Verschwörungsmythen zum KriegAfD-Wähler und Ungeimpfte glauben sie am häufigsten

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Verschwörungserzählungen über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind in Deutschland weit verbreitet und werden vor allem von AfD-Wählern und Ungeimpften geglaubt. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas), die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) exklusiv vorliegt.

Knapp ein Fünftel der Befragten stimmte verschwörungsideologischen Aussagen über den Krieg eher zu. In der Umfrage wurde die Zustimmung zu einer ganzen Reihe von Aussagen abgefragt. So stimmten rund 12 Prozent ganz und fast 20 Prozent zumindest teilweise der Aussage zu, Wladimir Putin gehe „gegen eine globale Elite vor, die im Hintergrund die Fäden zieht“.

Sündenbock Putin?

Dass Putin vom Westen zu einem Sündenbock gemacht werde, um von den wahren Problemen abzulenken, glaubten gut 15 Prozent der Befragten voll und ganz und etwa 16 weitere Prozent teilweise. Knapp sieben Prozent stimmten der unbelegten Verschwörungserzählung, die Ukraine betreibe zusammen mit den USA geheime Labore zur Herstellung von Biowaffen, vollständig zu und doppelt so viele teilweise.

Weit verbreitet ist der Umfrage zufolge eine Skepsis gegenüber westlichen Medien. Fast 14 Prozent stimmten der Aussage, man könne ihnen in der Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine nicht trauen, vollständig zu, mehr als 21 Prozent zumindest teilweise.

Große Unterschiede konnte die Cemas-Studie zwischen verschiedenen demographischen und politischen Gruppen feststellen. Die höchste Zustimmung zu Verschwörungserzählungen über den Ukraine-Krieg gibt es demnach bei den 30 bis 49-Jährigen (etwa 24 Prozent), die niedrigste bei Menschen über 60 (rund 13 Prozent).

Wenig Zustimmung bei Grünen-Wählern

Noch eindrücklicher sind die Umfrage-Ergebnisse mit Blick auf das Wahlverhalten: Fast 60 Prozent der AfD-Wählerinnen und -Wähler stimmen der Studie zufolge verschwörungsideologischen Aussagen zum Krieg zu. Bei den Linken-Wählern sind es immer noch 26 Prozent, unter AfD-Wählern rund 15. Die Wähler von CDU/CSU (knapp 12 Prozent) und SPD (circa 10 Prozent) unterscheiden sich in dieser Hinsicht hingegen kaum. Am geringsten ist die Zustimmung zu verschwörungsideologischen Aussagen demnach mit weniger als vier Prozent unter Grünen-Wählern.

Die Wählerinnen und Wähler der AfD sahen auch am häufigsten eine Kriegsschuld der Ukraine, der USA, der EU und der Nato.

Die repräsentative Umfrage belegt darüber hinaus den Zusammenhang zwischen Corona-Verschwörungsmythen und solchen über den russischen Krieg gegen die Ukraine. Je mehr Impfungen gegen das Coronavirus erhalten haben, desto weniger stimmen sie demnach verschwörungsideologischen Aussagen über den Krieg zu. Unter den Ungeimpften ist die Zustimmung zu solchen Aussagen mit etwas mehr als 56 Prozent am höchsten.

Auch unter Personen, die eine hohe Bereitschaft zum Protest gegen staatliche Corona-Maßnahmen haben, ist die Zustimmung mit ebenfalls 56 Prozent besonders hoch. Nur knapp neun Prozent derer, die eine geringe Bereitschaft zu solchen Protesten äußerten, stimmten Kriegs-Verschwörungserzählungen zu.

„Die Ergebnisse zeigen noch einmal für die Gesellschaft auf, was wir für den digitalen Raum bereits belegen konnten: Wo Corona-Leugnung vorher das Thema war, wird nun der Angriffskrieg gegen die Ukraine verschwörungsideologisch aufgeladen“, sagte die Psychologin und Cemas-Geschäftsführerin Pia Lamberty dem RND. „Dementsprechend ist es wichtig, langfristig Strategien für den Umgang zu entwickeln. Diese Mobilisierungen werden nicht einfach so verschwinden – gerade in Anbetracht der multiplen Krisenlagen“, fügte sie hinzu.

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