Nach Amokfahrt von TrierKommunalverbände für mehr Poller und Barrieren in Städten

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Retter und Helfer nach der Amokfahrt von Trier

  • Bei der Amokfahrt von Trier sind fünf Menschen getötet worden. Nun ist eine Diskussion um Sicherheitsvorkehrungen entbrannt.

Trier/Berlin – Als Konsequenz aus der Amokfahrt von Trier haben sich die Kommunalverbände für mehr Poller und Barrieren in den Städten ausgesprochen.

Gleichwohl verweisen sie darauf, dass sich eine hundertprozentige Sicherheit nicht erreichen lässt. „Wir brauchen zertifizierte Barrieren nach bundesweit einheitlichen, aktuellen technischen Sicherheitsstandards“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, dem Redaktions-Netzwerk Deutschland (RND).

Versenkbare Sperren

Neben mobilen Pollern könnten auch städtebaulich verankerte Barrieren eine sinnvolle Option zum Schutz der Plätze sein, etwa versenkbare Sperren oder auch Bänke, die als Schutzvorrichtungen dienten. „Diese haben den Vorteil, dass sie in das Stadtbild integriert werden können“, betonte Landsberg.

Die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger habe für die Kommunen oberste Priorität. „Dennoch sind erschütternde Ereignisse wie das gestrige in Trier leider nicht mit absoluter Sicherheit zu verhindern“, räumte Landsberg ein.

Dedy: Hundertprozentige Sicherheit lässt sich nicht erreichen Auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, sagte dem RND, er habe Zweifel, dass man sich gegen Taten wie in Trier schützen könne. „Amokfahrten, wie in Trier oder wie vor zwei Jahren in Münster, sind fast nie vorhersehbar. Das macht sie so gefährlich.“

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Dedy verwies darauf, dass Städte und Sicherheitsbehörden vor Ort eng zusammenarbeiteten und dann entschieden, wo Poller und Absperrungen sinnvoll sein könnten für einen besseren Schutz: „Bei allen Anstrengungen gilt aber leider auch: Eine hundertprozentige Sicherheit lässt sich nicht erreichen“, betonte Dedy. „Die Amok-Tat von Trier führt uns schmerzhaft ins Bewusstsein, wie verletzlich unsere modernen Stadtgesellschaften sind“, sagte der kommunalpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Bernhard Daldrup, dem RND. Ziel guter Kommunalpolitik müsse es sein, Städte resilienter gegen alle Arten von Bedrohungen zu machen. „Hundertprozentige Sicherheit kann es in einer freien Gesellschaft nie geben, allerdings muss man die Risiken so weit wie möglich minimieren“, forderte Daldrup. Das sei auch eine städtebauliche Herausforderung.

Der SPD-Politiker wies darauf hin, dass Stadtgesellschaften nicht nur durch direkte Angriffe auf Leib und Leben bedroht seien, sondern auch durch Attacken auf ihre technische und digitale Infrastruktur. „Anders als vor der Bedrohung durch psychisch kranke Einzeltätern können sich Städte gegen digitale Angriffe vergleichsweise einfach schützen“, sagte Daldrup. „Allerdings müssen die Länder ihren Städten auch die Expertise und die Finanzmittel dafür zur Verfügung stellen.“

Union lehnt Baumaßnahmen strikt ab

Der kommunalpolitische Sprecher der Unionsbundestagsfraktion, Christian Haase (CDU) sprach sich strikt gegen zusätzliche bauliche Sicherheitsmaßnahmen aus. „Es wäre völlig übertrieben, alle Innenstädte mit Pollern abzuschirmen. Das wären psychologische Grenzen, die die Innenstädte noch weiter zur Wüste werden lassen“, sagte Haase dem RND. „Katastrophen wie in Trier zeigen, wie wichtig es ist, mehr Aufmerksamkeit im Umgang mit auffälligen Personen an den Tag zu legen“, fügte der CDU-Politiker hinzu.

Am Dienstag war ein 51-Jähriger im Zickzack mit einem SUV durch die Fußgängerzone in Trier gerast und hat dabei fünf Menschen getötet, mehrere wurden verletzt, einige von ihnen lebensgefährlich. Unter den Toten sind ein neuneinhalb Wochen altes Mädchen und sein Vater.

Die Polizei nahm den Fahrer wenige Minuten nach der Tat fest, der betrunken gewesen sein soll. Ein Motiv des Täters ist bisher nicht bekannt. Eine psychische Erkrankung wird nicht ausgeschlossen. 

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