Zurück zu den familiären WurzelnIsraels neuer Botschafter tritt sein Amt an

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Ron Prosor

Berlin – Seine erste Rede als Israelischer Botschafter in Deutschland hält Ron Prosor knapp vier Kilometer vom Geburtsort seines Vaters entfernt. „Ich heiße Ron Prosor – und es ist sehr aufregend für mich, hier zu sein“, beginnt er die Ansprache. Die Botschaft, deren oberster Diplomat Prosor seit Montag ist, hatte auf den Bebelplatz an der Prachtstraße Unter den Linden im Zentrum Berlins geladen. Die Ortswahl ist nicht zufällig.

Im Mai 1933 verbrannten nationalsozialistische Studenten hier in einer öffentlichen Massenaktion tausende Bücher. Wenige Meter von Prosors provisorischem Podest entfernt erinnert seit 1995 ein Denkmal des israelischen Künstlers Micha Ullman an das Ereignis. Fünf Monate nach den Bücherverbrennungen verließ Prosors damals sechsjähriger Vater Uri, geboren als Ulrich Proskauer, mit seiner Familie Berlin. Sie flohen aus Deutschland, wanderten nach Palästina aus. Und das, obwohl Prosors Großvater sich sein Leben lang als Preuße bezeichnet habe und seine Heimat nicht verlassen wollte.

„Eine sehr persönliche und emotionale Angelegenheit“

„Meine Großmutter Elfriede Proskauer war eine Frau mit einer großen Weitsicht. Sie hat entschieden, dass die Familie Deutschland verlassen muss. Und so hat ihre Weitsicht die Familie gerettet“, sagt Prosor, der fließend deutsch spricht. Sein Großvater habe damals alles verloren, sagt er. „Seine Heimat, die Kultur, die Sprache, seine Firma.“

„Wer hätte gedacht, dass ich – der Enkel des stolzen Preußen Berthold Proskauer – einmal als Botschafter den Staat Israel in Deutschland vertreten werde“, sagt Prosor nun, 89 Jahre später und sichtlich glücklich. Wenige Stunden vorher hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihn im Schloss Bellevue offiziell akkreditiert.

„Für mich ist das nicht nur eine berufliche Aufgabe“, sagt Prosor: „Es ist auch eine sehr persönliche und emotionale Angelegenheit.“ Er kehre zu den deutschen Wurzeln seiner Familie zurück. „Als stolzer Israeli. Als Vertreter des jüdischen Staates.“

Prosor bringt viel diplomatische Erfahrung mit

Prosor blickt bereits über eine lange diplomatische Karriere zurück. Von 1988 bis 1992 arbeitete er bereits bei der israelischen Botschaft in Deutschland – damals noch in Bonn. Vor seiner jetzigen Station in Berlin war Prosor zudem Botschafter Israels im Vereinigten Königreich und bei den Vereinten Nationen. Besonders letzterer Posten ist eine enorme Herausforderung: Bei den UN ist Israel regelmäßig Anfeindungen von Staaten ausgesetzt, die dem Land feindlich gegenüberstehen – und in denen die Vernichtung Israels teilweise gar zur Staatsräson gehört.

In Deutschland betont Prosor dagegen besonders die deutsch-israelische Freundschaft: Hinter ihm stehen während seiner Rede sechs Jugendliche, die im deutsch-israelischen Jugendaustausch aktiv sind. „Ihr seid die Zukunft unserer Beziehungen“, lobt Prosor und ernennt sie zu Botschaftern des Jugendaustauschs. Diesen weiter zu festigen, werde eine seiner wichtigsten Aufgaben sein.

Prosor löst Jeremy Issacharoff ab

Doch von dem neuen Botschafter sind auch klare, kritische Worte zu erwarten, besonders wenn es um Antisemitismus geht. Das zeigte Prosor bereits in der vergangenen Woche. „Schande!“, schrieb Prosor auf Twitter über die den Holocaust relativierenden Aussagen von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Bundeskanzleramt und erklärte: „Für die Holocaust-Leugnung von Mahmud Abbas auf deutschen Boden muss es 0 Toleranz geben.“

Prosor löst in der israelischen Botschaft Jeremy Issacharoff, der das Amt seit 2017 innehatte. Prosors Amtsantritt markiert nicht den einzigen Personalwechsel innerhalb der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel. Erst am 9. August hatte der frühere Regierungssprecher Steffen Seibert das Amt des deutschen Botschafters in Israel übernommen.

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Seibert war zuvor für mehr als elf Jahre Sprecher der Bundesregierungen unter Kanzlerin Angela Merkel gewesen. Seibert und Prosor wünschten sich auf Twitter gegenseitig viel Erfolg für ihre Ämter. Prosor bezeichnete Seibert dabei als „mein lieber Freund“. Seibert schrieb am Dienstag: „Lass uns gemeinsam Gutes tun für diese kostbare Freundschaft zwischen unseren Ländern.“(RND)

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