Studie von PwCFleischkonsum steigt – und gefährdet globale Ernährung

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Rohes Fleisch liegt in der Auslage einer Metzgerei.

Der hohe Fleischkonsum ist problematisch für die globale Ernährung.

  • Der Fleischkonsum nimmt zu - und die Nahrungsmittelindustrie braucht enorm viele Ressourcen.
  • Zu viele, heißt es in einer Studie des Beratungshauses PwC.
  • Um die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen, gebe es einige Stellschrauben.

Der Hunger nach Fleisch wird zu einem zunehmenden globalen Problem. Laut einer Studie der Unternehmensberatung „PwC Strategy&“ wird die Produktion tierischer Nahrungsmittel zunehmend zu einer Gefahr: Um die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen, müsse sich etwas ändern. 

Die Nahrungsmittelindustrie sei mittlerweile für zwei Drittel des globalen Frischwasserverbrauchs verantwortlich, heißt es in der Studie „The Coming Sustainable Food Revolution“. Nicht nur das: Auch drei Viertel der Nährstoffbelastung in Gewässern und ein Viertel aller Treibhausgasemissionen schreiben die Studienmacher der Produktion von Nahrungsmitteln zu.

Krieg in der Ukraine ließ weltweit Nahrungsmittelpreise steigen

Hinzu kommt, dass die Weltbevölkerung immer weiter steigt. Lebten 1960 noch 3 Milliarden Menschen auf der Erde, sind es mittlerweile 8 Milliarden. Da mehr Menschen naturgemäß auch mehr essen, halten die PwC-Experten ein Umsteuern in der Nahrungsmittelproduktion für dringend notwendig. Das aktuelle System sei nicht belastbar, heißt es. Das habe auch der Krieg in der Ukraine gezeigt: Der habe ausgereicht, um einen dramatischen Anstieg der weltweiten Nahrungsmittelpreise auszulösen.

Der Studie zufolge spielt der in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegene Fleischkonsum eine zentrale Rolle. Denn aktuell benötigt die Produktion von Steaks, Schnitzel und Co. enorme Flächen. Tiere brauchen Platz, hinzukommen riesige Fläche für den Anbau von Futterpflanzen. Rund 80 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen würden derzeit direkt oder indirekt für die Fleischproduktion verwendet, heißt es. Gleichzeitig werde dabei jedoch nur 11 Prozent des weltweiten Kalorienverbrauchs gedeckt.

Nabu: Globale  Fleischproduktion hat sich vervierfacht

Auch Umwelt- und Tierschützer verweisen regelmäßig auf den zunehmenden Fleischkonsum und seine Auswirkungen. Laut der Naturschutzorganisation Nabu hat sich die globale Fleischproduktion in den vergangenen Jahrzehnten vervierfacht. Neben Folgen für das Klima oder dem Artensterben sei das auch alleine schon aus gesundheitlicher Perspektive ein Problem, so der Nabu.

Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft lag 2021 der geschätzte Fleischverzehr in Deutschland bei 55 Kilo pro Kopf. Das ist weniger als noch 2020 und tendenziell geht der Fleischkonsum in Deutschland zurück - allerdings war er ab den 1960ern deutlich gestiegen. Und er ist nach wie vor hoch: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch oder Wurst pro Woche zu essen - was aufs Jahr gerechnet höchstens um die 30 Kilo bedeuten würde. Eine vollwertige Ernährung beruhe auf pflanzlichen Lebensmitteln, so die DGE. Tierische Lebensmittel seien die Ergänzung.

Nachfrage nach veganer Ernährung steigt

Gleichzeitig setzen immer mehr Deutsche auf vegetarische oder gar vegane Alternativen. Laut der Ernährungsorganisation ProVeg International stieg der Konsum von Fleisch- und Wurstalternativen im vergangenen Jahr um 17 Prozent. Ob Sojaschnitzel oder Wurst auf Basis von Erbsenproteinen: Unübersehbar wächst das Angebot an fleischlosen Produkten in den Supermarktregalen. Der Marktführer Rügenwalder Mühle verkaufte zuletzt sogar mehr vegetarische Alternativen als Produkte aus Fleisch.

Global betrachtet muss sich nun etwas tun, schlussfolgert die PwC-Studie. Um die Ernährung der Weltbevölkerung auch in Zukunft sicherzustellen, müssten sich die Essgewohnheiten ändern. Dabei gehe es nicht unbedingt auf den gänzlichen Verzicht auf Fleisch: Schon der Umstieg von Rind- auf Hühnerfleisch könne Co2-Emissionen und Wasserverbrauch eindämmen. Noch größer sei der Effekt allerdings bei einer Umstellung auf vegetarische oder vegane Ernährung.

Daneben gibt es noch andere Stellschrauben, die der PwC-Studie zufolge gedreht werden könnten: Ernte und Lieferketten müssten effizienter gemacht werden. So könne digitale Technik etwa dafür sorgen, Bewässerung und Düngung zu verbessern oder dass Waren bei der Lieferung genau verfolgt werden können.

Viele Nahrungsmittel werden entsorgt

Denn aktuell müsse ein Drittel aller Nahrungsmittel wegen Verzögerung oder Effizienz bei Ernte, Lieferung oder im Handel entsorgt werden. All diese Punkte zusammen könnten wesentlich dazu beitragen, den wachsenden Bedarf nach Lebensmitteln auf nachhaltige Weise und auch ohne deutliche Preissteigerungen zu sichern, so das Fazit der Studienmacher.

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