Synodaler WegVatikan will Prozess für Kirchenreformen ausbremsen

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Symbolbild Kirchenreform

Köln – Die Nachrufe auf den „Synodalen Weg“ sollten sinnvollerweise frühestens geschrieben werden, wenn der Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland 2023 am Ziel ist. Aber der Vatikan hat bereits jetzt eine Todesanzeige verfasst. 

Der Synodale Weg sei „nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen „auf neue Formen der Leitung und neue Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten“, heißt es in einer Erklärung des Heiligen Stuhls. Unzulässig seien auch Alleingänge bei Strukturreformen, die die Einheit der Kirche bedrohen würden.

Faktischer Stopp für Reformvorhaben

Faktisch sollen damit zentrale Reformvorhaben schon auf der Strecke gestoppt werden. Verbindliche Beteiligung der Laien an allen wesentlichen Entscheidungen, wirksame Mechanismen der Machtkontrolle und Gewaltenteilung, eine Revision der Sexualmoral mit ihrer Verteilung gelebter Homosexualität – alle Beschlüsse dazu könnte sich die Synodalversammlung, besetzt von Deutscher Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) – nach vatikanischer Lesart gleich schenken.

Einen scheinbaren Ausweg eröffnet Rom mit dem Hinweis, die Deutschen könnten ihre Vorstellungen ja in den synodalen Prozess der Weltkirche „einfließen“ lassen – „zur gegenseitigen Bereicherung“. Das ist allerdings eher ein vergiftetes Angebot. Schon lange argumentieren wortmächtige mächtige Gegner des Synodalen Wegs damit, dass der angebliche deutsche Sonderweg universalkirchlich nicht vermittelbar sei.

Reformer kündigen Vorschläge für Weltkirche an

Dennoch erkennt ZdK-Vize Thomas Söding hierin den Königsweg: Die deutsche Kirche werde sich auf Weltebene „aktiv einbringen“ mit klaren Vorschlägen für Veränderungen, „die weltweit auf Zustimmung stoßen“, sagte Söding dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Unterhalb dessen gelte: „Was vor Ort getan werden kann, wird auch vor Ort erledigt. “

Die Erklärung des Vatikans bestätigt nach Ansicht Södings, der auch Vizepräsident des Synodalen Wegs ist, lediglich dessen Statuten.  „Es gibt kein Mandat für Veränderungen in der Lehre. Aber dort, wo es klemmt, zum Beispiel in der Sexualethik, gibt es Voten, die weltkirchlich zu beraten und zu entscheiden sind.“

Reformen überfällig

Er hoffe darauf, dass sie gehört würden. Änderungen seien überfällig. Im Übrigen stimmten sämtliche Vorschläge für Reformen der Kirchenleitung voll mit dem Kirchenrecht überein. 

„Rom will mehr Beteiligung der Ortskirchen – dann muss die Zentrale die Initiativen vor Ort auch zulassen“. Die deutsche Kirche werde sich auf Weltebene „aktiv einbringen“ mit klaren Vorschlägen für Veränderungen, „die weltweit auf Zustimmung stoßen“. Unterhalb dessen gelte: „Was vor Ort getan werden kann, wird auch vor Ort erledigt. “ 

Synodalpräsidium weist Verdacht eines Sonderwegs zurück

Am Abend reagierten die Präsidenten des Synodalen Wegs, Bischof Georg Bätzing und Irme Stetter-Karp, auf die römische Erklärung. Auch sie betonten, dass die Statuten des Synodalen Wegs im Einklang mit dem stünden, was die römische Erklärung forderte. Diese zeuge „von keinem guten Stil der Kommunikation“, weil sie anonym sei. 

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und die ZdK-Präsidentin zeigten sich irritiert über die Verweigerung einer direkten Kommunikation mit dem Synodalpräsidium. Ihnen sei an einem baldigen Gespräch mit „möglichst vielen Stellen innerhalb der römischen Kurie gelegen, unterstrichen Bätzing und Stetter-Karp.

Theologin Julia Knop: Vatikan baut Popanz auf

Die Erfurter Theologin Julia Knop, auf dem Synodalen Weg eine Protagonistin des Reformerlagers, sieht in dem „namenlosen Schreiben“ aus Rom den Versuch, einen Popanz aufzubauen. Nationale Alleingänge in Fragen, für die es eine weltkirchliche Übereinkunft bräuchte, seien von niemandem beabsichtigt, sagte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Sorge des Vatikans sei unbegründet, betonte Knop und verwies – wie Söding – auf die Statuten des Synodalen Wegs.

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Die Ausübung des bischöflichen Amtes bestehe aber nicht nur darin, „überkommene Lehren zu konservieren, koste es, was es wolle“. Und statt eben diese überkommenen Lehren dann gehorsam anzunehmen, gehöre es zur vom Vatikan selbst hochgehaltenen „Freiheit des Volkes Gottes“, sich eigene Gedanken zur Zukunft der Kirche zu machen, die gemeinsam gefundenen Ergebnisse zu artikulieren und entsprechende Entwicklungen einzufordern.

Zweifellos will der römische Stolperstein auf dem Synodalen Weg genau das erschweren.

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