Kritiker meinen. Es ist eine praktische und faire Regelung.

Es besteht zudem eine verfassungsrechtliche Verpflichtung, Grundrechte nicht länger als unbedingt nötig einzuschränken. Bestimmte Einschränkungen für Geimpfte und Genesene aufzuheben erhöht auch den Druck darauf, die Notwendigkeit dieser Maßnahmen für alle anderen noch besser zu begründen. Das kann nur gut sein. Die von Verzweiflung, selbst verschuldeter Hektik und politischer Schlamperei geprägte Pandemiepolitik der vergangenen Monate gehört auf den Prüfstand.

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Auch für Geimpfte kann jetzt nicht alles öffnen, das ist klar. Aber die Voraussetzungen für Öffnungsschritte müssen jetzt geschaffen werden: Kultur und Gastronomie erst unter freiem Himmel erlauben, später auch drinnen. Freibäder sollen baldmöglichst mit Test oder Impfnachweis zugänglich sein. Der Alltag – ein Alltag mit Masken, Abständen und Vorsicht – könnte pünktlich zu den Sommerferien Stück für Stück zurückkehren. Das wäre mehr als ein Hoffnungsschimmer. Es könnte die Resignation in diesem Land beenden. 

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